Aichacher Nachrichten

Ein Hörbuch über Hochzeiten mit Hinderniss­en

Die freischaff­ende Autorin Christine Pappenberg­er behandelt ihre Erfahrunge­n als ehemalige Standesbea­mtin in Augsburg in einer Fabel. Nicht immer, weiß sie, treten zwei Menschen aus Liebe in den Stand der Ehe

- VON ANAHIT CHACHATRYA­N

Sollte ein Kater eine Hündin heiraten? Oder anders gefragt und übertragen: Sollten zwei Menschen heiraten, die auf dem ersten Blick nicht unbedingt zusammenpa­ssen?

Heute hat sich die allgemeine Gesinnung dahingehen­d entwickelt, der Liebe mehr Freiraum zu lassen. Religion, Herkunft und Ethnie spielen – oft – keine Rolle mehr. Seit dem 1. Oktober 2017 ist auch die Ehe für gleichgesc­hlechtlich­e Paare erlaubt.

Man könnte meinen, Hochzeiten müssten harmonisch verlaufen. Doch der Alltag beim Standesamt sieht manchmal noch ganz anders aus. Denn vor allem die Familien können sich querstelle­n. Eine Inspiratio­n für die ehemalige Augsburger Standesbea­mtin Christine Pappenberg­er ihre Erfahrunge­n im Hörbuch „Zeitenwend­e – Die Hochzeit von Hund und Katz’“zu verarbeite­n.

Wenn es um die Liebe geht, dann sind sich viele uneinig, weiß sie. Im Volksmund heißt es zum einen „Gleich und gleich gesellt sich gern“, zum anderen „Gegensätze ziehen sich an“. Was könnte noch gegensätzl­icher sein als Hund und Katz – und die sollen auch noch in Pappenberg­ers Fabel heiraten. Gleich mischen sich in der Handlung nicht nur die Familien des Paares ein, sondern auch die gesamte Tierwelt. Der Löwe Max beruft deswegen eine Konferenz der Tiere ein, um die Frage zu klären, ob ein Kater eine Hündin heiraten darf.

und dort versteckt die überzeugte Katholikin auch theologisc­he Botschafte­n. Paare mit einer unterschie­dlichen Konfession wie etwa evangelisc­he und katholisch­e Christen durften sich bis zum Jahr 1876 nicht ehelichen. Erst dann wurde schließlic­h das Standesamt eingeführt, um die Möglichkei­t zu schaffen, auch konfession­sübergreif­end zu heiraten. „Paare sind nun mal verschiede­n“, sagt Pappenberg­er dazu. Sei es die Religion, die Herkunft, der Charakter oder das OptiHier sche. Der Liebe seien jedoch keine Grenzen gesetzt. Die Hochzeiten während des Kosovo-Krieges sind der Autorin besonders in Erinnerung geblieben, zwischen Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawie­n und Deutschen beispielsw­eise. Nicht immer sei nur die Liebe der Grund für die Eheschließ­ung, manchmal geselle sich auch etwa die Angst vor der Abschiebun­g hinzu, vermutet sie. Die Reaktionen der Familienmi­tglieder auf die „vorschnell­en Ehen“prägen die freie Autorin. Die Motive, sich gegen die Hochzeit auszusprec­hen, sind nach ihrer Ansicht: Kritiksuch­t, Rachsucht, Intoleranz, Eifersucht und Geltungssu­cht. „Die Anfangsbuc­hstaben ergeben KRIEG“, wie Pappenberg­er erklärt.

In zehn Jahren führte Pappenberg­er als Standesbea­mtin mehr als 1400 Hochzeiten durch. Sie vermählte die unterschie­dlichsten Konstellat­ionen. Fast immer habe sie aber die „Aura der Liebe“wahrgenomm­en. Sie liebte ihren Job. Doch ihre gesundheit­liche Verfassung – sie hat eine spastische Halbseiten­lähmung – ist der Hauptgrund, dass sie frühzeitig in den Ruhestand gehen muss.

Dieser Einbruch trifft sie schwer. Mit einer neuen Weichenste­llung fasst sie neuen Mut. Sie brachte bereits vorher mehrere Bücher über Traureden für Standesbea­mte heraus.

Nicht nur die Familie des Paares mischt sich ein

Sie traute fast 1400 Paare

2010 fasste sie den Entschluss, sich ganz ihrer Leidenscha­ft als freischaff­ende Schriftste­llerin hinzugeben. Künftig plant sie, Lesungen im Standesamt oder bei Verlobungs­und Hochzeitsf­eiern zu halten. „Wenn die Familie noch von der Liebe überzeugt werden muss“, scherzt die 52-Jährige. Vom 15. bis zum 18 März ist die Augsburger­in auf der Leipziger Buchmesse vertreten.

 ?? Foto: Anahit Chachatrya­n ?? Christine Pappenberg­er, Autorin von „Zeitenwend­e – Die Hochzeit von Hund und Katz“. Die freischaff­ende Autorin behandelt in der Fabel ihre Erfahrunge­n als ehemalige Standesbea­mtin.
Foto: Anahit Chachatrya­n Christine Pappenberg­er, Autorin von „Zeitenwend­e – Die Hochzeit von Hund und Katz“. Die freischaff­ende Autorin behandelt in der Fabel ihre Erfahrunge­n als ehemalige Standesbea­mtin.

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