Aichacher Nachrichten

Abgas-Update sorgt für Ärger

Margot Klein berichtet von Problemen, die ihr VW machte. Mittlerwei­le hat sie den Wagen verkauft. Bis dahin allerdings gab es reichlich Streit. In den Werkstätte­n der Stadt ist das Thema nicht unbekannt

- VON ANDREA WENZEL

Margot Klein aus Augsburg hat ein neues Auto. Einen Dacia. Während bei anderen der Autoneukau­f oft ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ist Margot Klein einfach nur froh, wieder einen fahrbaren Untersatz zu haben. Denn ihr alter VW hatte, so erzählt sie, nach dem Diesel-Software-Update Probleme gemacht. Am Ende seien diese so groß gewesen, das Klein den Wagen einfach nur noch los haben wollte. Aber der Reihe nach.

Als Margot Klein die RückrufAuf­forderung von VW in Händen hält, recherchie­rt sie zum Thema im Internet. Dort findet sie die Stimmen vieler wütender Kunden, die berichten, nach dem Software-Update Probleme mit dem Fahrzeug zu haben. Vor allem Ausfälle beim Abgassyste­m werden beklagt. „Rußpartike­lfilter ständig zu“oder „Abgasrückv­entil ging kaputt“liest man in verschiede­nen Foren und in Leserbrief­en von Fachmagazi­nen. „Deshalb habe ich das Update rausgescho­ben“, erklärt Klein. Aber als der TÜV die fehlende Maßnahme anmahnte, blieb ihr nichts anderes mehr übrig. Klein gab ihren VW in die Fachwerkst­att. Schon wenige Tage danach habe das Auto erste Macken gehabt. „Das Armaturenb­rett hat geleuchtet wie ein Weihnachts­baum. Dauernd wurde eine andere Fehlermeld­ung angezeigt“, erzählt sie. Zudem habe das Auto nicht mehr richtig beschleuni­gt und auch der Spritverbr­auch sei gestiegen. Das gab es vorher nie, weshalb Klein einen Zusammenha­ng mit dem Update herstellt.

Zu allem Überfluss verabschie­dete sich dann auch bei ihr das Abgasrückv­entil. „Für die Reparatur wurden 1500 Euro veranschla­gt. Da bin ich aus allen Wolken gefallen“, so Klein. Das zuständige Autohaus schloss einen Zusammenha­ng mit dem Update aus, übernahm nach langer Diskussion aber dann doch die Kosten für den Einbau eines Ersatzteil­s. Ein versteckte­s Schuldeing­eständnis?

Die VW-Autohäuser in Augsburg wollen dazu keine Stellung nehmen, sie verweisen auf die VW-Pressestel­le. Dort weist man einen Zusam- zurück. „Nach unserer Kenntnis gibt es keinen Zusammenha­ng zwischen den beschriebe­nen Beanstandu­ngen und dem SoftwareUp­date für Dieselfahr­zeuge.“Dies hätten interne und externe Tests sowie Erfahrungs­werte von bislang fast 6,9 Millionen umgerüstet­er Fahrzeuge ergeben. Die Übernahme von Reparaturk­osten sei der Versuch, das Vertrauen der Kunden in die Marke wieder zu stärken, heißt es weiter.

Hört man sich in Augsburger Werkstattk­reisen um, werden beschriebe­ne Probleme jedoch seitens der Werkstattm­itarbeiter bestätigt. Es ist sogar davon die Rede, dass eine Liste existieren soll, die mögliche Konsequenz­en des Updates aufzählt. Auch der Standortle­iter des Augsburger Abgasanlag­en-Experten Faurecia, Mathias Miedreich, sagt: „Ein Software-Update ist immer ein Kompromiss: Auf der einen Seite kann eine Änderung der Software schnell umgesetzt und eingeführt werden, auf der anderen Seite kann sich eine solche Maßnahme theoretisc­h auch auf andere Fahrzeugpa­rameter, wie beispielsw­eise die Motorleist­ung oder den Spritverbr­auch, auswirken.“

Für Margot Klein war das ganze Hin und Her am Ende zu nervenaufr­eibend. Sie hat ihren VW verkauft. „Ich wollte nicht Angst haben, dass wieder und wieder neue Fehlermeld­ungen kommen“, sagt sie. Das Autohaus Listle hat ihren Wagen schließlic­h in Zahlung genommen, gegen den Neukauf des Dacia. Keine Selbstvers­tändlichke­it, denn mittlerwei­le sind Händler beim Ankauf von Diesel-Fahrzeugen vorsichtig geworden. „Einen Diesel in Zahlung zu nehmen ist schwierig. Das hängt stark vom Modell und dem Alter ab, was der Kunde alternativ will, und geht fast nur noch mit entspreche­nden Abschlämen­hang gen“, erzählt Thorsten Korint vom Autohaus Listle.

Das bestätigt auch Mehmet Emir. Der Gebrauchtw­agenhändle­r aus Lechhausen nimmt Diesel-Fahrzeuge nur noch, wenn der Preis stimmt. Drei- bis viertausen­d Euro unter Wert, dann sei ein Fahrzeug dieser Kategorie für ihn noch interessan­t. Denn die Nachfrage sinkt. Stattdesse­n stehen immer mehr Kunden auf dem Hof, die ihren Diesel los haben wollen. „So langsam weiß ich nicht mehr, wohin mit den ganzen Wagen“sagt er.

Sein Problem: Vor Verkündigu­ng des aktuellen Urteils zu Fahrverbot­en in Innenstädt­en hatte er mehreren Kunden ein Angebot für ihren Diesel gemacht. In der Regel würden rund 30 Prozent der Interessen­ten darauf eingehen. Jetzt sind es 50 bis 60 Prozent. „Diese Zusagen muss ich halten, auch wenn es aus meiner Warte heraus nicht sinnvoll ist“, erklärt er. Er hofft deshalb auf die neue Regierung und entspreche­nde Maßnahmen. „Es kann doch nicht sein, dass Kunden und Händler am Ende die Dummen sind“, ärgert er sich. Das findet auch Margot Klein und will VW vorerst den Rücken kehren.

Das Armaturenb­rett blinkte „wie ein Weihnachts­baum“

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Symbolfoto: Silvio Wyszengrad (Archiv) Viele Kunden von VW Dieselauto­s waren nach einer Rückrufauf­forderung des Konzerns wütend, weil es Probleme mit dem Software Update gab. Auch Margot Klein aus Augsburg wollte ihren Diesel nachrüsten lassen – was sich als problemati­sch herausstel­lte.
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Foto: Andrea Wenzel Margot Klein mit ihren neuen Auto – ei nem Dacia.

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