Abgas-Update sorgt für Ärger
Margot Klein berichtet von Problemen, die ihr VW machte. Mittlerweile hat sie den Wagen verkauft. Bis dahin allerdings gab es reichlich Streit. In den Werkstätten der Stadt ist das Thema nicht unbekannt
Margot Klein aus Augsburg hat ein neues Auto. Einen Dacia. Während bei anderen der Autoneukauf oft ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, ist Margot Klein einfach nur froh, wieder einen fahrbaren Untersatz zu haben. Denn ihr alter VW hatte, so erzählt sie, nach dem Diesel-Software-Update Probleme gemacht. Am Ende seien diese so groß gewesen, das Klein den Wagen einfach nur noch los haben wollte. Aber der Reihe nach.
Als Margot Klein die RückrufAufforderung von VW in Händen hält, recherchiert sie zum Thema im Internet. Dort findet sie die Stimmen vieler wütender Kunden, die berichten, nach dem Software-Update Probleme mit dem Fahrzeug zu haben. Vor allem Ausfälle beim Abgassystem werden beklagt. „Rußpartikelfilter ständig zu“oder „Abgasrückventil ging kaputt“liest man in verschiedenen Foren und in Leserbriefen von Fachmagazinen. „Deshalb habe ich das Update rausgeschoben“, erklärt Klein. Aber als der TÜV die fehlende Maßnahme anmahnte, blieb ihr nichts anderes mehr übrig. Klein gab ihren VW in die Fachwerkstatt. Schon wenige Tage danach habe das Auto erste Macken gehabt. „Das Armaturenbrett hat geleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Dauernd wurde eine andere Fehlermeldung angezeigt“, erzählt sie. Zudem habe das Auto nicht mehr richtig beschleunigt und auch der Spritverbrauch sei gestiegen. Das gab es vorher nie, weshalb Klein einen Zusammenhang mit dem Update herstellt.
Zu allem Überfluss verabschiedete sich dann auch bei ihr das Abgasrückventil. „Für die Reparatur wurden 1500 Euro veranschlagt. Da bin ich aus allen Wolken gefallen“, so Klein. Das zuständige Autohaus schloss einen Zusammenhang mit dem Update aus, übernahm nach langer Diskussion aber dann doch die Kosten für den Einbau eines Ersatzteils. Ein verstecktes Schuldeingeständnis?
Die VW-Autohäuser in Augsburg wollen dazu keine Stellung nehmen, sie verweisen auf die VW-Pressestelle. Dort weist man einen Zusam- zurück. „Nach unserer Kenntnis gibt es keinen Zusammenhang zwischen den beschriebenen Beanstandungen und dem SoftwareUpdate für Dieselfahrzeuge.“Dies hätten interne und externe Tests sowie Erfahrungswerte von bislang fast 6,9 Millionen umgerüsteter Fahrzeuge ergeben. Die Übernahme von Reparaturkosten sei der Versuch, das Vertrauen der Kunden in die Marke wieder zu stärken, heißt es weiter.
Hört man sich in Augsburger Werkstattkreisen um, werden beschriebene Probleme jedoch seitens der Werkstattmitarbeiter bestätigt. Es ist sogar davon die Rede, dass eine Liste existieren soll, die mögliche Konsequenzen des Updates aufzählt. Auch der Standortleiter des Augsburger Abgasanlagen-Experten Faurecia, Mathias Miedreich, sagt: „Ein Software-Update ist immer ein Kompromiss: Auf der einen Seite kann eine Änderung der Software schnell umgesetzt und eingeführt werden, auf der anderen Seite kann sich eine solche Maßnahme theoretisch auch auf andere Fahrzeugparameter, wie beispielsweise die Motorleistung oder den Spritverbrauch, auswirken.“
Für Margot Klein war das ganze Hin und Her am Ende zu nervenaufreibend. Sie hat ihren VW verkauft. „Ich wollte nicht Angst haben, dass wieder und wieder neue Fehlermeldungen kommen“, sagt sie. Das Autohaus Listle hat ihren Wagen schließlich in Zahlung genommen, gegen den Neukauf des Dacia. Keine Selbstverständlichkeit, denn mittlerweile sind Händler beim Ankauf von Diesel-Fahrzeugen vorsichtig geworden. „Einen Diesel in Zahlung zu nehmen ist schwierig. Das hängt stark vom Modell und dem Alter ab, was der Kunde alternativ will, und geht fast nur noch mit entsprechenden Abschlämenhang gen“, erzählt Thorsten Korint vom Autohaus Listle.
Das bestätigt auch Mehmet Emir. Der Gebrauchtwagenhändler aus Lechhausen nimmt Diesel-Fahrzeuge nur noch, wenn der Preis stimmt. Drei- bis viertausend Euro unter Wert, dann sei ein Fahrzeug dieser Kategorie für ihn noch interessant. Denn die Nachfrage sinkt. Stattdessen stehen immer mehr Kunden auf dem Hof, die ihren Diesel los haben wollen. „So langsam weiß ich nicht mehr, wohin mit den ganzen Wagen“sagt er.
Sein Problem: Vor Verkündigung des aktuellen Urteils zu Fahrverboten in Innenstädten hatte er mehreren Kunden ein Angebot für ihren Diesel gemacht. In der Regel würden rund 30 Prozent der Interessenten darauf eingehen. Jetzt sind es 50 bis 60 Prozent. „Diese Zusagen muss ich halten, auch wenn es aus meiner Warte heraus nicht sinnvoll ist“, erklärt er. Er hofft deshalb auf die neue Regierung und entsprechende Maßnahmen. „Es kann doch nicht sein, dass Kunden und Händler am Ende die Dummen sind“, ärgert er sich. Das findet auch Margot Klein und will VW vorerst den Rücken kehren.
Das Armaturenbrett blinkte „wie ein Weihnachtsbaum“