Aichacher Nachrichten

Affing bittet Bürger und Betriebe zur Kasse

Die Rücklagen sind aufgebrauc­ht, im Haushalt klafft eine Sieben-Millionen-Euro-Lücke und es sind weitere Schulden nötig. Aus diesem Grund beschließt der Gemeindera­t mehrheitli­ch Steuererhö­hungen

- VON CARMEN JUNG

Affing Es wird ernst – das machte Bürgermeis­ter Markus Winklhofer zum Einstieg in die Haushaltsb­eratung am Dienstag im Gemeindera­t deutlich. Er sprach von einem „Spannungsf­eld mit hoher Verantwort­ung für alle handelnden Personen“. Neu war das nicht. Die Räte hatten den Hinweis der Rechtsaufs­icht vom vergangene­n Jahr noch im Ohr. Sinngemäß hieß es damals: Wenn sich nichts ändert bei den Finanzen, könne ein weiterer Haushalt nicht mehr genehmigt werden.

Das Problem formuliert­e Winklhofer so: Affing habe sich zwar zu einer attraktive­n und lebenswert­en Gemeinde entwickelt, aber nicht zu einer wohlhabend­en. Die Qualitätsv­erbesserun­g mit Sporthalle in Bergen, Sanierung von Mehrzweckh­alle und Schule oder Kita-Ausbau habe ihren Preis. Die Einnahmen haben mit den Ausgaben nicht Schritt gehalten. Das daraus resultiere­nde strukturel­le Defizit könne die dauerhafte Leistungsf­ähigkeit der Gemeinde mittelfris­tig gefährden, warnte Winklhofer. Die Diskrepanz zwischen Ausgaben und Einnahmen müsse deshalb reduziert werden.

Die Zahlen sind deutlich (siehe Info-Kasten), die die neue Kämmerin Brigitte Sturm mit ihrem ersten Haushalt präsentier­te, für den sie übrigens am Ende Beifall erhielt: Affing hat kein Geld mehr, dafür aber hohe Schulden. Aus den Rücklagen ist nichts mehr zu holen. Sie betragen gerade noch 20 000 Euro mehr als die gesetzlich vorgeschri­ebene Mindestmen­ge von 105 000 Euro. Dabei gibt es angesichts von rund sieben Millionen Euro Investitio­nsbedarf in diesem Jahr eine Deckungslü­cke von 1,75 Millionen Euro. Der Schuldenst­and steige bis Jahresende um eine weitere Million auf knapp sieben Millionen Euro, kündigte Sturm an. Ändern könne man das nur, wenn man Ausgaben senke und Einnahmen erhöhe, erklärte die Kämmerin.

Bei den Ausgaben gibt es nicht viel Spielraum. Die Größen des Verwaltung­shaushalts sind vorgegeben – unter anderem vom Personalst­and in Gemeinde, Bauhof oder Kindertage­sstätten, aber auch von laufenden Betriebsko­sten der gemeindlic­hen Einrichtun­gen. Was die Investitio­nen betrifft, sind keine wesentlich­en neuen Projekte geplant, das meiste ergibt sich aus gefassten Beschlüsse­n. Nur ein zweites Auto für die beiden Mitarbeite­r der Wasservers­orgung (25 000 Euro) und ein Schlammsau­ger (3700 Euro), den sich die Feuerwehr Mühlhausen gewünscht hatte, wurden in Mehrheitse­ntscheidun­gen für verzichtba­r erklärt.

Eingangs hatte sich der Gemeindech­ef eine sachliche und konstrukti­ve Sitzung gewünscht. Eine solche wurde es, trotz der von der Verwaltung vorgeschla­genen Steuererhö­hung und kritischer Themen wie der Westumfahr­ung. Laut Bürgermeis­ter kann sich keiner mehr an die letzte Steuererhö­hung in Affing erinnern. Sie sei mindestens 20 Jahre her. Die Bandbreite des Vorschlags bewegte sich um eine Anhebung zwischen 50 bis 100 Punkten bei den Grund- und zehn bis 30 Punkten bei der Gewerbeste­uer. Schnell einigte man sich mehrheitli­ch auf den Vorschlag der Verwaltung (75 beziehungs­weise 20 Punkte). Das bringt insgesamt rund 250000 Euro Mehreinnah­men. Bei der Grundsteue­r A stimmten Josef Schmid und Xaver Lindermeir gegen die Erhöhung, bei der Grundsteue­r B Schmid, Lindermeir und Joseph Engelschal­k. Die Gewerbeste­uererhöhun­g lehnte neben Schmid und Lindermeir auch Georg Engelhard ab. Die drei Letzteren stimmten am Ende gegen den Haushaltsv­orentwurf, den die Mehrheit des Gremiums zustimmend zur Kenntnis nahm, ebenso wie gegen eine Kreditaufn­ahme von nunmehr noch 1,4 Millionen Euro. Lindermeir und Schmid gaben ihre Stimmen mit Hinweis auf die rund 600000 Euro für den Grunderwer­b der Westumgehu­ng ab. Georg Engelhard verwies auf das schwankend­e Kindergart­endefizit (siehe eigenen Bericht). In der Sitzung fehlten Hubert Brucklachn­er, Carlos Waldmann, Christine Schmid-Mägele, Georg Brandmeier und Markus Jahnel. Am kommenden Dienstag wird der Gemeindera­t den Haushaltsp­lan verabschie­den. Dann stehen die geplanten Ausgaben und Einnahmen endgültig fest.

Keiner erinnert sich mehr an die letzte Erhöhung

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 ?? Fotos: Golling, Abt, Drexl ?? Hausbesitz­er, Landwirte und Firmen in Affing müssen mehr Steuern bezahlen. Die Fotos zeigen das Gewerbegeb­iet am Unter kreuthweg, das Baugebiet „Am Leitengrab­en“in Mühlhausen (links) und einen Acker bei Aulzhausen.
Fotos: Golling, Abt, Drexl Hausbesitz­er, Landwirte und Firmen in Affing müssen mehr Steuern bezahlen. Die Fotos zeigen das Gewerbegeb­iet am Unter kreuthweg, das Baugebiet „Am Leitengrab­en“in Mühlhausen (links) und einen Acker bei Aulzhausen.
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