Aichacher Nachrichten

Pöttmes erhöht Grund und Gewerbeste­uer

Die Marktgemei­nde geht mit einem Rekordhaus­halt in dieses Jahr. Acht Millionen Euro will sie investiere­n. Um alle Ausgaben zu stemmen, nimmt sie einen starken Schuldenzu­wachs in Kauf. Und verlangt mehr Geld von den Bürgern

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes Wer in Pöttmes lebt oder einen Betrieb hat, muss in Zukunft höhere Grund- und Gewerbeste­uern bezahlen. Der Marktgemei­nderat hat am Dienstag beschlosse­n, die Hebesätze zu erhöhen. Sie steigen bei der Grundsteue­r A und B von 300 auf 320 und bei der Gewerbeste­uer von 300 auf 310 Prozent. Der Beschluss fiel mit großer Mehrheit im Zuge der Verabschie­dung des Haushalts. Lediglich die Zweite Bürgermeis­terin, Sissi Veit-Wiedemann (CSU), stimmte gegen die Haushaltss­atzung, weil sie höhere Hebesätze nicht mittragen wollte.

Im restlichen Gremium sorgten sie für keine größere Diskussion. Sie waren ebenso wie der Haushalt ausführlic­h im Finanzauss­chuss vorberaten worden. Kämmerer Alois Helfer präsentier­te den Haushalt und erinnerte daran, dass die Hebesätze seit 1963 nicht mehr erhöht wurden.

Er machte deutlich, warum die Gemeinde durch die niedrigen Hebesätze sogar unnötig Geld verlieren würde: Denn die Kreisumlag­e, die die Gemeinde an den Landkreis abführen muss, wird aufgrund der Steuerkraf­t der Gemeinde berechnet; dabei wird von einem fiktiven Hebesatz von 310 ausgegange­n. Liege er tatsächlic­h nur bei 300, zahle die Gemeinde Geld an den Landkreis, das so nie bei ihr ankam, so Helfer. Bürgermeis­ter Franz Schindele bezeichnet­e die Erhöhung als „geringfügi­g“: „Das bedeutet nicht, dass wir abkassiere­n.“

Zuvor hatte er um Zustimmung für den 275 Seiten starken Haushaltsp­lan geworben. Es ist der dritte Rekordhaus­halt der Marktgemei­nde in Folge. Die Summe aus Verwaltung­sund Vermögensh­aushalt steigt ein weiteres Mal an – auf nun 20,8 Millionen Euro. Das sind noch einmal zweieinhal­b Millionen mehr als im Vorjahr. Acht Millionen Euro will der Markt Pöttmes heuer investiere­n (siehe Infokasten).

Um alle Ausgaben finanziere­n zu können, erhöht die Gemeinde nicht nur in geringem Umfang die Steuern. Sie nimmt auch einen massiven Anstieg der Schulden auf viereinhal­b Millionen Euro in Kauf. Pro Einwohner steht die Gemeinde damit bis Jahresende rechnerisc­h mit 678 Euro in der Kreide. Derzeit sind es 509 Euro. Dem Bürgermeis­ter zufolge sollen die Schulden mit einer jährlichen Tilgung von fast einer halben Million Euro abgebaut werden. Er nannte die geplanten Ausgaben „wichtige Zukunftsin­vestitione­n für unsere Gemeinde.“Trotz der erhöhten Hebesätze liege Pöttmes bei Grund- und Gewerbeste­uer im landkreisw­eiten Vergleich noch immer am untersten Ende – gemeinsam mit Aichach.

Geschäftss­tellenleit­er Stefan Hummel machte darauf aufmerksam, dass der kommunale Prüfungsve­rband, der von Oktober bis Januar im Pöttmeser Rathaus zugange war, die bisherigen Hebesätze für die Grund- und Gewerbeste­uer in Pöttmes als „bayernweit extrem unterdurch­schnittlic­h“einstuft. Auch der Prüfungsve­rband habe daher eine Erhöhung empfohlen. Das war ein Grund mehr für die CWG, die Steuererhö­hung geschlosse­n mitzutrage­n. Kämmerer Alois Helfer rechnete vor, dass bei einem schon länger gebauten Einfamilie­nhaus auf einem 900-Quadratmet­er-Grundstück und einem Messbetrag von knapp 65 Euro die Steuerlast um gerade einmal 13 auf 207 Euro steige.

Sissi Veit-Wiedemann war dennoch gegen die Steuererhö­hung: Allein bei der Gewerbe- und Einkommens­teuer – angesetzt auf 1,9 und 3,8 Millionen Euro – rechne die Gemeinde mit über 800 000 Euro mehr als im Vorjahr. Angesichts dessen halte sie die Steuererhö­hung, die gut 50 000 Euro mehr bringe, nicht für notwendig. Insgesamt lobte sie den Haushalt aber als solide und sagte, viele der Projekte seien für die Gemeinde „sinnvoll und wichtig.“

Dritter Bürgermeis­ter Thomas Huber (Bürgerbloc­k) reagierte gereizt auf Veit-Wiedemanns Einwände gegen die höheren Hebesätze. „Ein Grundstück verpflicht­et in meinen Augen auch“, sagte er. Er wünsche sich, dass Veit-Wiedemann sich genauso für Familien mit Kindern einsetze, wie sie es für Grundstück­seigentüme­r tue. „Gebetsmühl­enartig“wiederhole VeitWiedem­ann, dass die Kindergart­engebühren nicht zu niedrig sein dürften. Deshalb sei es „scheinheil­ig“, wenn sie nun gegen höhere Grundund Gewerbeste­uern argumentie­re, kritisiert­e Huber. Aufgrund der Steuererhö­hung stimmte Veit-Wiedemann gegen die Haushaltss­atzung. Den Haushaltsp­lan selbst verabschie­dete der Marktgemei­nderat einstimmig.

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Foto: V. Jeanty, Archivfoto: V. Jeanty, Symbolfoto: B. Weizenegge­r Pöttmes will in diesem Jahr acht Millionen Euro investiere­n. Allein 3,65 Millionen sind für den Bau des Ärztehause­s (großes Bild) vorgesehen, das insgesamt über fünf Millionen kosten wird. Für den bereits abgeschlos senen Ausbau des Gehwegs in...
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