Rößle: „Wie eine Operation am offenen Herzen“
Die Planung für das Schulzentrum in Rain ist zeitlich eng getaktet. Jede Verzögerung bringt sie durcheinander. Parallel finden Unterricht und Prüfungen statt. Große Herausforderungen für den Kreis
Rain Das zeitliche Konzept für den Neubau des Schulzentrums Rain ist eng getaktet. So eng, dass Joachim Aurnhammer vom Hochbauamt am Landratsamt Donau-Ries in der gestrigen Bauausschusssitzung bekannte: „Es darf nicht viel passieren, sonst wird eine Verkettung ausgelöst, die zu Verzögerungen führt.“Und Verzögerungen wären für die unmittelbar Beteiligten umso ärgerlicher, da deren Geduld ohnehin schon in den Jahren des Wartens auf eine harte Probe gestellt wurde.
Auch Landrat Stefan Rößle räumte ein: „Dieses Bauvorhaben bleibt spannend bis zum Schluss.“Er verglich es mit einer „Operation am offenen Herzen“. Es müsse sehr viel im Vorfeld erledigt werden, damit dann der Schulbetrieb mit Unterricht und Prüfungen parallel zu den Bauarbeiten reibungslos weiterlaufen könne.
Immerhin rücke der Zeitpunkt des Beginns nun tatsächlich, so Rößle, „in greifbare Nähe“. Wie der Ablauf im Einzelnen aussehen soll, stellte Aurnhammer dem Kreis-Bauausschuss vor. Demnach rollt in einem knappen Jahr der Bagger an: Im Februar 2019 beginnen die Abbrucharbeiten des ersten Bauabschnitts, im März 2019 der Neubau an dieser Stelle. Ab Juni 2019 fängt der Aufbau der dreigeschossigen Modulschule auf dem Volksfestplatz neben dem Schulzentrum an. Hinter diesem Zeitpunkt steht derzeit freilich noch ein großes Fragezeichen, denn die meisten der Container – 148 Stück – kommen aus Nördlingen, wo sie für den Bau des Theodor-Heuss-Gymnasiums Ausweichräume sind. Wird das THG nicht rechtzeitig fertig, werden die Container weiter im Ries benötigt. Lediglich der weitaus kleinere Teil dieser provisorischen Schulräume – nämlich 34 Stück – kommt nicht von dort.
Vom Aufstellen der Modulschule bis zum dortigen Einzug der Klassen vergeht ein weiteres halbes Jahr. Eine Zeitspanne, die Rains Bürgermeister Gerhard Martin, der Vorsitzende des Mittelschulverbands, in Anbetracht der langen Planungsphase als ärgerlich empfindet. Geschuldet ist diese Wartezeit dem hohen In- stallationsaufwand. Da sich in den Containern Fachräume (Physik, Chemie und mehr) befinden sollen, dauert es, dort die technisch notwendigen Anschlüsse herzustellen.
Und so sieht der weitere Plan aus:
● Januar 2020: Abbruch Bauabschnitt zwei, erster Teil
● April 2020: Beginn Bauarbeiten im Bauabschnitt zwei, erster Teil
● Juni 2020: Fertigstellung Bauabschnitt eins
● Juli 2020: Beginn Abbruch Bauabschnitt zwei, zweiter Teil
● August 2020: Beginn der Bauarbeiten Bauabschnitt zwei, zweiter Teil
● Januar 2022: Beginn der Bauarbeiten Bauabschnitt drei
● Dezember 2022: Fertigstellung der Bauabschnitte zwei und drei ● Im Anschluss daran werden dann abschnittsweise die Außenanlagen hergerichtet.
Die vorläufigen Berechnungen des beauftragten Architekturbüros Obel schließen mit Gesamtkosten in Höhe von 55 Millionen Euro ab. Zum Zeitpunkt, als der Förderantrag gestellt wurde (Ende September 2017), lagen diese Kosten bei 52,6 Millionen Euro. In der Finanzplanung des Landkreises sind 60 Millionen Euro vorgesehen. Die Kostenerhöhung begründete Joachim Aurnhammer zum einen mit dem Installationsaufwand der Containerschule, zum anderen mit höheren Kosten bei der Telefonanlage (20000 bis 30000 Euro), die aus Sicherheitsgründen auf jedes Klassenzimmer erweitert werden soll, und zum dritten mit der Fassadengestaltung. Da die Schule ein sehr stark horizontal ausgerichteter Baukörper sein wird, gibt es Überlegungen, die Außenseite der Fluchtbalkone mit senkrechten Lamellen zu verkleiden, um sie gestalterisch aufzuwerten. Dafür sind Ausgaben in Höhe von rund 525 000 Euro vorgesehen. Eine solche Verschönerung ist laut Aurnhammer „nicht notwendig, aber sinnvoll“. Landrat Rößle und Schulverbandsvorsitzender Martin schlossen sich dieser Überzeugung an.
Für Ursula Kneißl-Eder (Bündnis 90/Die Grünen), die den Fortschritt des Neubaus insgesamt begrüßt, sind die Lamellen allerdings „ein Dorn im Auge“, da hier „eine halbe Million Euro für eine architektonische Aufwertung ausgegeben wird, die keinem Schüler etwas bringt“. Sie stimmte der Planung zwar zu, will aber ihr Einverständnis für die spätere Umsetzung noch offenlassen.
Grünes Licht für die aktuellen Planungen in der vorgestellten Form gaben alle Ausschussmitglieder einstimmig. Georg Vellinger (CSU/JB) erklärte, es sei schließlich immer problematisch, wenn eine Schule umgebaut werde. Ursula Straka (SPD) sagte: „Wir wollen das Projekt mit allen guten Wünschen begleiten.“Karlheinz Stippler (PWG) äußerte „vorsichtigen Optimismus, dass die zeitlichen und finanziellen Eckpunkte eingehalten werden“. Und Andreas Becker (ÖDP) sah die „einzige Gefahr“im zeitlichen Zahnradräderwerk. Er fragte: „Was ist, wenn ein Zahnrad stehen bleibt ...?“