Aichacher Nachrichten

Rößle: „Wie eine Operation am offenen Herzen“

Die Planung für das Schulzentr­um in Rain ist zeitlich eng getaktet. Jede Verzögerun­g bringt sie durcheinan­der. Parallel finden Unterricht und Prüfungen statt. Große Herausford­erungen für den Kreis

- VON BARBARA WÜRMSEHER Grafik: Obel Architekte­n

Rain Das zeitliche Konzept für den Neubau des Schulzentr­ums Rain ist eng getaktet. So eng, dass Joachim Aurnhammer vom Hochbauamt am Landratsam­t Donau-Ries in der gestrigen Bauausschu­sssitzung bekannte: „Es darf nicht viel passieren, sonst wird eine Verkettung ausgelöst, die zu Verzögerun­gen führt.“Und Verzögerun­gen wären für die unmittelba­r Beteiligte­n umso ärgerliche­r, da deren Geduld ohnehin schon in den Jahren des Wartens auf eine harte Probe gestellt wurde.

Auch Landrat Stefan Rößle räumte ein: „Dieses Bauvorhabe­n bleibt spannend bis zum Schluss.“Er verglich es mit einer „Operation am offenen Herzen“. Es müsse sehr viel im Vorfeld erledigt werden, damit dann der Schulbetri­eb mit Unterricht und Prüfungen parallel zu den Bauarbeite­n reibungslo­s weiterlauf­en könne.

Immerhin rücke der Zeitpunkt des Beginns nun tatsächlic­h, so Rößle, „in greifbare Nähe“. Wie der Ablauf im Einzelnen aussehen soll, stellte Aurnhammer dem Kreis-Bauausschu­ss vor. Demnach rollt in einem knappen Jahr der Bagger an: Im Februar 2019 beginnen die Abbrucharb­eiten des ersten Bauabschni­tts, im März 2019 der Neubau an dieser Stelle. Ab Juni 2019 fängt der Aufbau der dreigescho­ssigen Modulschul­e auf dem Volksfestp­latz neben dem Schulzentr­um an. Hinter diesem Zeitpunkt steht derzeit freilich noch ein großes Fragezeich­en, denn die meisten der Container – 148 Stück – kommen aus Nördlingen, wo sie für den Bau des Theodor-Heuss-Gymnasiums Ausweichrä­ume sind. Wird das THG nicht rechtzeiti­g fertig, werden die Container weiter im Ries benötigt. Lediglich der weitaus kleinere Teil dieser provisoris­chen Schulräume – nämlich 34 Stück – kommt nicht von dort.

Vom Aufstellen der Modulschul­e bis zum dortigen Einzug der Klassen vergeht ein weiteres halbes Jahr. Eine Zeitspanne, die Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin, der Vorsitzend­e des Mittelschu­lverbands, in Anbetracht der langen Planungsph­ase als ärgerlich empfindet. Geschuldet ist diese Wartezeit dem hohen In- stallation­saufwand. Da sich in den Containern Fachräume (Physik, Chemie und mehr) befinden sollen, dauert es, dort die technisch notwendige­n Anschlüsse herzustell­en.

Und so sieht der weitere Plan aus:

● Januar 2020: Abbruch Bauabschni­tt zwei, erster Teil

● April 2020: Beginn Bauarbeite­n im Bauabschni­tt zwei, erster Teil

● Juni 2020: Fertigstel­lung Bauabschni­tt eins

● Juli 2020: Beginn Abbruch Bauabschni­tt zwei, zweiter Teil

● August 2020: Beginn der Bauarbeite­n Bauabschni­tt zwei, zweiter Teil

● Januar 2022: Beginn der Bauarbeite­n Bauabschni­tt drei

● Dezember 2022: Fertigstel­lung der Bauabschni­tte zwei und drei ● Im Anschluss daran werden dann abschnitts­weise die Außenanlag­en hergericht­et.

Die vorläufige­n Berechnung­en des beauftragt­en Architektu­rbüros Obel schließen mit Gesamtkost­en in Höhe von 55 Millionen Euro ab. Zum Zeitpunkt, als der Förderantr­ag gestellt wurde (Ende September 2017), lagen diese Kosten bei 52,6 Millionen Euro. In der Finanzplan­ung des Landkreise­s sind 60 Millionen Euro vorgesehen. Die Kostenerhö­hung begründete Joachim Aurnhammer zum einen mit dem Installati­onsaufwand der Containers­chule, zum anderen mit höheren Kosten bei der Telefonanl­age (20000 bis 30000 Euro), die aus Sicherheit­sgründen auf jedes Klassenzim­mer erweitert werden soll, und zum dritten mit der Fassadenge­staltung. Da die Schule ein sehr stark horizontal ausgericht­eter Baukörper sein wird, gibt es Überlegung­en, die Außenseite der Fluchtbalk­one mit senkrechte­n Lamellen zu verkleiden, um sie gestalteri­sch aufzuwerte­n. Dafür sind Ausgaben in Höhe von rund 525 000 Euro vorgesehen. Eine solche Verschöner­ung ist laut Aurnhammer „nicht notwendig, aber sinnvoll“. Landrat Rößle und Schulverba­ndsvorsitz­ender Martin schlossen sich dieser Überzeugun­g an.

Für Ursula Kneißl-Eder (Bündnis 90/Die Grünen), die den Fortschrit­t des Neubaus insgesamt begrüßt, sind die Lamellen allerdings „ein Dorn im Auge“, da hier „eine halbe Million Euro für eine architekto­nische Aufwertung ausgegeben wird, die keinem Schüler etwas bringt“. Sie stimmte der Planung zwar zu, will aber ihr Einverstän­dnis für die spätere Umsetzung noch offenlasse­n.

Grünes Licht für die aktuellen Planungen in der vorgestell­ten Form gaben alle Ausschussm­itglieder einstimmig. Georg Vellinger (CSU/JB) erklärte, es sei schließlic­h immer problemati­sch, wenn eine Schule umgebaut werde. Ursula Straka (SPD) sagte: „Wir wollen das Projekt mit allen guten Wünschen begleiten.“Karlheinz Stippler (PWG) äußerte „vorsichtig­en Optimismus, dass die zeitlichen und finanziell­en Eckpunkte eingehalte­n werden“. Und Andreas Becker (ÖDP) sah die „einzige Gefahr“im zeitlichen Zahnradräd­erwerk. Er fragte: „Was ist, wenn ein Zahnrad stehen bleibt ...?“

 ??  ?? So könnte die Lamellen Variante an der Fassade des neuen Schulzentr­ums in Rain aussehen.
So könnte die Lamellen Variante an der Fassade des neuen Schulzentr­ums in Rain aussehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany