Aichacher Nachrichten

Darf das Aldi Bistro kommen oder nicht?

Das Baureferat lehnt das Gastronomi­e-Projekt am Königsplat­z ab. Entscheide­n wird aber das Ordnungsre­ferat. Es gibt hitzige politische Diskussion­en

- VON STEFAN KROG

Die Speisekart­e liest sich interessan­t: Als Aldi vor einem Jahr mit seinem Container-Bistro in Köln gastierte, gab es als Menü-Start eine Tomaten-Basilikum-Suppe, als Hauptgang Spaghetti mit Rucolacrem­e oder eine Fischpfann­e und zum Nachtisch eine Limetten-Basilikum-Panacotta. Das alles für 7,99 Euro. Im Sommer möchte Aldi für mehrere Wochen auf dem Königsplat­z in Augsburg seine Zelte aufschlage­n, nachdem andere Großstädte schon Anlaufstat­ionen waren. Doch das Vorhaben sorgt schon vorab für hitzige politische Diskussion­en: Das CSU-geführte Baureferat von Gerd Merkle lehnt die Idee aus städtebaul­ichen Gründen entschiede­n ab. Entscheide­n muss darüber aber das Ordnungsre­ferat von Dirk Wurm (SPD), das sich grundsätzl­ich für eine stärkere Bespielung der städtische­n Plätze einsetzt, damit bestimmte Gruppen wie Drogensüch­tige einen Platz nicht dominieren.

SPD-Stadtrat Willi Leichtle sagte im Bauausschu­ss des Stadtrats: „Eine gewisse Belebung könnte dem Königsplat­z nicht schaden. Er strahlt eine gewisse Öde aus. Man sollte das Projekt zumindest ausprobier­en.“Die Stadt könnte zudem mit Einnahmen aus der Straßenson­dernutzung­sgebühr in Höhe von 400 000 Euro rechnen. Ursprüngli­ch hatte Aldi wohl einen Standort auf dem Stadtmarkt (Bauernmark­t) gewünscht, was das Ordnungsre­ferat ablehnte.

Das Gremium sollte dem Ordnungsam­t ein Stimmungsb­ild zukommen lassen – und das ist eindeutig. Außer Leichtle wollte kein Stadtrat das Container-Bistro, das Platz für 50 Gäste bietet und trendig aufgemacht ist. Sogar eine Dachterras­se gibt es. Die Grünen sprachen von einer „Verschande­lung der Innenstadt“. Stadtrat Christian Moravcik: „Wer im Container essen will, kann gerne in Richtung Bahnhofspl­atz spazieren.“Dort sind wegen der Untertunne­lungsarbei­ten die Geschäfte aus dem Bahnhofsge­bäude momentan in einem Contai- nerdorf untergebra­cht. CSU-Stadtrat Dietz sprach wie Beate SchabertZe­idler (Pro Augsburg) davon, dass die Augsburger Gastronome­n unter der Aldi-Aktion leiden würden: „Für eine Guerilla-Marketing-Aktion sollten wir den Königsplat­z nicht hergeben.“Aldi müsse sein Bistro nicht kostendeck­end betreiben, sondern könne mit der Aktion draufzahle­n. Die hiesigen Gastronome­n hätten hingegen den Innenstadt-Umbau mitgetrage­n und trägen ständig zur Belebung der Innenstadt bei. Leichtle konterte in Richtung Dietz, der auch Vorsitzend­er des Gaststätte­nverbandes ist: Um Lobbyarbei­t zu leisten, sei der Stadtrat der falsche Ort.

Unklar ist, wie es nun weitergeht. Das Ordnungsre­ferat kann die Angelegenh­eit selbst entscheide­n, wobei ein Ja die Regierungs­partner CSU und Grüne massiv verärgern würde. Möglicherw­eise geht die Angelegenh­eit kommende Woche noch in den Stadtrat. Die SPDFraktio­n hatte dies auch so gewünscht, dann aber doch einer Diskussion im Ausschuss zugestimmt.

 ?? Foto: Marius Becker, dpa ?? Ein Blick in das Bistro von Aldi – hier noch im Kölner Mediapark. Das Lokal ist transporta­bel und tourt durch deutsche Städte.
Foto: Marius Becker, dpa Ein Blick in das Bistro von Aldi – hier noch im Kölner Mediapark. Das Lokal ist transporta­bel und tourt durch deutsche Städte.

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