Darf das Aldi Bistro kommen oder nicht?
Das Baureferat lehnt das Gastronomie-Projekt am Königsplatz ab. Entscheiden wird aber das Ordnungsreferat. Es gibt hitzige politische Diskussionen
Die Speisekarte liest sich interessant: Als Aldi vor einem Jahr mit seinem Container-Bistro in Köln gastierte, gab es als Menü-Start eine Tomaten-Basilikum-Suppe, als Hauptgang Spaghetti mit Rucolacreme oder eine Fischpfanne und zum Nachtisch eine Limetten-Basilikum-Panacotta. Das alles für 7,99 Euro. Im Sommer möchte Aldi für mehrere Wochen auf dem Königsplatz in Augsburg seine Zelte aufschlagen, nachdem andere Großstädte schon Anlaufstationen waren. Doch das Vorhaben sorgt schon vorab für hitzige politische Diskussionen: Das CSU-geführte Baureferat von Gerd Merkle lehnt die Idee aus städtebaulichen Gründen entschieden ab. Entscheiden muss darüber aber das Ordnungsreferat von Dirk Wurm (SPD), das sich grundsätzlich für eine stärkere Bespielung der städtischen Plätze einsetzt, damit bestimmte Gruppen wie Drogensüchtige einen Platz nicht dominieren.
SPD-Stadtrat Willi Leichtle sagte im Bauausschuss des Stadtrats: „Eine gewisse Belebung könnte dem Königsplatz nicht schaden. Er strahlt eine gewisse Öde aus. Man sollte das Projekt zumindest ausprobieren.“Die Stadt könnte zudem mit Einnahmen aus der Straßensondernutzungsgebühr in Höhe von 400 000 Euro rechnen. Ursprünglich hatte Aldi wohl einen Standort auf dem Stadtmarkt (Bauernmarkt) gewünscht, was das Ordnungsreferat ablehnte.
Das Gremium sollte dem Ordnungsamt ein Stimmungsbild zukommen lassen – und das ist eindeutig. Außer Leichtle wollte kein Stadtrat das Container-Bistro, das Platz für 50 Gäste bietet und trendig aufgemacht ist. Sogar eine Dachterrasse gibt es. Die Grünen sprachen von einer „Verschandelung der Innenstadt“. Stadtrat Christian Moravcik: „Wer im Container essen will, kann gerne in Richtung Bahnhofsplatz spazieren.“Dort sind wegen der Untertunnelungsarbeiten die Geschäfte aus dem Bahnhofsgebäude momentan in einem Contai- nerdorf untergebracht. CSU-Stadtrat Dietz sprach wie Beate SchabertZeidler (Pro Augsburg) davon, dass die Augsburger Gastronomen unter der Aldi-Aktion leiden würden: „Für eine Guerilla-Marketing-Aktion sollten wir den Königsplatz nicht hergeben.“Aldi müsse sein Bistro nicht kostendeckend betreiben, sondern könne mit der Aktion draufzahlen. Die hiesigen Gastronomen hätten hingegen den Innenstadt-Umbau mitgetragen und trägen ständig zur Belebung der Innenstadt bei. Leichtle konterte in Richtung Dietz, der auch Vorsitzender des Gaststättenverbandes ist: Um Lobbyarbeit zu leisten, sei der Stadtrat der falsche Ort.
Unklar ist, wie es nun weitergeht. Das Ordnungsreferat kann die Angelegenheit selbst entscheiden, wobei ein Ja die Regierungspartner CSU und Grüne massiv verärgern würde. Möglicherweise geht die Angelegenheit kommende Woche noch in den Stadtrat. Die SPDFraktion hatte dies auch so gewünscht, dann aber doch einer Diskussion im Ausschuss zugestimmt.