Mann droht auf Friedberger Volksfest mit Bombe
Weil er für seine Arbeit den versprochenen Lohn nicht erhält, greift ein 37-Jähriger zu drastischen Mitteln
Friedberg Als der Angeklagte vor dem Urteilsspruch noch einmal das Wort bekommt, sagt er: „Hätte ich mich im Sommer doch an den See gelegt, Hartz IV kassiert und mir keinen Job gesucht.“
Der Job, von dem der 37-jährige Friedberger sprach, war eine Aushilfstätigkeit bei einem Schausteller. Im Juli 2017 hatte der Angeklagte während der Aufbauarbeiten für das Friedberger Volksfest nach einer Möglichkeit gesucht, etwas Geld zu verdienen, um sein Hartz IV aufzustocken. Dem Schausteller half der Angeklagte beim Aufbauen, wusch die Planen und machte die Figuren auf dem Fahrgeschäft sauber. Wie viele Stunden der Angeklagte arbeitete, darüber gehen die Darstellungen in der Verhandlung weit auseinander. Der Angeklagte spricht von 180, sein Arbeitgeber von 35 Stunden. Auch über die Höhe des Stundenlohns herrscht Uneinigkeit.
Fest steht, dass der Angeklagte am Abend des 13. August seinen Arbeitgeber in dessen Wohnwagen aufsuchte und seinen Lohn verlangte. Dabei soll er gedroht haben, das Fahrgeschäft in Brand zu stecken und auf dem Volksfestplatz eine Bombe zu zünden. Wie der Schausteller aussagte, gab er dem Angeklagten daraufhin 100 Euro als Anzahlung und wies ihn an, am nächsten Morgen zurückzukommen. Als der Angeklagte ihn, wie verabredet, am 14. August erneut aufsuchte, war dem 37-Jährigen der angebotene Lohn von 180 Euro nicht genug und er schlug das Geld aus. Am Nachmittag kehrte der Angeklagte dann auf das Volksfest zurück, diesmal hatte er einen Akkuschrauber dabei. Damit zerstach er mehrere Autoreifen von insgesamt drei Lastwagen. Laut Anklage verursachte er damit einen Sachschaden von 3000 Euro. Zwei Lkw gehörten dem Arbeitgeber des Angeklagten. „Ich wollte ihm den gleichen Schaden zufügen, den er mir zugefügt hat“, erklärt der Friedberger in der Verhandlung. Nach der Tat flüchtete er mit seinem Fahrrad. Zwei Buben hatten ihn jedoch bei der Tat beobachtet und die Polizei gerufen. Deshalb stoppten die Beamten ihn noch in der Nähe des Festplatzes. Weil sie vermuteten, dass der Angeklagte unter Drogen stand, nahmen die Polizisten eine Blutprobe. Wie die Analyse ergab, hatte der 37-Jährige einen ganzen Cocktail an illegalen Substanzen eingenommen, darunter Cannabis und Methadon. Trotzdem ließen die Beamten ihn zunächst gehen. Aber der Angeklagte ließ nicht locker. Am nächsten Tag rief er seinen Arbeitgeber und den Platzmeister des Volksfestes an, um noch einmal mit einer Bombe auf dem Festgelände zu drohen. Daraufhin nahmen Polizisten den 37-Jährigen endgültig fest. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Im Gefängnis wird er auch weiterhin bleiben müssen, denn Richter Baptist Michale verurteilte den Friedberger zu insgesamt elf Monaten Haft ohne Bewährung.
Ein ganzer Cocktail an illegalen Substanzen im Blut festgestellt