Aichacher Nachrichten

Zwiebelsud und Rote Bete färben Eier bunt

Die Reittherap­eutin Beate Schindlmei­er lebt aus Überzeugun­g im Einklang mit ihren Tieren und der Natur. Ihre eigenen Hühner liefern die Füllung fürs Osternest. Die Eier sehen auch ohne Chemie schön aus

- VON CHRISTINA RIEDMANN POOCH

Steinach Bio ist für Beate Schindlmei­er absolut logisch – ein Lebensgefü­hl: Bei ihr hoppeln die Hasen durch den Garten, glückliche Hühner scharren im Gras, die Hunde tollen über den Hof und die Pferde wälzen sich genüsslich im Schnee auf der Koppel. Sie selbst ist überzeugte Vegetarier­in – Kräuter, Obst und Gemüse baut sie, soweit es geht, selbst an: Über die Sommermona­te kann sie davon leben, ohne das Geringste dazukaufen zu müssen.

„Idealen Dünger habe ich ja. Pferdemist ist prima“, bestätigt sie fröhlich. Die glückliche­n Hühner legen fleißig Eier – und darüber freut sie sich besonders zu Ostern. Gefärbt wird bei ihr natürlich mit Farben aus der Natur. „Chemiefarb­en auf Bio-Eier – das geht ja gar nicht!“, winkt sie energisch ab. Schließlic­h passiert es immer mal wieder, dass Farbe durch Sprünge ans Eiweiß gerät – und die isst man dann mit. Keine schöne Vorstellun­g, findet sie. Vor allem, wenn Kinder die Farbe an die Haut bekommen. Da greift sie doch lieber auf das zurück, „was sowieso schon da ist“. Geschmacks­ache ist das natürlich auch: „Die Farben, die man mit natürliche­n Mitteln bekommt, sehen viel schöner aus als diese grellen Chemiefarb­en“, findet sie.

Man braucht zwar etwas mehr Geduld und ein wenig Geschick – aber mit Naturfarbe­n macht es mindestens ebenso viel Spaß, ist Beate Schindlmei­er überzeugt. Früher hat sie das Färben immer mit und für ihre beiden mittlerwei­le erwachsene­n Töchter gemacht. Heute hat sie dafür vier ihrer „Reittherap­iekinder“aus dem Kinderhaus Kai in München-Freimann eingeladen: Rita, Elliott, Costa und Ela, die mit ihrer Erzieherin Valeria gekommen sind – denn Reittherap­ie macht Beate Schindlmei­er mit großer Leidenscha­ft beruflich.

Für die Kinder, die statt eines regulären Kindergart­ens das Kinderhaus Kai besuchen, um ihrem besonderen Betreuungs­bedarf gerecht zu werden, ist dieser Ausflug etwas ganz Besonderes: Hier können die Stadtkinde­r, die sonst fast permanent auf den Straßenver­kehr achten müssen, Landluft schnuppern und sich so frei bewegen wie sonst kaum. Zuerst lernen die vier Kinder einmal die Hühner und den kleinen Zwerggocke­l kennen. Die Tiere sind so zahm, dass sie sich sogar streicheln lassen.

Die kleine Rita ist fasziniert von dem weichen Gefieder und kann sich kaum losreißen – doch ihre Freunde sehen schon im Stall nach den Eiern. Beate Schindlmei­er hat für die Kinder auch beim Nachbarn besondere Eier besorgt und zeigt ihnen, wie farbig bereits ungefärbte Eier sein können: Natürlich gibt es weiße und braune, aber auch die kleinen gesprenkel­ten Wachteleie­r oder sogar Eier mit grüner Schale. Besonders die sehen so schön farbig aus, dass die Kinder gar nicht glauben können, dass sie das Huhn so gelegt hat.

Am besten nehmen natürlich weiße Eier die Farbe an – aber auch da kann man etwas nachhelfen: Elliott darf sie alle ganz vorsichtig in Essigwasse­r waschen. Costa und Rita schnippeln mit Beate Schindlmei­er eifrig Gemüse: Rote Bete, die einen rötlichen Farbton ergeben, frisches Blaukraut für Blautöne und Grünkohl für ein zartes Grün. Auch Karotten für einen zarten Orangeton werden zerkleiner­t. Den unbrauchba­ren Rest stellen die Kinder als Leckerbiss­en für die Hühner und Hasen beiseite – denn bekanntlic­h brauchen die gerade zur Osterzeit besonders viel Kraft.

Damit sind die Farben fast schon fertig: Mit Essig versetzt ist der Farbsud fertig – und die Eier werden mit der Gemüsefarb­e fertig gekocht. Dampfend stehen die Töpfe auf dem Herd – leckerer Gemüseduft füllt den Raum. Die Eier blubbern gemütlich im Gemüsesud und tanken Farbe. Rita hat noch lange nicht genug und beginnt Eier auszublase­n – ein Glück, dass Beate Schindlmei­er noch ein paar Eier zurückgeha­lten hat: Denn etwas ganz besonders Schönes kann man auch noch mit Blumen, Gräsern oder Gewürzkräu­tern machen: Auf die ungekochte­n, mit Essigwasse­r gewaschene­n Eier werden ganz nach Geschmack Blüten oder Kräuter gelegt mit einer alten Feinstrump­fhose überzogen.

Das Ganze wird an beiden Seiten gut festgebund­en, damit nichts verrutscht. „Nur muss man darauf achten keine Frühlingsk­notenblume­n (Märzenbech­er) zu verwenden – denn die sind giftig.“Diesmal gibt Beate in den Farbtopf rote Zwiebelsch­alen für einen warmen braun-roten Farbton zum Sud und lässt die Eier mit Rosmarinzw­eiglein samt Strumpfübe­rzug hineinglei­ten – ein Genuss für alle Sinne, wie sich der aromatisch­e Kräuterduf­t in der brodelnden Farbe entfaltet.

Staunend schneiden die Kinder nach zehn Minuten den Strumpf wieder auf: Wie ein zartes Aquarell erscheinen die Umrisse der Kräuter auf den Eiern. Ganz natürlich – fein und duftig wie der Frühling.

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 ?? Fotos: Christina Riedmann Pooch ?? Beate Schindlmei­er lebt im Einklang mit der Natur. Die Eier ihrer Hühner färbt sie mit Pflanzenfa­rben.
Fotos: Christina Riedmann Pooch Beate Schindlmei­er lebt im Einklang mit der Natur. Die Eier ihrer Hühner färbt sie mit Pflanzenfa­rben.
 ??  ?? Zutaten für die Eierfarbe: Frisches Gemüse – natürlich bio.
Zutaten für die Eierfarbe: Frisches Gemüse – natürlich bio.
 ??  ?? Zwiebelsch­alen im Sud ergeben einen warmen rot bräunliche­n Farbton.
Zwiebelsch­alen im Sud ergeben einen warmen rot bräunliche­n Farbton.
 ??  ?? Rosmarin zaubert ein filigranes Muster.
Rosmarin zaubert ein filigranes Muster.
 ??  ?? Elliott und Rita helfen beim Schnippeln.
Elliott und Rita helfen beim Schnippeln.
 ??  ?? Kräuter für die Schmuck eier mit Pflanzenab­druck.
Kräuter für die Schmuck eier mit Pflanzenab­druck.

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