Tote Hose am Campus? Von wegen!
Trotz Semesterferien ist in einigen Bereichen viel los. Studenten und Forscher erzählen, was sie in der vorlesungsfreien Zeit an die Uni verschlägt
Semesterferien – heißt das mit Freunden und der Familie entspannen und vielleicht mal spontan in den Urlaub fahren? Viele Studenten würden diese Frage mit Nein beantworten. Die Ferien, die man aus der Schule kennt, sind mit der vorlesungsfreien Zeit an einer Universität nicht zu vergleichen. So auch an der Uni Augsburg mit rund 20000 Studierenden. Auf dem Campus ist es in der Pause zwischen Winter- und Sommersemester zwar insgesamt ruhiger, teilweise ist aber überraschend viel los.
Studenten büffeln auch in den Ferien. Zwar werden die Prüfungen in der Regel schon in den ersten beiden Wochen der vorlesungsfreien Zeit geschrieben. Trotzdem zieht es auch danach viele fleißige Studierende in die Uni. Gabriel Snouno, 20, studiert Jura und verrät, warum er in der Unibibliothek lernt: „Ich schreibe an einer Hausarbeit. Die Bücher, die ich dafür brauche, sind alle in der Bibliothek und ich kann mich hier auch viel besser konzentrieren als zu Hause.“Unter der Woche verbringt er dort so viel Zeit wie andere Menschen an ihrem Arbeitsplatz im Büro. In den Ferien sei es in der Bibliothek auch angenehmer zu sagt Snouno. „Dadurch, dass es nicht so überfüllt ist, bekommt man einfacher einen guten Sitzplatz oder ein freies Schließfach.“Auch andere Studenten sagen, dass sie sich wegen Haus- und Seminararbeiten in der Bibliothek aufhalten. Die Abgabetermine für diese Arbeiten liegen zwischen Anfang und Mitte April.
Besonders für Jurastudenten in höheren Semestern geht es jetzt um viel: Sie nutzen die Ferienzeit, um sich ganz aufs Üben für den Ernstfall zu konzentrieren. „Ich muss für das erste Staatsexamen lernen. Dafür gibt es jede Woche Übungsklausuren“, sagt Student Julian Rettmer. Dort lernt man, sich fünf Stunden am Stück zu konzentrieren, um die bestmögliche Leistung zu bringen.
Einige Kommilitonen verabreden sich auch, um sich gegenseitig beim Lernen zu motivieren und die Arbeitspausen für einen Treff mit Freunden zu nützen. „Mehrere Freunde von mir schreiben gerade an einer Arbeit. Wenn man mal eine Pause braucht, geht man zusammen Kaffee trinken oder in der Mensa essen“, sagt Gabriel Snouno.
Auch in den Semesterferien sind in der Mensa die meisten Tische zur Mittagszeit belegt. Zwar werden deutlich weniger Essen geordert als sonst. Statt bis zu 6000 Gerichte täg- lich sind es derzeit durchschnittlich 1800. Es gibt auch nicht so viele Hauptgerichte wie während der Vorlesungszeit. Dennoch versucht das Studentenwerk Augsburg als Betreiber der Mensa auch jetzt, möglichst vielen Essgewohnheiten gerecht zu werden. Auch in der vorlesungsfreien Zeit stehen immer vegetarische und meist auch vegane Gerichte auf dem Speiseplan.
Gerade die Cafeteria in der Nähe der Bibliothek erfreut sich jetzt großer Beliebtheit. „In der vorlesungsfreien Zeit ist die Verweildauer der Gäste länger, an den Tischen werden auch Gruppenarbeiten besprolernen, chen und der Gästezulauf verteilt sich über den Tag, während sich der Andrang in der Vorlesungszeit auf die kurzen Pausen konzentriert“sagt Michael Noghero, Sprecher des Studentenwerks.
Viele Forscher an der Universität machen in der vorlesungsfreien Zeit ebenfalls keine Pause. Durchgearbeitet wird etwa am Wissenschaftszentrum Umwelt. Dort sind mehrere Projekte in Arbeit, die keinen Aufschub dulden, wie der wissenschaftliche Leiter Jens Soentgen berichtet. Beispielsweise laufen neue Forschungen zur Luftqualität für das bayerische Umweltministerium. Im Blickpunkt stehen diesmal ultrafeine Partikel, die noch winziger sind als der bekannte, problematische Feinstaub und die ebenfalls durch Autoverkehr entstehen. Die Augsburger Forscher wollen herausfinden, in welchen Konzentrationen die ultrafeinen Partikel in der Luft vorkommen und wie gesundheitsschädlich sie sind. Das Ziel ist eine zuverlässige Datengrundlage.
Die vorlesungsfreie Zeit an der Universität hat jedoch bald ein Ende. In der Woche ab dem 2. April beginnt schon die Schnupperwoche für die Studienanfänger im Sommersemester. Die Woche darauf geht es dann auch für alle anderen Studenten wieder in die Vollen.