Zeit, Brücken zu bauen
Die „Woche der Brüderlichkeit“endet mit Appellen, Vorschlägen und Applaus
Mit einem feierlichen Festakt beschloss die Augsburger Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) die diesjährige Woche der Brüderlichkeit. Nachdem zuvor die religiöse Gemeinschaftsfeier im Dom zu Ende gegangen war, trafen sich die 300 Gäste zur weltlichen Schlussveranstaltung im Goldenen Saal. Unter ihnen Prälat Bertram Meier, der Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Henry G. Brandt, Stadtdekanin Susanne Kasch, Eberhard Schurk und Georg Haindl von der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum sowie zahlreiche Politiker. Dem ehemaligen Vorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland und geplanten Festredner Nikolaus Schneider machte die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung. Er musste die Teilnahme kurzfristig absagen; Theologe Hanspeter Heinz verlas die Rede.
Hackermeier, katholische Vorsitzende der Augsburger GCJZ und Präsidentin des deutschen Koordinierungsrates der 80 GCJZ-Einzelgesellschaften, betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung von Empathie im menschlichen Zusammenleben. Oberbürgermeister Kurt Gribl erinnerte an das Motto der Woche „Brücken bauen, Ängste überwinden“. Der Israelitischen Kultusgemeinde versprach er Unterstützung bei der 12 Millionen Euro teuren Generalsanierung ihrer Synagoge. „Angesichts des zunehmenden Antisemitismus ist sichtbaMargaretha res jüdisches Leben in Augsburg wichtiger denn je“, erklärte er. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Alexander Mazo, sieht in unbearbeiteten Ängsten die Wurzel der Aggression; Augsburg sei aber heute ein Ort, an dem Juden sich wohlfühlten. Er ergänzt jedoch: „Für die Menschen mit anderen Ansichten, die in letzter Zeit zu uns kamen, wird es Zeit, Brücken zu bauen.“Für die Forderung nach Umbenennung der Aktionswoche in „Woche der Geschwisterlichkeit“erntete Regionalbischof Michael Grabow Applaus. Auch seine Kritik an Nationalismus, am „Heimatministerium“und an der von dort verlauteten Äußerung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, erhielt Applaus. Er forderte einen „Geist der Versöhnung“unter Berufung auf den „gemeinsamen Vater“. Züge dieses menschenfreundlichen Gottes fänden sich im Judentum, im Christentum und „auch in manchen Ausprägungen des Islam“.