Aichacher Nachrichten

Grab legt den Zoff bei Freien Wählern offen

Zwischen Stadt und Land ist die Stimmung alles andere als harmonisch. Und das nicht nur wegen der möglichen Landtagska­ndidatur des WSA-Mannes

- VON MICHAEL HÖRMANN

„Stadt und Land – Hand in Hand“– es ist ein Slogan, der immer wieder gerne zitiert wird, wenn die Politik aus der Stadt Augsburg und dem Kreis Augsburg an einem Strang zieht. Wo es mit diesem Spruch allerdings überhaupt nicht passen will, ist das Verhältnis zwischen den Freien Wählern in Stadt und Landkreis Augsburg. Dies wird gerade jetzt offenkundi­g, wo es darum geht, wie der umtriebige Kommunalpo­litiker Peter Grab (früher Pro Augsburg, jetzt WSA) womöglich bei den Freien Wählern angesiedel­t werden kann. Peter Grab könnte als Landtagska­ndidat für die Freien Wähler im Stimmkreis AugsburgWe­st antreten. Es ist der Stimmkreis, zu dem neben Teilen des Augsburger Stadtgebie­ts die Städte Gersthofen und Neusäß gehören.

Am Dienstagab­end wird der Kandidat in einer Versammlun­g der Freien Wähler in Hirblingen nominiert. Grab signalisie­rt sein Interesse. Antreten möchte ferner Regina Stuber-Schneider, die wie Grab dem Augsburger Stadtrat angehört, aber für die Freien Wähler. Das Besondere ist, dass die Freien Wähler aus dem Landkreis Grabs Kandidatur befürworte­n und die Freien Wähler aus der Stadt Augsburg ihn rigoros ablehnen.

Peter Grab spaltet richtiggeh­end die Auffassung­en in den Kreisen der Freien Wähler. „Mit vereinten Kräften könnten wir wichtige Impulse im bedeutungs­vollen Zusammensp­iel zwischen dem ländlichen Raum und unserer Bezirkshau­ptstadt setzen“, sagt Johann Häusler. Er ist Landtagsab­geordneter der Freien Wähler und kommt aus Biberbach (Kreis Augsburg). Die Verbindung zu Grab und dessen Gruppierun­g WSA (Wir sind Augsburg) war erst vor wenigen Wochen ganz offenkundi­g gewesen. Johann Häusler war Festredner beim Neujahrsem­pfang der WSA im Augsburger Rathaus. Grab und Häusler betonten damals bereits das gute Zusammensp­iel.

Die beiden Augsburger Stadträte der Freien Wähler, Regina StuberSchn­eider und Volker Schafitel, ließen sich bei diesem Termin nicht blicken. Warum auch? Sie pflegen zu ihrem Stadtratsk­ollegen Grab ein Nicht-Verhältnis. Beleg dafür: Als am Wochenende das Interesse von Grab an einer Landtagska­ndidatur spruchreif wurde, reagierte Regina Stuber-Schneider mit diesen Worten: „Mit einem Menschen, der durch eigenes Unvermögen und eigenes Fehlverhal­ten seinen Ruf so dauerhaft zerstört hat, arbeite ich nicht zusammen.“

Unter dessen Voraussetz­ungen dürfte es heute Abend bei der Nominierun­g kräftig zur Sache gehen.

Dass Peter Grab als WSA-Stadtrat für die Freien Wähler antreten könnte, ist rechtlich machbar. Im kommunalen Bereich will er weiter für die WSA agieren, die derzeit 145 Mitglieder hat. Dass es dabei eine engere Zusammenar­beit mit Schafitel und Stuber-Schneider geben könnte, ist auszuschli­eßen. Dies betont Schafitel, der bei der Wahl 2013 für den Landtag kandidiert hatte.

Jenseits der Personalie Grab gilt das Verhältnis zwischen Freien Wählern in Stadt und Land als belastet. Wie zu hören ist, gibt es wenig Anknüpfung­spunkte. Zumal die Rollen doch auch höchst unterschie­dlich vergeben sind: Im Landkreis Augsburg sind die Freien Wähler die zweitstärk­ste Kraft. Nach der CSU stellen sie meisten Kreisräte. Die Freien Wähler in Augsburg dagegen spielen eine Rolle unter ferner liefen. Bei den Kommunalwa­hlen im März 2014 waren sie mit zwei gewählten Stadträten lediglich die achtstärks­te Kraft. Im Land wird zudem gesehen, dass die Freien Wähler in Augsburg oft als ein politische­s Sprungbret­t gedient haben und es doch einige Wechsel aus anderen Parteien dorthin gab. Schafitel und Stuber-Schneider waren früher für die CSU aktiv, Stuber-Schneider saß für die Christsozi­alen bereits im Stadtrat.

Ein Wechselkan­didat ist aber auch Peter Grab. Der frühere Kulturrefe­rent, der kürzlich seinen 60. Geburtstag feierte, begann seine politische Laufbahn bei Pro Augsburg. Für die Bürgergrup­pierung saß er von 2008 bis 2014 in der Stadtregie­rung. Seit 2014 ist Grab Stadtrat, anfangs in der Fraktion von Pro

Die Bedeutung der Freien ist sehr unterschie­dlich

Augsburg. Später kam es zum Bruch mit Pro Augsburg, wobei diese Trennung mehr vom Verein ausging als von den anderen beiden Stadtratsk­ollegen Beate Schabert-Zeidler und Rudolf Holzapfel. Eine politische Nähe zu den Freien Wählern ist erkennbar. Unter anderem bei den Themen Theater und Universitä­tsklinik Augsburg stehen sich der WSA-Mann Grab und die Freien Wähler im Kreis Augsburg nahe. Das betont Grab auch gerne.

Gemeinsam mit Anna Tabak war Grab der entscheide­nde Initiator der Bürgervere­inigung WSA. Tabak ist aktuell die Vorsitzend­e. Sie sagt zum Zusammensp­iel von Grab und Freien Wählern: „Ich finde die Bündelung und die einhergehe­nde Stärkung der parteifrei­en politische­n Kräfte sehr begrüßensw­ert.“

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Johann Häusler (l.) war Festredner bei der WSA. Mit auf dem Bild sind Anna Ta bak und Peter Grab.
Foto: Bernd Hohlen Johann Häusler (l.) war Festredner bei der WSA. Mit auf dem Bild sind Anna Ta bak und Peter Grab.
 ?? Foto: Anne Wall ?? Die beiden Augsburger Stadträte der Freien Wähler: Regina Stuber Schneider und Volker Schafitel.
Foto: Anne Wall Die beiden Augsburger Stadträte der Freien Wähler: Regina Stuber Schneider und Volker Schafitel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany