18 Jährige bedroht Lehrerin mit Messer
Eine Schülerin fühlt sich schikaniert. Um sich zu rächen, greift sie zu rabiaten Methoden. Dafür muss sie sich vor dem Jugendgericht in Aichach verantworten. Sie fühlt sich unschuldig
Aichach Friedberg Als die junge Frau den Gerichtssaal betritt, legt sie sich die langen Haare zurecht. Mehrmals ruft sie in die Runde, sie wisse nicht, was sie hier im Gerichtssaal solle. Sie sei schließlich nicht die Böse. In der ersten Reihe nimmt die Mutter der Angeklagten Platz. Immer wieder legt sie den Finger an die Lippen, wenn ihre Tochter der Staatsanwältin oder den Zeugen ins Wort fällt. Weil die Angeklagte auf dem Flur des Amtsgerichtes Aichach vor der Verhandlung das Opfer noch einmal beleidigte, sitzt ein Beamter mit im Sitzungssaal.
Weil die 18-Jährige keine Angaben zur Tat machen möchte, Jugendrichterin Eva-Maria Grosse einen Brief vor, den die Angeklagte ihr geschrieben hatte. Darin hatte sie die Tat eingeräumt und geschrieben, dass sie die Aktion bereue. Als Grosse die Angeklagte aber noch einmal nach ihren Beweggründen fragt, sagt sie: „So was passiert ja nicht ohne Grund.“Schuld sei eigentlich ihre ehemalige Lehrerin, die sie über Jahre im Unterricht schikaniert habe. Die Lehrerin ist die Geschädigte in dem Verfahren. Als sie ihre Zeugenaussage macht, bricht ihr die Stimme weg.
Warum die junge Frau sich im Oktober plötzlich dazu entschloss, sich an ihrer Lehrerin zu rächen, blieb auch nach der Verhandlung ein Rätsel. Wie die Lehrerin in der Verhandlung sagte, habe sie zu diesem Zeitpunkt die Angeklagte seit drei Jahren nicht mehr unterrichtet gehabt. Fest steht, dass die 18-Jährige an einem Sonntagnachmittag zum Haus ihrer ehemaligen Lehrerin ging. Dort malte sie mit einem roten Stift ein Hakenkreuz und das Wort „Hure“an die Haustür. Auf die Fußmatte legte die Angeklagte ein Plakat, auf das sie „Ich bringe dich um“geschrieben hatte. Daneben platzierte sie eine Puppe ohne Kopf.
Weil die Lehrerin die Tat beobachtet hatte, stellte sie ihre ehemalige Schülerin zur Rede, als diese sich vom Haus entfernte. Da zog die 18-Jährige ein Messer aus ihrer Handtasche und drohte der Lehrerin mit den Worten: „Ich mach dich kalt, du Schlampe.“Dann lief die junge Frau davon.
Die Polizei nahm die Angeklagte wenig später fest. Auf der Dienststelle entschieden sich die Beamten, die junge Frau in eine Psychiatrie einzuweisen. Von der 18-Jährigen sei eine Gefahr ausgegangen und sie habe gewirkt, als habe sie psyliest chische Probleme, begründet der Polizeibeamte in seiner Aussage.
Richterin Grosse verurteilt die junge Frau schließlich zu einer Woche Dauerarrest. Außerdem darf sie in Zukunft keinen Kontakt mehr zu ihrer ehemaligen Lehrerin aufnehmen und sich ihrer Wohnung und der Schule, an der die Lehrerin arbeitet, nicht mehr als 100 Meter nähern. Die Angeklagte soll auch an einer stationären Reha-Maßnahme teilnehmen. „Sie brauchen Hilfe und Unterstützung“, fasst die Richterin am Ende ihrer Urteilsverkündung zusammen.
Die Angeklagte protestiert lautstark gegen das Urteil. „Ich finde, ich habe einen Freispruch verdient.“Weil die Frau danach wieder in Schimpftiraden gegen ihre ehemalige Lehrerin ausbricht, verabschiedet Grosse sie mit den Worten: „Sie gehen jetzt hier raus und halten die Klappe.“Die 18-Jährige und ihre Mutter verlassen das Gericht, ohne dass es zu weiteren Vorfällen kommt.
In einem Brief hatte die Angeklagte die Tat eingeräumt