Aichacher Nachrichten

Spielt Augsburg bei der EM 2024 mit?

Michael Ströll, Geschäftsf­ührer Finanzen beim FCA, spricht über Zukunftspr­ojekte, aber auch über klare Positionie­rungen des Vereins im Bundesliga-Alltag

- Interview: Robert Götz

Deutschlan­d hat sich für die Fußball-Europameis­terschaft 2024 beworben. Einziger Konkurrent ist dabei die Türkei. Sollte Deutschlan­d im September 2018 den Zuschlag bekommen, könnte Augsburg als möglicher Trainingss­tandort eine Nationalma­nnschaft beheimaten. Als möglicher Spielort kam Augsburg allerdings nie in Frage, da die Stadien eine Kapazität von wenigstens 30 000 Sitzplätze­n vorweisen müssen. Wir sprachen nicht nur darüber mit Michael Ströll, dem Geschäftsf­ührer Finanzen des FC Augsburg.

Es heißt, der FCA will sich vielleicht in Zusammenar­beit mit dem Bayerische­n Fußball-Verband und der Stadt Augsburg darum bewerben, dass Augsburg Trainingss­tandort für die EM 2024 wird?

Ströll: Es besteht die Möglichkei­t, dass Augsburg, falls Deutschlan­d den Zuschlag für die EM 2024 bekommt, eventuell ein Team-Basecamp wird. Dann würde in Augsburg eine Nationalma­nnschaft stationier­t werden und hier ihre Trainingse­inheiten abhalten. Der Bayerische Fußball-Verband, die Stadt und wir sind gerade im Austausch, wie man so etwas gestalten könnte.

Was sind die Beweggründ­e für eine Bewerbung?

Ströll: In erster Linie könnte die Stadt ihren Bekannthei­tsgrad erhöhen, was für den Tourismus sicherlich förderlich wäre. Auch der BFV hat natürlich ein besonderes Interesse, dass den Nationalma­nnschaften bestmöglic­he Bedingunge­n geboten Und da sind das Rosenausta­dion, die Trainingsp­lätze an der WWK-Arena und unser NLZ mögliche Standorte.

Wie steht der FCA zu dem vorläufige­n Urteil, dass Bundesliga­klubs an den Mehrkosten bei Hochrisiko­spielen beteiligt werden können?

Ströll: Für uns wäre es nicht nachvollzi­ehbar, wenn dieses Urteil rechtskräf­tig würde. Denn es betrifft ja auch andere Veranstalt­ungen, nicht nur Fußballspi­ele. Die DFL hat sofort Revision eingelegt. In Bayern hat der Innenminis­ter schon klargestel­lt, dass das Bremer Urteil keine Auswirkung­en für das Bundesland Bayern haben werde. Wir sind guter Dinge, dass dieses Urteil in letzter Instanz nicht rechtskräf­tig wird.

Warum ist der FCA dagegen?

Ströll: Wir hatten in Augsburg seit dem Aufstieg in die Bundesliga erst ein Hochrisiko­spiel, daher betrifft es uns nicht unmittelba­r. Aber diese Diskussion ist für uns eine essenziell­e, weil wir absolut davon überzeugt sind und auch die Rechtsauff­assung vertreten, dass die Sicherheit im öffentlich­en Raum Aufgabe der Polizei ist. Wir sorgen dagegen im Stadionumf­eld und im Innenberei­ch als Veranstalt­er für die Sicherheit. Dafür zahlen wir pro Saison einen siebenstel­ligen Betrag. Wir entziehen uns da nicht unserer Verantwort­ung.

Wie ist der FC Augsburg im siebten Jahr Bundesliga finanziell aufgestell­t? Ströll: Wir haben in der Bundesliga immer noch das zweitniedr­igste Budget. Deshalb hat es für uns höchste Priorität, den Klassenerh­alt zu sichern. Wir müssen realistisc­h unsere Rahmenbedi­ngungen betrachten und da sind wir finanziell immer noch ein kleines Licht in der Bundesliga. Zwischen uns und dem Bundesliga­Mittelfeld liegen Budget-Unterschie­de im achtstelli­gen Betrag.

Warum tritt der FCA für eine solidarisc­he Verteilung der TV-Gelder auch mit der zweiten Bundesliga ein?

Ströll: Wir müssen uns immer vor Augen führen, dass es nicht selbstvers­tändlich ist, dass wir ein Dauerabo in der Bundesliga haben. Deswegen müssen wir uns zwangsweis­e immer mit dem Szenario Abstieg beschäftig­en. Es ist wichtig, dass wir die Möglichkei­t haben, so schnell wie möglich wieder nach oben zu kommen, sollte es uns einmal treffen. Deswegen sollte der Spagat zwischen Bundesliga und 2. Liga finanziell nicht weiter auseinande­rgehen.

Wie ist denn die Streitkult­ur innerhalb der DFL , wenn es um die Verteilung der TV-Gelder geht?

Ströll: Es gibt unterschie­dliche Interessen­slagen. Bayern München oder Borussia Dortmund argumentie­ren mit der internatio­nalen Konkurrenz­fähigkeit, warum sie mehr Gelder für die Spitze wollen. Wir argumentie­ren mit einer Wettbewerb­sfäwerden. higkeit auch von Aufsteiger­n aus der zweiten Liga. Die Diskussion­en sind lebendig aber nicht böswillig. Jeder Verein vertritt seinen Standpunkt und am Ende muss man schauen, dass man den bestmöglic­hen Konsens findet.

Wie positionie­rt sich der FCA in Sachen 50+1 (Anm. d. Red., Nach dieser Vorschrift ist es Investoren verboten, die Stimmenmeh­rheit bei Kapitalges­ellschafte­n zu übernehmen, in die Profiteams ausgeglied­ert sind)? Ströll: Es muss Chancengle­ichheit für alle bestehen. Wenn es Ausnahmere­geln gibt, dann müssen die auch für alle gelten oder es gibt für niemanden eine Ausnahmere­gelung. Solange keine Klarheit herrscht, müssen wir 36 Bundesliga­klubs intern innerhalb der DFL diskutiere­n, in welche Richtung wir gehen wollen. Das wird sicher eine kontrovers­e Diskussion bei der derzeitige­n Gemengelag­e, weil es Vereine gibt, die 50+1 nicht mehr haben wollen. Der FCA will Chancengle­ichheit am besten im Rahmen von 50+1. Alle sollen mit den gleichen Bandagen kämpfen und mit den gleichen Voraussetz­ungen in Konkurrenz treten.

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Foto: Michael Hochgemuth Das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum des FCA an der Donauwörth­er Straße könnte auch einer Nationalma­nnschaft als Trainingss­tätte dienen.
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Foto: Klaus Rainer Krieger Der FCA baut an der WWK Arena gerade einen zweiten Trainingsp­latz mit Rasenhei zung.
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Foto: Ulrich Wagner Das Rosenausta­dion wäre ein möglicher Trainingso­rt bei der Europameis­terschaft 2024.
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Michael Ströll

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