Verwirrung um die Linie 5
Die Stadtwerke sorgen im Stadtrat hinter verschlossenen Türen mit einer Zahl für Verwunderung: Wird die neue Straßenbahnverbindung in den Westen noch später fertig als gedacht?
Die Uni-Klinik kommt 2019, die Linie 5 dorthin kommt erst mit Verspätung. Die Stadtwerke hatten zuletzt zwar keine Jahreszahl mehr nennen wollen, doch es wird immer unwahrscheinlicher, dass die Tram zur Eröffnung des Bahnhofstunnels 2023 rollen wird.
Am morgigen Donnerstag wird es im Stadtrat einen öffentlichen Bericht von Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza geben, nachdem Freie Wähler und Pro Augsburg dies gefordert hatten und zum Thema über ein Jahr Funkstille geherrscht hatte. In ihrer Finanzplanung gehen die Stadtwerke davon aus, dass die Finanzierung des Projekts bis 2027 laufen wird. Das sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Alfred Müllner im Stadtrat vor kurzem hinter verschlossenen Türen. Welche Konsequenzen das für den Linienbetrieb hat, wurde auch nach Rückfragen aus dem Gremium dem Vernehmen nach nicht ganz klar. Allerdings ist es üblich, dass bei so großen Projekten die Abrechnung mit Baufirmen erst mit einem gewissen Nachlauf abgeschlossen ist, die Straßenbahn also schon früher fahren könnte.
Im Vorfeld der Stadtratssitzung sagte Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) gestern, dass die Stadtwerke vermutlich in diesem Jahr die Unterlagen bei der Regierung von Schwaben zur Genehmigung einreichen werden. Eigentlich hätte dies bereits 2017 passieren sollen, doch die Stadtwerke arbeiteten parallel am Antrag für die Verlängerung der Linie 3 nach Königsbrunn. Die Linie 5 gilt als deutlich komplexer und konfliktträchtiger.
Im Umfeld des Bahnhofs bleibe es voraussichtlich bei der favorisierten Trasse über die Holzbachstraße, so Gribl. Dem Vernehmen nach gab es hier zuletzt – wie schon in der inzwischen ausgeschiedenen Variante Hessenbachstraße – Diskussionen wegen des Naturschutzes. In der Bürgermeister-Ackermann-Straße werden die Stadtwerke wohl die bis- schon bevorzugte Trassenlage in der Straßenmitte zur Genehmigung beantragen. Alle vier Autospuren sollen erhalten bleiben.
Laut einem Verkehrsmodell der Stadtwerke soll der Verkehr auch mit einer Straßenbahn in der Mitte der Ackermann-Straße flüssig laufen, weil im Zuge des Linienbaus auch Kreuzungen umgestaltet werden sollen. Das betrifft vor allem den Knoten Ackermann-Straße/B17. Die größeren Probleme zeichnen sich an der Kreuzung Ackermann-/Kriegshaber-/Hagenmähderstraße an der Grenze zu Stadtbergen ab. Zwar besagt das Verkehrsmodell, dass es auch hier läuft, allerdings sei die Situation „knifflig“, so Gribl.
Sollten die Planungen noch in diesem Jahr eingereicht werden, dann ist wohl mit ein bis zwei Jahren Bearbeitungszeit bei der Regierung von Schwaben zu rechnen. Hinzu kommt die Bauzeit, die bei drei Jahren liegen dürfte.
Allerdings ist schon jetzt Widerstand absehbar. Es dürfte Einwendungen gegen das Projekt hageln, mit denen sich die Regierung von Schwaben auseinandersetzen muss. Beim Bau der Linie 6 nach Hochzoll waren es 1100 Einwendungen, die sich gegen die Trasse wandten. Im Fall der Linie 5 zeichnet sich darüber hinaus mindestens eine Klage
Es zeichnet sich mindestens eine Klage ab
ab, sollte das Projekt genehmigt werden. Von der Bürgerinitiative im Thelottviertel wurde schon das Reizwort „Bürgerbegehren“genannt. Und die Nachbarstadt Stadtbergen befürchtet Verkehrsprobleme auf der Ackermann-Straße, sollte dort die Straßenbahn fahren. Der Linie 5 steht man wegen der möglichen Auswirkungen auf das Stadtberger Stadtgebiet dort eher skeptisch gegenüber.
Sollte die Straßenbahnlinie deutlich später als der Bahnhofstunnel fertig werden, dürfte dies trotzdem Folgen für Zuschüsse bleiben. Zwar ist im Planfeststellungsbeschluss zum Bahnhofstunnel samt unterirdischer Haltestelle festgehalten, dass dort künftig mindestens zwei Linien fahren sollen, allerdings ist diese Bedingung aufgrund der unterirdischen Wendeschleife für die Linien 4 und 6 erfüllt. Anfangs würde allein die Straßenbahn-Linie 3 nach Stadtbergen durch den Tunnel fahren, später auch die Linie 5 als Verlängerung der schon existierenden Linie 6.
Die Linie 5 soll etwa 4,3 Kilometer lang sein und acht Haltestellen haben. Sie wird über den künftigen Medizin-Campus am zur Uni-Klinik umgewandelten Klinikum fahren und von dort etwa 17 Minuten zum Hauptbahnhof brauchen. Gerade im Hinblick auf die Uni-Klinik mit ihren im Endausbau 1500 Studenten und 1000 zusätzlichen Mither arbeitern wird das 60-MillionenProjekt als Verstärkung zur bestehenden Linie 2 für nötig erachtet. Im Zuge des Linienbaus soll auch der Park-and-Ride-Platz Augsohne burg-West vergrößert werden. Die Stadtwerke rechnen mit rund 8000 Fahrgästen pro Tag, die bestehende Buslinie 32 befördert aktuell 3500 Fahrgäste.