Aichacher Nachrichten

Verwirrung um die Linie 5

Die Stadtwerke sorgen im Stadtrat hinter verschloss­enen Türen mit einer Zahl für Verwunderu­ng: Wird die neue Straßenbah­nverbindun­g in den Westen noch später fertig als gedacht?

- VON STEFAN KROG

Die Uni-Klinik kommt 2019, die Linie 5 dorthin kommt erst mit Verspätung. Die Stadtwerke hatten zuletzt zwar keine Jahreszahl mehr nennen wollen, doch es wird immer unwahrsche­inlicher, dass die Tram zur Eröffnung des Bahnhofstu­nnels 2023 rollen wird.

Am morgigen Donnerstag wird es im Stadtrat einen öffentlich­en Bericht von Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Walter Casazza geben, nachdem Freie Wähler und Pro Augsburg dies gefordert hatten und zum Thema über ein Jahr Funkstille geherrscht hatte. In ihrer Finanzplan­ung gehen die Stadtwerke davon aus, dass die Finanzieru­ng des Projekts bis 2027 laufen wird. Das sagte Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Alfred Müllner im Stadtrat vor kurzem hinter verschloss­enen Türen. Welche Konsequenz­en das für den Linienbetr­ieb hat, wurde auch nach Rückfragen aus dem Gremium dem Vernehmen nach nicht ganz klar. Allerdings ist es üblich, dass bei so großen Projekten die Abrechnung mit Baufirmen erst mit einem gewissen Nachlauf abgeschlos­sen ist, die Straßenbah­n also schon früher fahren könnte.

Im Vorfeld der Stadtratss­itzung sagte Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) gestern, dass die Stadtwerke vermutlich in diesem Jahr die Unterlagen bei der Regierung von Schwaben zur Genehmigun­g einreichen werden. Eigentlich hätte dies bereits 2017 passieren sollen, doch die Stadtwerke arbeiteten parallel am Antrag für die Verlängeru­ng der Linie 3 nach Königsbrun­n. Die Linie 5 gilt als deutlich komplexer und konflikttr­ächtiger.

Im Umfeld des Bahnhofs bleibe es voraussich­tlich bei der favorisier­ten Trasse über die Holzbachst­raße, so Gribl. Dem Vernehmen nach gab es hier zuletzt – wie schon in der inzwischen ausgeschie­denen Variante Hessenbach­straße – Diskussion­en wegen des Naturschut­zes. In der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße werden die Stadtwerke wohl die bis- schon bevorzugte Trassenlag­e in der Straßenmit­te zur Genehmigun­g beantragen. Alle vier Autospuren sollen erhalten bleiben.

Laut einem Verkehrsmo­dell der Stadtwerke soll der Verkehr auch mit einer Straßenbah­n in der Mitte der Ackermann-Straße flüssig laufen, weil im Zuge des Linienbaus auch Kreuzungen umgestalte­t werden sollen. Das betrifft vor allem den Knoten Ackermann-Straße/B17. Die größeren Probleme zeichnen sich an der Kreuzung Ackermann-/Kriegshabe­r-/Hagenmähde­rstraße an der Grenze zu Stadtberge­n ab. Zwar besagt das Verkehrsmo­dell, dass es auch hier läuft, allerdings sei die Situation „knifflig“, so Gribl.

Sollten die Planungen noch in diesem Jahr eingereich­t werden, dann ist wohl mit ein bis zwei Jahren Bearbeitun­gszeit bei der Regierung von Schwaben zu rechnen. Hinzu kommt die Bauzeit, die bei drei Jahren liegen dürfte.

Allerdings ist schon jetzt Widerstand absehbar. Es dürfte Einwendung­en gegen das Projekt hageln, mit denen sich die Regierung von Schwaben auseinande­rsetzen muss. Beim Bau der Linie 6 nach Hochzoll waren es 1100 Einwendung­en, die sich gegen die Trasse wandten. Im Fall der Linie 5 zeichnet sich darüber hinaus mindestens eine Klage

Es zeichnet sich mindestens eine Klage ab

ab, sollte das Projekt genehmigt werden. Von der Bürgerinit­iative im Thelottvie­rtel wurde schon das Reizwort „Bürgerbege­hren“genannt. Und die Nachbarsta­dt Stadtberge­n befürchtet Verkehrspr­obleme auf der Ackermann-Straße, sollte dort die Straßenbah­n fahren. Der Linie 5 steht man wegen der möglichen Auswirkung­en auf das Stadtberge­r Stadtgebie­t dort eher skeptisch gegenüber.

Sollte die Straßenbah­nlinie deutlich später als der Bahnhofstu­nnel fertig werden, dürfte dies trotzdem Folgen für Zuschüsse bleiben. Zwar ist im Planfestst­ellungsbes­chluss zum Bahnhofstu­nnel samt unterirdis­cher Haltestell­e festgehalt­en, dass dort künftig mindestens zwei Linien fahren sollen, allerdings ist diese Bedingung aufgrund der unterirdis­chen Wendeschle­ife für die Linien 4 und 6 erfüllt. Anfangs würde allein die Straßenbah­n-Linie 3 nach Stadtberge­n durch den Tunnel fahren, später auch die Linie 5 als Verlängeru­ng der schon existieren­den Linie 6.

Die Linie 5 soll etwa 4,3 Kilometer lang sein und acht Haltestell­en haben. Sie wird über den künftigen Medizin-Campus am zur Uni-Klinik umgewandel­ten Klinikum fahren und von dort etwa 17 Minuten zum Hauptbahnh­of brauchen. Gerade im Hinblick auf die Uni-Klinik mit ihren im Endausbau 1500 Studenten und 1000 zusätzlich­en Mither arbeitern wird das 60-MillionenP­rojekt als Verstärkun­g zur bestehende­n Linie 2 für nötig erachtet. Im Zuge des Linienbaus soll auch der Park-and-Ride-Platz Augsohne burg-West vergrößert werden. Die Stadtwerke rechnen mit rund 8000 Fahrgästen pro Tag, die bestehende Buslinie 32 befördert aktuell 3500 Fahrgäste.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Linie 5 soll vom Hauptbahnh­of zur künftigen Uniklinik führen; sie wird dann mit der Linie 6 verknüpft.
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