Gefällte Bäume werden zum Stadtgespräch
Viele Menschen bedauern und kritisieren, dass Allee an Aichacher Bahnhofstraße vor Kurzem weichen musste. Bürgermeister Klaus Habermann erläutert die Gründe für die Fällung und erklärt, was nun geplant ist
Aichach Drei Wochen nach ihrer Fällung sind die Bäume in der Aichacher Bahnhofstraße zum Stadtgespräch geworden. Viele Menschen äußern sich kritisch und bedauern, dass die Allee verschwunden ist. Unter anderem auf der FacebookSeite der Aichacher Nachrichten. Bürgermeister Klaus Habermann betont derweil auf Anfrage unserer Zeitung, dass es keine Alternative gegeben habe. Und: „Wir machen uns die Entscheidung nicht leicht.“
Der Aichacher Bauausschuss beschloss die Fällung am 8. Februar. Der Stadtrat schloss sich am 22. Februar an. Unsere Zeitung berichtete jeweils. Am 26. Februar rückten die Arbeiter an. Spätestens seit kürzlich ein Unbekannter an den Baumstümpfen Trauerflor befestigte, der inzwischen wieder entfernt ist, wird rege über die Fällaktion diskutiert. „Gestorben für die Autos und den Straßenverkehr“, hieß es auf einem Papier, das an einem Stumpf prangte (wir berichteten gestern). Auf Facebook äußern sich mehrere Leser. Stephanie Paun-Speckner fragt sich: „Warum um Gottes Willen wurden die ganzen Bäume gefällt? Aichach wird immer hässlicher!“Derya Yurttas bedauert: „Traurig, dass man nicht um die schönen alten Bäume herum planen kann.“Bernhard Pohl stellt fest: „Ich bin in Aichach geboren und erkenne meine Heimat nicht mehr.“Und GrünenKreisrätin Claudia Eser-Schuberth sagt: „Läuft auch in Friedberg so – Bäume, die stören, sind immer auch merkwürdigerweise krank und müssen weg (...) autogerechte Stadt.“
Wie Bürgermeister Klaus Habermann betont, lautete das Hauptargument für die Fällung: Die Bäume haben kein Entwicklungspotenzial mehr. Die Wurzeln hatten zu wenig Platz, bei den geplanten Bauarbeiten wären weitere Schäden am Wurzelwerk zu befürchten gewesen. Zum Teil seien die Bäume aber schon verkümmert gewesen, einige von ihnen schief gewachsen. Das berge großes Gefahrenpotenzial. In der Haftung steht die Stadt. „Kein Mensch kann die Verantwortung übernehmen“, so der Bürgermeister. Wenn etwas passiere, laute die erste Frage der Versicherung, wann der Baum zuletzt begutachtet worden sei. Komme gar ein Mensch zu Tode, „dann geh’ ich in den Knast“, so Habermann. Und zwar dann, wenn es die Stadt zuvor schriftlich hatte, dass ein Baum gefährlich werden könnte. Es sei sinnvoller, eine vernünftige Allee nachzupflanzen, als nur schiefe, angeschlagene Bäume zu entfernen. Denn auch die hätten nur eine begrenzte Lebenszeit gehabt, ist Habermann überzeugt.
Die Stadt beruft sich auf einen Gutachter und auf die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt. Dort hält man den Beschluss für nachvollziehbar. Pressesprecher Wolfgang Müller: „Die Bäume hatten es immer noch schwerer, zu überleben.“Die Fläche, über die den Pflanzen Nährstoffe zukommen, wurde immer kleiner. Über kurz oder lang wäre das das Todesurteil für die etwa 40 Jahre alten Bäume gewesen. Eine Neupflanzung sei sinnvoller.
24 Bäume, vorwiegend Linden, mussten weichen. Etwa genau so viele sollen im Herbst neu gepflanzt werden. Es ist noch nicht entschieden, ob die Wahl wieder auf Linden fällt. Wie am alten Friedhof will die Stadt auf größere Bäume zurückgreifen.
Als Beispiel, dass die Stadt behutsam mit dem sensiblen Thema umgeht, führt Habermann das Baumkataster an. 1500 und damit ein Viertel aller Bäume im Stadtgebiet sind bereits aufgenommen, der Rest folgt nach und nach. Sie werden zweimal jährlich begutachtet: im belaubten und im unbelaubten Zustand. 75 der 1500 Bäume wurden als nicht mehr verkehrssicher eingestuft. Sie müssen weichen. Was sechs betroffene Bäume an der Straße nach Oberwittelsbach anbelangt, hat die Stadt vorerst nur drei fällen lassen. Bei den drei anderen plant man noch eine Rettungsaktion.
Die alten Bäume hatten ihn nicht, ihre Nachfolger in der Bahnhofstraße aber sollen den Platz bekommen, den sie brauchen. Habermann spricht von entwicklungsfähigen Pflanzflächen „mit mindestens zwölf Kubikmeter durchwurzelbarem Bereich“. Wenn die einmal stehen „wird’s dafür umso schöner“, ist er überzeugt.