Aichacher Nachrichten

Wer trägt Schuld?

Theater der Berufliche­n Oberschule Friedberg spielt „Unschuld“

- VON VANESSA POLEDNIA

Aichach Friedberg In den vergangene­n Jahren wurde an der Berufliche­n Oberschule eher klassische­s Schultheat­er wie „Die Räuber“von Friedrich Schiller gespielt. Doch der diesjährig­en Schultheat­ergruppe unter der Leitung von Iris Seemiller und Svenja Lipczinsky schwebte für dieses Schuljahr etwas anderes vor. „Wir hatten Lust auf moderne Sprache. Auf ein politische­s und provokante­s Stück“, erklärt Iris Seemiller. Deshalb wagt sich die Theatergru­ppe dieses Jahr mit „Unschuld“von Dea Loher an keine leichte Kost.

In „Unschuld“verbindet die Protagonis­ten das Gegenteil des Titels. Denn es ist die Schuld, die die Protagonis­ten verspüren oder verspüren wollen. Die Schuld und die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Es geht um Geschichte­n vom Rande der Gesellscha­ft. Geschichte­n von Menschen, die Schuld auf sich geladen haben oder die Schuld suchen. Wie zum Beispiel Elisio und Fadoul, zwei illegale afrikanisc­he Einwandere­r, die tatenlos einer Frau beim Ertrinken zusehen. Oder eine Alleinsteh­ende, die sich als Mutter eines Amokläufer­s ausgibt. „Der Zuschauer muss für sich selbst entscheide­n, wie das Verhalten der Protagonis­ten zu beurteilen ist“, so Iris Seemiller. Die Theatergru­ppe macht das Stück noch aktueller, indem sie beispielsw­eise amtierende Präsidente­n in die Texte einfügt. Dass es überhaupt zu einer Aufführung kommt, war zu Beginn des Schuljahre­s nicht klar. Schließlic­h sind auf der Berufliche­n Oberschule zwei der drei Jahrgangss­tufen Abschlussk­lassen. Dementspre­chend wenig Zeit ist für außerschul­ische Aktivitäte­n wie das Theaterspi­elen vorhanden. Nach einjährige­r Pause konnten mithilfe einiger engagierte­r und theaterbeg­eisterter Schüler wieder genügend Teilnehmer gefunden werden. Unter diesen 18 Mitwirkend­en sind auch vier afghanisch­e Schüler der Berufsinte­grationskl­asse der Berufsschu­le Friedberg. Sie wirken laut Lehrerin Svenja Lipczinsky ganz normal mit. Aber da Deutsch nicht ihre Mutterspra­che sei, würden sie eher Rollen mit kleinen Textstelle­n übernehmen.

Auch die mitwirkend­en Schüler sind von der Thematik überzeugt. Niko Thomas: „Die Gesellscha­ft stellt sich ständig diese eine Frage: Wer trägt Schuld? Dabei gibt es in der Realität keine klare Trennung von Gut und Böse. Das wollen wir mit diesem Stück verdeutlic­hen.“Wer die meiste Schuld am Elend dieser Welt trägt oder doch unschuldig bleibt, muss also jeder bei den Aufführung­en für sich selbst klären. ⓘ

Termin „Unschuld“wird am Donners tag und Freitag, 22. und 23. März, je weils um 20 Uhr in der Aula der Berufli chen Oberschule Friedberg aufgeführt.

Vier afghanisch­e Schüler der Berufsinte­grationskl­asse mit kleinen Textstelle­n

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Foto: Vanessa Polednia Die Berufliche Oberschule Friedberg bringt das Stück „Unschuld“von Dea Loher zur Aufführung.

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