„Ich bin kein Conny Höß“
Der neue Präsident des FC Pipinsried, Roland Küspert, spricht im Interview mit den Aichacher Nachrichten über die Zukunft des Dorfklubs, das Verhältnis zu seinem Vorgänger und die Besonderheiten beim FCP
Altomünster Pipinsried Die Ära Konrad Höß ist in Pipinsried vor wenigen Wochen nach 51 Jahren zu Ende gegangen. Das Erbe des „Mister Pipinsried“tritt nun Roland Küspert an. Der 62-Jährige war schon zuvor Höß’ Stellvertreter und unterstützte den „Fußball-Patriarchen“. Der Vertriebsingenieur ist seit 25 Jahren Mitglied beim FCP. Der Vertriebsingenieur spricht über die Zukunft des FCP, sein Verhältnis zu Höß und den Spagat zwischen Dorfklub und Regionalliga.
Herr Küspert, seit gut einem Monat sind Sie der Chef beim FC Pipinsried. Wie gehen Sie mit dem Stress um? Roland Küspert: Beim FCP ist immer etwas los und das soll auch so sein. Wir stehen als ranghöchster Verein der Region im Fokus. Jeder schaut genau, was wir machen. Es gibt immer etwas zu tun. Ich habe mir vorher nicht so viele Gedanken gemacht und bin von der Realität schon ein bisschen eingeholt worden.
Sie spielen auf die Kritik nach dem Ausschluss der Presse bei der Jahreshauptversammlung an? Bereuen Sie die Aktion?
Küspert: Ich habe diese Frage erwartet. Das Echo haben wir unterschätzt. Ich habe die Entscheidung nicht alleine getroffen und wir hatten unsere Gründe. Ich gebe aber zu, dass die Aktion nicht ganz glücklich war. Wir bereuen es aber nicht – das ist Schnee von gestern. Wir stehen nicht auf Kriegsfuß mit der Presse.
Dann blicken wir voraus? Was steht ganz oben auf ihrer To-do-Liste? Küspert: Die Unterlagen für die Regionalliga-Lizenz haben wir abgegeben. Das war in den vergangenen Wochen unser Hauptanliegen.
Gibt es da Probleme?
Küspert: Nein, bislang habe ich nur positive Rückmeldungen von den Behörden. Die einzige Hürde für die Regionalliga ist die sportliche.
Apropos Sportliches. Der FCP ist sehr spät in die Punktrunde eingestiegen. Ist das ein Nachteil?
Küspert: Wir sind in der Vorrunde auch erst am vierten Spieltag eingestiegen. Der Spielplan beschert uns so viele englische Wochen. Wenn wir viele Verletzte haben, ist das ein Problem. Aber wir kriegen das schon hin. Eigentlich war ich aufgrund der durchwachsenen Vorbereitung gar nicht so traurig über den späten Start. Wir hatten mehr Zeit, um uns einzuarbeiten, denn bei uns steht ja in diesem Jahr einiges an.
Sie meinen die geplante Gründung einer GmbH und die Ausgliederung der ersten Mannschaft?
Küspert: Die Mitglieder haben das abgesegnet. Wir wollen das bis Mai über die Bühne bringen und haben deshalb auf die Versammlung gedrängt. Zur neuen Saison soll das Konzept stehen. Ulli Bergmann wird dann kaufmännischer Geschäftsführer, während sich Roman Plesche noch mehr ums Sportliche kümmern kann.
Was erwarten Sie sich von der Ausgliederung?
Küspert: Wir wollen den Verein für Sponsoren noch attraktiver machen.
Planen Sie den Sprung in den Profifußball?
Küspert: (lacht) Sicher nicht. Mehr als die Regionalliga ist für uns gar nicht möglich. Der Aufwand wäre nicht mehr zu stemmen. Wenn wir uns sportlich und finanziell etablieren können, wäre das schon ein Rie- senerfolg. Wir sind ein kleiner Dorfverein und nicht Bayern München oder Sechzig, auch wenn wir aktuell in der gleichen Liga spielen. Wir können uns nicht mit solchen Vereinen messen. Wir wollen unser Ding machen und dass der Ort sich mit dem Verein identifiziert.
Apropos Sechzig. Wie groß ist die Vorfreude auf das Spiel des Jahres? Küspert: Das Spiel erregt natürlich enormes Aufsehen. Es kommt viel Arbeit auf uns zu. Wir sind mit den Behörden und der Gemeinde in gutem Kontakt und gehen davon aus, dass am 5. Mai rund 7000 Zuschauer in Pipinsried sein werden. Für einen kleinen Verein wie uns ist das eine große Sache.
Ab wann gibt es Tickets?
Küspert: Die Mitglieder konnten Karten reservieren. Wir haben sogar Ticketanfragen aus England. Da kam ein Brief von langjährigen Löwenfans. Sechzig wird ein größeres Kontingent bekommen. Wir hoffen auf ein volles Haus. Die Karten kann man hoffentlich ab Ende März kaufen.
Und das alles nach dem Rücktritt von Konrad Höß...
Küspert: ...Viele haben nicht geglaubt, dass das irgendwann einmal passieren wird, aber jetzt ist der Fall eingetreten.
Wie sind Sie zum Amt gekommen? Küspert: Ich war ja vorher schon kommissarisch sein Stellvertreter und habe mich um den Spielbetrieb bei den Auswärtsspielen gekümmert. Ich habe den Mannschaftsbetreuer und Zeugwart gegeben.
War das Amt des Vorsitzenden jetzt der logische nächste Schritt? Küspert: (lacht) Was ist schon logisch? Es gibt für Ehrenämter ja nicht unendlich viele Interessenten. Herr Höß hat mich vorgeschlagen und so habe ich es halt gemacht.
Können Sie sich noch an Ihre Anfänge in Pipinsried erinnern?
Küspert: Ich bin vor 25 Jahren hier hergezogen und hatte schon im Vorfeld viel über Conny Höß und den FC Pipinsried gelesen. Ich hab als interessierter Zuschauer angefangen, war dann Jugendtrainer und habe so Höß kennengelernt. Richtig los ging es nach seinem Herzinfarkt, als er auswärts nicht mehr mitfahren konnte beziehungsweise wollte.
Apropos. Sind Sie dann der Höß 2.0? Küspert: Conny Höß hat früher alles in Personalunion gemacht. Von der Kaderzusammenstellung bis zur Sponsorenakquise. Das geht heute gar nicht mehr, auch in den vergangenen Jahren hat Roman Plesche schon viele Aufgaben übernommen. Ich bin kein Conny Höß. Mein Führungsstil wird ein anderer sein. Wir entscheiden im Team, Alleingänge wird es bei mir nicht geben. Ich versuche, zwischen den verschiedenen Positionen zu vermitteln. Ich habe gerne ein Wohlfühlklima um mich herum, ich weiß aber, dass das nicht immer möglich ist. Dennoch bin ich jemand, der die Kompromisse sucht. Mal schauen, ob sie mich in drei Jahren noch wollen.
Jetzt gab es Kritik seitens Höß an der neuen Vereinführung. Wie ist ihr persönliches Verhältnis?
Küspert: Wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis, sonst hätte er mich nicht vorgeschlagen. Kathi (Frau Höß) ist ja zu jedem Auswärtsspiel mit mir gefahren. Was zuletzt an Negativem rund um dieses Thema zu lesen war, bedaure ich sehr. Vieles wurde nicht ganz richtig dargestellt. Es ist und war nie mein Ziel, Conny vom Thron zu stoßen. Ich will einfach, dass der höherklassige Fußball in Pipinsried weitergeht.
Der Vorsprung auf die Relegationsplätze ist geschrumpft. Wie schlimm wäre ein Abstieg?
Küspert: Ich hoffe natürlich, dass wir es schaffen. Noch haben wir einen kleinen Vorsprung. Bei einem Abstieg würden wir den sofortigen Wiederaufstieg anpeilen. Auf die GmbH hätte das keine Auswirkungen. Wir wollen aber die nötigen Punkte holen und drin bleiben.