Gouweleeuw ist wieder am Ball
In der Abwehr des FC Augsburg machte sich das Fehlen des 26-Jährigen zuletzt stark bemerkbar. In Kürze soll er wieder mit der Mannschaft trainieren. Ob er gegen Leverkusen aufläuft, hängt vor allem von seiner Freundin ab
Noch ist Jeffrey Gouweleeuw Beobachter, wenn seine Mitspieler auf dem Trainingsplatz nahe der Augsburger Fußballarena in Zweikämpfen um den Ball streiten. Weit entfernt von direkten Duellen ist der niederländische Profi indes nicht mehr. Seine Rückkehr ins Mannschaftstraining des FC Augsburg kündigt sich an, die Wochen des Wartens scheinen vorbei zu sein, nachdem ein Innenbandanriss im Knie sein uneingeschränktes Mitwirken unmöglich machte.
In der Länderspielpause will Gouweleeuw vollends fit werden, in der nächsten Bundesliga-Begegnung mit Bayer Leverkusen will der Innenverteidiger wieder im Kader stehen. Und damit wohl auch in der Startelf. Denn Trainer Manuel Baum, 38, benötigt dieser Tage dringend einen Führungsspieler wie Gouweleeuw, der der wackeligen Hintermannschaft Stabilität verleiht.
Ehe ihn die Verletzung zur längeren Pause zwang, stand der umsichtige Zentrumverteidiger in allen Partien über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Gouweleeuw scheut keine klaren Worte, maßt sich aber nicht an, über das jüngste Auftreten seiner Kollegen zu urteilen. Er habe beim 1:3 gegen Bremen schließlich nicht auf dem Platz gestanden, meint Goueweleeuw. Ganz allgemein sagt er daher, man kassiere – anders als noch in der Hinrunde – zu viele Gegentore. Für den 26-Jährigen steht zunächst seine körperliche Fitness im Vordergrund, nur so könne er der Mannschaft helfen, ergänzt der Niederländer.
Am Mittwochvormittag passt Gouweleeuw auf dem Rasen Bälle, schickt die Kugel mal flach, mal hoch zum Mitspieler, steigert mit Intervallläufen seine Ausdauer. Die Fortschritte sind unübersehbar.
Den Großteil seiner Reha absolvierte der Niederländer nicht in Augsburg, sondern in seiner Heimat. Vier Wochen arbeitete er in Amsterdam mit einem privaten Physiotherapeuten, bis zu fünf Stunden am Tag. Diesen Weg der ist Gouweleeuw schon öfter gegangen, seit knapp fünf Jahren lässt sich der Fußballprofi von einem Landsmann betreuen. Manchmal besucht dieser ihn auch in Augsburg. „Wir kennen einander sehr gut. Er hat den ganzen Tag für mich Zeit“, begründet Gouweleeuw.
Netter Nebeneffekt: der Heimatbesuch mit der ganzen Familie, die demnächst wieder Zuwachs beer kommt. Lebensgefährtin Edana und Gouweleeuw erwarten nach den Söhnen Jayson und Mateo in Kürze ihr drittes Kind. Womöglich durchkreuzt das Töchterchen Gouweleeuws Comebackpläne gegen Leverkusen. Danach gefragt, grinst der Spieler. Er habe seiner Frau im Scherz gesagt, das dürfe nicht passieren. Sollte es so weit sein, will der Niederländer aber alles unternehGenesung men, um seiner Frau beizustehen. „Ich war bei beiden Söhnen dabei, jetzt will ich das auch sein.“
Seit Januar 2016 trägt der Innenverteidiger mit dem schier unaussprechlichen Namen (Aussprache: Chaueleou) das FCA-Trikot. Er gilt als herausragender Transfer in der jüngeren Vergangenheit. Beständig zeigt Gouweleeuw im Abwehrzentrum ansprechende Leistungen. Verantwortliche und Mitspieler schätzen dessen besonnene, umsichtige Art. Gouweleeuws Vertrag läuft bis Sommer 2022, zudem ist er Mitglied des Mannschaftsrats, das Wort des unaufgeregten Familienvaters hat Gewicht. Gouweleeuw dient als Eckpfeiler im Augsburger Mannschaftsgerüst.
Während andere FCA-Profis selbst nach der punktereichen Vorrunde auf den Klassenerhalt als Saisonziel verwiesen, formulierte er forscher. Im Winter erklärte er, er wolle alles dafür tun, international zu spielen. Dadurch würden sich wohl seine Chancen erhöhen, unter dem neuen Bondscoach Ronald Koeman für die niederländische Nationalelf nominiert zu werden. Seit Gouweleeuws Fehlen jedoch schwinden die Chancen des FCA auf eine Europapokalteilnahme. Ein Grund aus Gouweleeuws Sicht: die fehlenden Stammspieler.
Mit Blick auf die kommenden Gegner Leverkusen und Bayern München könnte der Vorsprung auf den Relegationsplatz gegen den Abstieg an den nächsten beiden Spieltagen schrumpfen. Entsprechend orientiert sich auch Gouweleeuw jetzt nach unten. „Wir müssen so schnell wie möglich 40 Punkte holen, damit wir am Ende keinen Stress mehr haben.“