Einwegbecher ade beim Kaffee
Die „Coffee-to-go-Kultur“ist mit schuld an den Müllbergen auf dem Planeten. Wer seinen eigenen Becher mitbringt, kann auch in Aichach den Kaffee zum Mitnehmen umweltfreundlich genießen. Immer mehr stellen sich um
Aichach Friedberg Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder auf dem Heimweg – Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend. Die Einwegbecher aus beschichteter Pappe oder Kunststoff landen später im Mülleimer – wenn überhaupt. Für ein paar Schluck Kaffee fällt auf diese Weise viel Abfall an.
Das muss nicht so bleiben: Seit Kurzem nehmen Bäckereien, Cafés und Lokale in Augsburg an dem Programm Recup teil. Durch ein Pfandsystem werden Mehrwegbecher in Umlauf gebracht, die bei teilnehmenden Cafés zurückgegeben werden können. Auch in Friedberg haben sich einige Cafés der Bewegung angeschlossen. In Aichach setzt sich dagegen ein anderes umweltfreundliches System durch.
Hier können die Kunden in mehreren Cafés und Bäckereien ihren eigenen Kaffeebecher mitbringen, um ihn mit Kaffee befüllen zu lassen. Jutta Märdauer von der Bäckerei sagt dazu: „Das ist uns sogar lieber.“Auf diese Weise falle schließlich erst gar kein Abfall an. Sie bedauert, dass die leeren Pappbecher nach wenigen Minuten in Papierkörben landen oder einfach irgendwo auf die Straße geworfen werden. „Außerdem schmeckt der Kaffee doch auch viel besser aus einer Tasse als aus so einem Pappbecher“, findet sie.
Vielleicht kommen deswegen auch immer mehr Kunden mit ihrem eigenen Trinkgefäß in die Bäckerei Bauer in Aichach. Wie Bianca Wenger berichtet, sei das hier ganz normal. Das Pfandsystem, vergleichbar mit dem Recup-Programm in Augsburg, haben beide Bäckereien aber nicht eingeführt.
Auch im Aichacher Café Koch gibt es dieses Pfandsystem nicht. Hier werden Cappuccino, Milchkaffee und Co. vor allem ganz in Ruhe und im Sitzen am Tisch getrunken. Wer nur schnell einen Espresso will, entscheidet sich oft für eine kurze Kaffeepause am Stehtisch im Verkaufsbereich. Und wenn selbst da- für keine Zeit ist, können die Kunden ihren Coffee to go auch mit auf die Straße nehmen. Wie Inhaberin Ingrid Granvogl erzählt, seien es oft Arbeiter aus dem direkten Umkreis des Cafés, die für sich und ihre Kollegen einen schnellen Kaffee zum Mitnehmen im Pappbecher kaufen. „Wer will, kann seinen eigenen Becher mitbringen und befüllen lassen“, erklärt Ingrid Granvogl. Preislich ist das sogar etwas günstiger. Die Inhaberin des Café Koch findet, dass gegen den wachsenden Müllberg etwas getan werden muss.
Laut Deutscher Umwelthilfe werden jedes Jahr in Deutschland fast drei Milliarden Einwegbecher mit Plastikdeckel verbraucht. Für deren Herstellung müssen jährlich 48000 Bäume gefällt werden. Der Wasserverbrauch reicht zur Versorgung einer Stadt mit 32 000 Einwohnern. Mit der Energie könnte man 100000 Haushalte mit Strom versorgen. Das Café Platzhirsch am Friedberger Marienplatz hat sich dem Pfand-System angeschlossen. Der Inhaber des Cafés, David GreScharold gor-Altmann, sagt: „In den sozialen Medien wurde bereits viel über das Abfallproblem bei Einwegbechern diskutiert.“Neben dem RecupKonzept verfolgt die Bäckerei Wolf in Friedberg noch weitere Varianten der Müllvermeidung: „Bei uns können die Kunden schon seit Längerem ihre eigenen Becher mitbringen“, sagt Alexandra Felgenlauer. „Außerdem verkaufen wir Mehrwegbecher aus Bambus, die wir gerne wieder befüllen.“
Um den Leuten das Mitbringen eigener Trinkgefäße schmackhaft zu machen, bekommen die Umweltbewussten ihr Getränk etwas günstiger. Am Eingang weist der Aufkleber „Bring your own cup“darauf hin, dass mitgebrachte Becher aufgefüllt werden können. „Leider nehmen noch nicht sehr viele Kaffeetrinker das Angebot an. Die große Mehrheit, die es macht, sind bei uns Stammgäste“, gibt Felgenlauer zu. Das bestätigt Willi Weißgerber, Chef des Altstadtcafés in Friedberg, der ebenfalls Kaffee in fremde Becher ausschenkt. „Davon profitieren alle Seiten: Für die Umwelt ist es gut, die Kunden bekommen einen Preisnachlass und die Betriebe sparen Geld.“Die Einwegbecher sind nämlich nicht billig. Etwa 40 Cent pro Stück fielen an, rechnet Weißgerber vor. Dabei handele es sich um stabile, isolierende Kunststoffbecher. Als die Idee mit den mitgebrachten Bechern aufkam, entbrannte zunächst eine Diskussion um die Hygienevorschriften der Cafés. Das verunsicherte viele Betreiber, sie verzichteten vorsichtshalber auf den ökologischen Service. Doch die Situation habe sich geklärt, berichtet Willi Weißgerber. „Der Gesetzgeber sieht die Sache inzwischen lockerer.“Es besteht offenbar kein Gesundheitsrisiko. „Wir spülen die Becher vor dem Auffüllen aus, dann sind sie garantiert sauber“, erklärt Alexandra Felgenlauer von der Bäckerei Wolf dazu.
Zuerst wurde heftig diskutiert