Aichacher Nachrichten

Einwegbech­er ade beim Kaffee

Die „Coffee-to-go-Kultur“ist mit schuld an den Müllbergen auf dem Planeten. Wer seinen eigenen Becher mitbringt, kann auch in Aichach den Kaffee zum Mitnehmen umweltfreu­ndlich genießen. Immer mehr stellen sich um

- VON DANIEL WEBER UND KATJA RÖDERER

Aichach Friedberg Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspau­se oder auf dem Heimweg – Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend. Die Einwegbech­er aus beschichte­ter Pappe oder Kunststoff landen später im Mülleimer – wenn überhaupt. Für ein paar Schluck Kaffee fällt auf diese Weise viel Abfall an.

Das muss nicht so bleiben: Seit Kurzem nehmen Bäckereien, Cafés und Lokale in Augsburg an dem Programm Recup teil. Durch ein Pfandsyste­m werden Mehrwegbec­her in Umlauf gebracht, die bei teilnehmen­den Cafés zurückgege­ben werden können. Auch in Friedberg haben sich einige Cafés der Bewegung angeschlos­sen. In Aichach setzt sich dagegen ein anderes umweltfreu­ndliches System durch.

Hier können die Kunden in mehreren Cafés und Bäckereien ihren eigenen Kaffeebech­er mitbringen, um ihn mit Kaffee befüllen zu lassen. Jutta Märdauer von der Bäckerei sagt dazu: „Das ist uns sogar lieber.“Auf diese Weise falle schließlic­h erst gar kein Abfall an. Sie bedauert, dass die leeren Pappbecher nach wenigen Minuten in Papierkörb­en landen oder einfach irgendwo auf die Straße geworfen werden. „Außerdem schmeckt der Kaffee doch auch viel besser aus einer Tasse als aus so einem Pappbecher“, findet sie.

Vielleicht kommen deswegen auch immer mehr Kunden mit ihrem eigenen Trinkgefäß in die Bäckerei Bauer in Aichach. Wie Bianca Wenger berichtet, sei das hier ganz normal. Das Pfandsyste­m, vergleichb­ar mit dem Recup-Programm in Augsburg, haben beide Bäckereien aber nicht eingeführt.

Auch im Aichacher Café Koch gibt es dieses Pfandsyste­m nicht. Hier werden Cappuccino, Milchkaffe­e und Co. vor allem ganz in Ruhe und im Sitzen am Tisch getrunken. Wer nur schnell einen Espresso will, entscheide­t sich oft für eine kurze Kaffeepaus­e am Stehtisch im Verkaufsbe­reich. Und wenn selbst da- für keine Zeit ist, können die Kunden ihren Coffee to go auch mit auf die Straße nehmen. Wie Inhaberin Ingrid Granvogl erzählt, seien es oft Arbeiter aus dem direkten Umkreis des Cafés, die für sich und ihre Kollegen einen schnellen Kaffee zum Mitnehmen im Pappbecher kaufen. „Wer will, kann seinen eigenen Becher mitbringen und befüllen lassen“, erklärt Ingrid Granvogl. Preislich ist das sogar etwas günstiger. Die Inhaberin des Café Koch findet, dass gegen den wachsenden Müllberg etwas getan werden muss.

Laut Deutscher Umwelthilf­e werden jedes Jahr in Deutschlan­d fast drei Milliarden Einwegbech­er mit Plastikdec­kel verbraucht. Für deren Herstellun­g müssen jährlich 48000 Bäume gefällt werden. Der Wasserverb­rauch reicht zur Versorgung einer Stadt mit 32 000 Einwohnern. Mit der Energie könnte man 100000 Haushalte mit Strom versorgen. Das Café Platzhirsc­h am Friedberge­r Marienplat­z hat sich dem Pfand-System angeschlos­sen. Der Inhaber des Cafés, David GreScharol­d gor-Altmann, sagt: „In den sozialen Medien wurde bereits viel über das Abfallprob­lem bei Einwegbech­ern diskutiert.“Neben dem RecupKonze­pt verfolgt die Bäckerei Wolf in Friedberg noch weitere Varianten der Müllvermei­dung: „Bei uns können die Kunden schon seit Längerem ihre eigenen Becher mitbringen“, sagt Alexandra Felgenlaue­r. „Außerdem verkaufen wir Mehrwegbec­her aus Bambus, die wir gerne wieder befüllen.“

Um den Leuten das Mitbringen eigener Trinkgefäß­e schmackhaf­t zu machen, bekommen die Umweltbewu­ssten ihr Getränk etwas günstiger. Am Eingang weist der Aufkleber „Bring your own cup“darauf hin, dass mitgebrach­te Becher aufgefüllt werden können. „Leider nehmen noch nicht sehr viele Kaffeetrin­ker das Angebot an. Die große Mehrheit, die es macht, sind bei uns Stammgäste“, gibt Felgenlaue­r zu. Das bestätigt Willi Weißgerber, Chef des Altstadtca­fés in Friedberg, der ebenfalls Kaffee in fremde Becher ausschenkt. „Davon profitiere­n alle Seiten: Für die Umwelt ist es gut, die Kunden bekommen einen Preisnachl­ass und die Betriebe sparen Geld.“Die Einwegbech­er sind nämlich nicht billig. Etwa 40 Cent pro Stück fielen an, rechnet Weißgerber vor. Dabei handele es sich um stabile, isolierend­e Kunststoff­becher. Als die Idee mit den mitgebrach­ten Bechern aufkam, entbrannte zunächst eine Diskussion um die Hygienevor­schriften der Cafés. Das verunsiche­rte viele Betreiber, sie verzichtet­en vorsichtsh­alber auf den ökologisch­en Service. Doch die Situation habe sich geklärt, berichtet Willi Weißgerber. „Der Gesetzgebe­r sieht die Sache inzwischen lockerer.“Es besteht offenbar kein Gesundheit­srisiko. „Wir spülen die Becher vor dem Auffüllen aus, dann sind sie garantiert sauber“, erklärt Alexandra Felgenlaue­r von der Bäckerei Wolf dazu.

Zuerst wurde heftig diskutiert

 ?? Symbolfoto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa ?? Einwegbech­er wachsen zu Müllbergen an, wie hier eine Mitarbeite­rin der Deutschen Umwelthilf­e veranschau­licht. Doch es gibt Gegenbeweg­ungen, auch in Aichach und Friedberg.
Symbolfoto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa Einwegbech­er wachsen zu Müllbergen an, wie hier eine Mitarbeite­rin der Deutschen Umwelthilf­e veranschau­licht. Doch es gibt Gegenbeweg­ungen, auch in Aichach und Friedberg.

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