Vettel fährt hinterher
In den Trainingsfahrten zum Saisonauftakt in Melbourne gibt Weltmeister Hamilton im Mercedes das Tempo vor. Ferrari sorgt mit Ausstiegsdrohung für Wirbel
Melbourne Sebastian Vettels Loria hat sich beim Trainingsauftakt in die neue Formel-1-Saison noch nicht in Top-Form präsentiert. „Ich fühle mich noch nicht ganz wohl“, sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister am Freitag. Zweimal nur Platz fünf im Training, bemerkenswerter noch der Rückstand des 30 Jahre alten Heppenheimers im Ferrari auf Titelverteidiger Lewis Hamilton: knapp eine Sekunde im ersten Freien Training zum Großen Preis von Australien, eine gute halbe Sekunde in der zweiten Session. „Es war zu erwarten, dass Mercedes schnell ist“, kommentierte Vettel. Da nutzte es auch nichts, dass Vettel der Erste auf der Strecke in Melbourne war, als diese um 12 Uhr Ortszeit zum ersten Training einer langen Saison über 21 Rennen und sechs Monate freigegeben wurde.
In der ersten anderthalbstündigen Übungseinheit bei Sonnenschein und Temperaturen um 25 Grad Celsius sicherte sich Valtteri Bottas den zweiten Platz hinter dem viermaligen britischen Champion. Dem 28-jährigen Finnen fehlten im zweiten Silberpfeil allerdings auch 0,551 Sekunden auf den überlegenen und danach entsprechend zufriedenen Hamilton. „Das war ein guter Tag. Du kommst zum ersten Rennen und weißt nicht, wo du stehst. Wir sind mit dem richtigen Fuß gestartet.“Dritter wurde Max Verstappen im Red Bull vor Räikkönen und Vettel. Auch im zweiten Trainingsdurchgang kam Vettel mit seinem Ferrari, dessen Kosenamen Loria er am Donnerstag verraten hatte, an Hamilton nicht heran. Er ließ als Erster die schnellen Reifen aufziehen, um eine Qualifikationsrunde zu simulieren. Blieb da aber schon 75 Tausendstelsekunden hinter Hamilton.
In der Qualifikation an diesem Samstag (7 Uhr MEZ/RTL) erwarten alle schon wieder ganz andere Verhältnisse. Gewitter sind vorhergesagt, die Regenwahrscheinlichkeit ist hoch. Am Sonntag (Start 7.10 Uhr) soll es dann wieder trocken bleiben und nur teilweise bewölkt sein. Vettel und seine Crew müssen bis dahin noch weiter nach der verlorenen Zeit suchen, bei den Testfahrten unter deutlich kühleren Bedingungen waren Vettel und Räikkönen die Schnellsten gewesen. Mercedes hatte allerdings auf Runden mit den weichsten Reifen verzichtet. Für die Qualifikation am Samstag werde man ein bisschen Benzin rausnehmen und aufdrehen, kündigte Vettel für die K.-o.-Ausscheidung an, die Rivale Hamilton in den vergangenen vier Jahren und insgesamt schon sechsmal im Albert Park jeweils für sich entschied. „Alles in allem liegt noch was verborgen“, sagte Vettel am Freitagabend in Melbourne: „Das gilt es jetzt freizugraben.“
Neben der Strecke sorgte Teamchef Maurizio Arrivabene, der die Ausstiegsdrohung von Ferrari-Patron Sergio Marchionne bekräftigte, für Wirbel. „Mein Vorsitzender weiß sehr genau, was er sagt und mein einziger Rat ist, ihn bitte sehr ernst zu nehmen“, sagte Arrivabene. Ansonsten wollte er Marchionnes Aussagen nicht kommentieren. Der Boss von Fiat-Chrysler hat mit dem Ausstieg aus der Formel 1 gedroht, sollte durch die Änderungen von 2021 an die DNA der Motorsport-Königsklasse verloren gehen. Ferrari ist als einziges Team bereits seit dem WM-Beginn 1950 dabei. Ab 2021 soll unter anderem ein neues Motorenreglement gelten. FIAPräsident Jean Todt sagte jüngst auf der Homepage der Formel 1, dass es die Entscheidung von Ferrari sei, wenn die Italiener die Serie verlassen würden.