Wer trägt die Verantwortung?
Für Umweltreferent Reiner Erben, der am Sonntag 60 Jahre alt wird, ist es die Rückkehr an den Studienort
Wer einen runden Geburtstag feiert, steht vor der Frage: Wie wird gefeiert? Gibt’s ein großes Fest oder ist ein Abflug die bessere Lösung? Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben hat darauf eine besondere Antwort gefunden. Er feiert mit Freunden und Familie in den Geburtstag rein und macht am Geburtstag selbst den Abflug. Am Sonntag, dem Tag des runden Geburtstags, fliegt der dann 60-Jährige von Frankfurt in 13 Stunden nach Buenos Aires, die Hauptstadt von Argentinien.
Fast 11 500 Kilometer sind es, die der 60-Jährige von Augsburg aus zurückzulegen hat, um ans Ziel zu gelangen. Für Erben ist es nach 28 Jahren die Rückkehr an eine altvertraute Stätte. Während seiner Studienzeit hielt sich Erben, der Politikwissenschaft studiert hat, ein Jahr lang in Buenos Aires auf. Es ist in diesem Fall nicht nur ein Ausflug in die Vergangenheit, sondern auch eine Begegnung mit der Gegenwart.
Erben verknüpft den zweiwöchigen Abstecher nach Südamerika, der ihm einige Urlaubstage beschert, mit einer Dienstreise. „Ich bin von der städtischen Organisation Ceamse, die für die Müllentsorgung der Millionenstadt zuständig ist, eingeladen, um über die Abfallwirtschaft in der Region Augsburg zu referieren“, erläutert der Grünen-Politiker, der seit Mai 2014 als Umweltreferent agiert. Es ist ein Gegenbesuch, da eine Delegation aus Argentinien sich im Vorjahr in der Region aufhielt. „Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet“, sagt Erben, der Spanisch spricht und keine Schwierigkeiten sieht, sich im Land nicht nur zu verständigen, sondern auch im Vortrag die wesentlichen Punkte zum Abfallsystem gut darzustellen. Argentinien war aber nicht allein das Land des einjährigen Studienaufenthalts. Erben hat zudem seine Magisterarbeit über die Militärpolitik in Argentinien geschrieben: „Ich verstehe die Reise jetzt als wunderbare Gelegenheit, an diesen Teil meiner Biografie wieder anzuknüpfen.“Wenn Erben auf sein Leben zurückblickt, spricht er von vielen größeren Schritten, die er gemacht habe: „Und die ich in dieser Form auch nie bereut habe.“Auf dem zweiten Bildungsweg führte ihn der Weg ins Studium, seine berufliche Tätigkeit begann er bei den Grünen, später war er Geschäftsführer beim Verein „Tür an Tür“. Die Politik begleitet ihn seit Anfang der 1990er Jahre. 1997 zog er für die Grünen in den Stadtrat, später war
Die Erziehung der Kinder war ihm wichtig
er Fraktionschef, heute ist er Umweltreferent. „Diese Aufgabe macht mir Spaß, wenngleich sie auch eine hohe Einsatzbereitschaft erfordert.“Diese sei für ihn, den Familienmenschen, leichter umsetzbar als früher. Erben war die Erziehung seiner Kinder immer wichtig.
Heute lebt der 60-Jährige mit Partnerin Susanne Reng im Bismarckviertel. In der Patchworkfamilie sind nun allerdings fast alle erwachsenen Kinder außer Haus. Die Partnerin hat zwei Kinder, Erben drei. Das Zusammenleben habe ihm, der Kalbsschnitzel mit Salzkartoffeln als sein Lieblingsessen angibt, neue Erfahrungen gebracht: „In unserer Familie gibt es Veganer und Vegetarier, da musste ich mich etwas umstellen bei der Ernährung.“Wenn es die Zeit zulässt, radelt und wandert Erben gern. „Mittlerweile ist es im Urlaub auch so, dass ich gerne faulenze.“Das will er nach seiner Geburtstagsfeier dann auch in Argentinien tun.