Gegenwind und Rückenwind für die Windkraft
Die Rechtslage ist zugegeben unübersichtlich, der Widerstand der direkten Anwohner ist groß und es gibt sicher auch nachvollziehbare Argumente, die für die Aufhebung der Windkraft-Konzentrationsflächen im Aichacher Stadtgebiet sprechen. Unbedingt verkneifen sollten sich Stadträte und Gegner aber Sätze mit folgender Einleitung: „Ich bin grundsätzlich für Windkraft, aber …“Oder: „Ich bin für die Energiewende und gegen Kohlestrom, doch…“Bis zu Zeiten der Tschernobyl-Katastrophe vor über 30 Jahren und lange danach hat man „weltfremden“Ökos immer folgende Haltung an den Kopf geworfen: „Für was brauche ich Atomkraftwerke? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose!“Heute sind im Stadtrat alle von der Notwendigkeit der Energiewende überzeugt, aber nur ein Teil zieht daraus die Konsequenzen. Getreu dem Motto: „Windkraft ja, aber nicht hier.“Dabei zeigt der Park im Blumenthaler Forst doch, dass Windkraftnutzung auch bei uns nicht nur ökologisch Sinn macht, sondern auch wirtschaftlich ist und sich Befürchtungen vieler Anwohner nicht bewahrheitet haben. Wobei dort natürlich immer noch eine Reihe von Bürgern gegen Windräder in ihrer Nachbarschaft sind. Wenn es möglich gewesen wäre, dann hätte eine Stadtrats-Mehrheit den Windpark im Blumenthaler Forst kurz vor der Kommunalwahl 2014 aber verhindert. Damals war der Gegenwind noch viel stärker, aber das damals gültige Baurecht ließ das nicht mehr zu.
Dass die beiden grünen Stadträtinnen zu ihrem Beschluss stehen und nicht umfallen, das war zu erwarten. Dass Hermann Langer (CSU) allein in seiner Fraktion und auf weiter Flur nicht für die Aufhebung stimmt, wird ihm nicht nur Freunde machen. Respekt, bleibt da nur zu sagen. Interessanterweise melden sich aber jetzt immer mehr Bürger, die sich eine andere Entscheidung vom Stadtrat gewünscht hätten. Ob das die schweigende Mehrheit ist, bleibt offen. Aber wer gegen etwas ist und persönliche Nachteile erwartet, steht logischerweise und völlig legitim auf der Matte und verschafft sich Gehör.
Die Beteiligung aller würde der Geschichte auf alle Fälle einen neuen Dreh geben. In der Gemeinde Fuchstal im Nachbarlandkreis Landsberg hat die Kommune vor einigen Jahren selbst einen Windpark mit vier Anlagen gebaut. Die Hälfte der Anteile gehört einzelnen Bürgern aus dem Ort und der Nachbarschaft. Die andere Hälfte gehört der Gemeinde selbst. Gegen das Projekt gab es zunächst deutlichen Widerstand und der Bürgermeister musste sich einiges anhören. Heute steht die Kommune finanziell so gut da wie noch nie, sie kann sich vieles leisten, was der Allgemeinheit zugutekommt. Ach ja: So schnell wie möglich sollen im Fuchstal-Wald noch drei weitere Windräder gebaut werden …