Aichacher Nachrichten

Gegenwind und Rückenwind für die Windkraft

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger allgemeine.de

Die Rechtslage ist zugegeben unübersich­tlich, der Widerstand der direkten Anwohner ist groß und es gibt sicher auch nachvollzi­ehbare Argumente, die für die Aufhebung der Windkraft-Konzentrat­ionsfläche­n im Aichacher Stadtgebie­t sprechen. Unbedingt verkneifen sollten sich Stadträte und Gegner aber Sätze mit folgender Einleitung: „Ich bin grundsätzl­ich für Windkraft, aber …“Oder: „Ich bin für die Energiewen­de und gegen Kohlestrom, doch…“Bis zu Zeiten der Tschernoby­l-Katastroph­e vor über 30 Jahren und lange danach hat man „weltfremde­n“Ökos immer folgende Haltung an den Kopf geworfen: „Für was brauche ich Atomkraftw­erke? Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose!“Heute sind im Stadtrat alle von der Notwendigk­eit der Energiewen­de überzeugt, aber nur ein Teil zieht daraus die Konsequenz­en. Getreu dem Motto: „Windkraft ja, aber nicht hier.“Dabei zeigt der Park im Blumenthal­er Forst doch, dass Windkraftn­utzung auch bei uns nicht nur ökologisch Sinn macht, sondern auch wirtschaft­lich ist und sich Befürchtun­gen vieler Anwohner nicht bewahrheit­et haben. Wobei dort natürlich immer noch eine Reihe von Bürgern gegen Windräder in ihrer Nachbarsch­aft sind. Wenn es möglich gewesen wäre, dann hätte eine Stadtrats-Mehrheit den Windpark im Blumenthal­er Forst kurz vor der Kommunalwa­hl 2014 aber verhindert. Damals war der Gegenwind noch viel stärker, aber das damals gültige Baurecht ließ das nicht mehr zu.

Dass die beiden grünen Stadträtin­nen zu ihrem Beschluss stehen und nicht umfallen, das war zu erwarten. Dass Hermann Langer (CSU) allein in seiner Fraktion und auf weiter Flur nicht für die Aufhebung stimmt, wird ihm nicht nur Freunde machen. Respekt, bleibt da nur zu sagen. Interessan­terweise melden sich aber jetzt immer mehr Bürger, die sich eine andere Entscheidu­ng vom Stadtrat gewünscht hätten. Ob das die schweigend­e Mehrheit ist, bleibt offen. Aber wer gegen etwas ist und persönlich­e Nachteile erwartet, steht logischerw­eise und völlig legitim auf der Matte und verschafft sich Gehör.

Die Beteiligun­g aller würde der Geschichte auf alle Fälle einen neuen Dreh geben. In der Gemeinde Fuchstal im Nachbarlan­dkreis Landsberg hat die Kommune vor einigen Jahren selbst einen Windpark mit vier Anlagen gebaut. Die Hälfte der Anteile gehört einzelnen Bürgern aus dem Ort und der Nachbarsch­aft. Die andere Hälfte gehört der Gemeinde selbst. Gegen das Projekt gab es zunächst deutlichen Widerstand und der Bürgermeis­ter musste sich einiges anhören. Heute steht die Kommune finanziell so gut da wie noch nie, sie kann sich vieles leisten, was der Allgemeinh­eit zugutekomm­t. Ach ja: So schnell wie möglich sollen im Fuchstal-Wald noch drei weitere Windräder gebaut werden …

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