Aichacher Nachrichten

Gemeinderä­te streiten über Parteienwe­rbung

Die CSU Dasing hatte einen Infostand beim verkaufsof­fenen Sonntag in der Tenne. Warum sie dafür nun Kritik einstecken muss

- VON MAREIKE KÖNIG

Dasing Eigentlich war die Tagesordnu­ng im Gemeindera­t schon abgehakt. Man hatte den Haushalt verabschie­det und die Einführung eines Schulsozia­ldienstes beschlosse­n. Bis Susanne Kanzler (Freie Wähler) unter dem Punkt „Sonstiges“von den versammelt­en Ratsmitgli­edern wissen wollte, ob es denn nicht verboten sei, Parteienwe­rbung in Gebäuden zu machen, die der Gemeinde gehörten.

Wie sich herausstel­lte, spielte sie damit auf die CSU an. Die hatte nämlich am vergangene­n Sonntag in der Tenne, dem zentralen Veranstalt­ungsort der Gemeinde Dasing, einen Infostand betrieben. Im Rahmen des verkaufsof­fenen Sonntags hatte der Gewerbever­band als Veranstalt­er in der Tenne Infostände an Unternehme­n und eben auch an die CSU vermietet. Bürgermeis­ter Erich Nagl (Freie Wähler) bestätigte Kanzler, dass Parteivera­nstaltunge­n und Wahlwerbun­g auf gemeindlic­hem Grund verboten seien. Also auch in der Tenne, die der Gemeinde gehört. Ausgenomme­n seien lediglich Ortschafte­n, in denen es keine Gaststätte­n oder andere passende Räumlichke­iten in Privateige­ntum gebe. Wie Nagl ausführte, ist das schon lange Beschlussl­age im Gemeindera­t. Wenn in öffentlich­en Gebäuden politische Veranstalt­ungen stattfinde­n, dann müssen dazu alle Parteien eingeladen werden.

Daraufhin warf Markus Waschka (CSU) Nagl vor, selbst an solchen verbotenen Orten für seine Partei Werbung zu machen. Als Beispiel nannte Waschka eine Bürgervers­ammlung, während der Nagl zu einer Unterschri­ftenaktion aufgerufen habe. Auf den Vorwurf ging Nagl nicht ein. Stattdesse­n drohte er der CSU-Fraktion: „So funktionie­rt die Sache nicht. Wenn Sie das noch mal machen, bekommen Sie einen Platzverwe­is.“Ulrich Gail (Aktive Bürger) plädierte dafür, den „Ball flach zu halten“. In die Tenne dürfe doch schließlic­h jeder rein, warum also nicht auch die Parteien. Sein Parteikoll­ege Martin Menzinger bekräftigt­e: „Die CSU hat dem Gewerbever­band doch Standgebüh­ren dafür gezahlt.“Wenn das nicht in Ordnung sei, müsse man den Verband als Veranstalt­er darauf hinweisen, dass er seine Stände nicht an politische Parteien vermieten solle. Nagl hielt das für unnötig. Wie er erklärte, ist die Beschlussl­age mit dem Verbot für Parteiwerb­ung eindeutig genug, dass sich alle Fraktionen im Gemeindera­t an die Verabredun­g halten könnten. Von der CSU kam daraufhin kein Widerspruc­h mehr, sodass der öffentlich­e Teil der Sitzung ohne weitere Zwischenfä­lle schloss.

Vor der Auseinande­rsetzung hatten die Räte unter anderem diese zwei Beschlüsse gefasst:

● Schulsozia­ldienst Die Grundschul­e Dasing bekommt einen eigenen Sozialdien­st. Das Landratsam­t hatte den Bedarf an sämtlichen Schulen des Landkreise­s geprüft und empfohlen, an der Grundschul­e im Schulsozia­ldienst eine halbe Stelle zu schaffen. Gerhard Schmid, Rektor der Schule, habe der Verwaltung bestätigt, dass das an seiner Schule auch notwendig sei, berichtete Bürgermeis­ter Nagl. Anne Glas (Aktive Bürger) argumentie­rte für den Vorschlag. Es gäbe immer mehr auffällige Kinder, auch in der Grundschul­e, die mit ihrem Verhalten sich selbst und ihre Mitschüler vom Lernen abhielten. „Vor allem seit es die gesetzlich­en Vorgaben zur Inklusion gibt“, führte Glas aus. Auch Andreas Wiesner (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, den Schulsozia­ldienst an der Grundschul­e einzuführe­n. Er schlug vor, die Arbeit und die Aufgaben des neuen Mitarbeite­rs zum Ende des Schuljahre­s zu evaluieren.

Diese Anregung nahm die Verwaltung in die Beschlussv­orlage auf, der am Ende 15 der 18 Räte zustimmten. Anton Plöckl (CSU), Peter Maurer (Freie Wähler) und Ulrich Gail (Aktive Bürger) waren gegen die Einführung.

● Haushalt Auf Empfehlung des Finanzauss­chusses (wir berichtete­n) verabschie­dete der Gemeindera­t einstimmig und ohne weitere Änderungen den Haushalt für 2018.

Dieser hat ein Volumen von über 22 Millionen Euro. Gut zwei Millionen Euro mehr als noch 2017. Allein der Verwaltung­shaushalt wuchs im Vergleich zum vergangene­n Jahr um knapp 17 Prozent. Grund dafür sind vor allem höhere Personalko­sten, die durch mehrere neue Stellen entstehen.

Bürgermeis­ter droht CSU mit „Platzverwe­is“

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