Private Daten vom Psychologen
Neue Details im Facebook-Skandal
London Mit der Unbeschwertheit vor dem King’s College der Universität Cambridge ist es vorbei, seitdem der britische Wissenschaftler Aleksandr Kogan im Fokus des Datenskandals von Facebook und der britischen Analysefirma Cambridge Analytica steht. Der Psychologe, der an der englischen Elite-Universität im Bereich Neurowissenschaften lehrte, hatte für eine wissenschaftliche Studie eine Umfrage auf Facebook gestartet. Dies geschah Berichten zufolge in Zusammenarbeit mit dem Online-Netzwerk.
Mithilfe einer Quiz-App konnte Kogan private Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern sammeln, die er dann an die umstrittene Firma Cambridge Analytica weitergegeben haben soll. Das Datenanalyse-Unternehmen wiederum nutzte die Informationen, um 2016 mit zielgerichteten politischen Anzeigen den US-Wahlkampf des republikanischen Kandidaten und aktuellen Präsidenten Donald Trump zu unterstützen. Und offenbar bot man diese Dienste danach auch anderen an. Facebook spricht von Betrug und erklärte, schon 2015 gewusst zu haben, dass ein Professor den Konzern belogen habe. Kogan sieht sich dagegen zu Unrecht als Sündenbock abgestempelt. Gegenüber Medien sagte er, er habe in gutem Willen gehandelt und ohnehin sei man lax mit Datenbeständen umgegangen. Akademiker-Kollegen aber haben einem Bericht der Financial Times zufolge bereits vor vier Jahren Bedenken über Kogans Pläne angemeldet, die Daten in Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica zu benutzen. So sollen die Mitarbeiter die Frage aufgeworfen haben, ob Kogan die wissenschaftlichen Erkenntnisse verwenden könnte, um eine ähnliche App für Cambridge Analytica zu entwickeln.
Der Brite soll die Sorgen der Kollegen als falsch zurückgewiesen haben. Die Datenanalyse-Firma aber leitete nach eigenen Angaben schon vor zwei Jahren rechtliche Schritte gegen die Firma Global Science Research ein, mittels der Kogan die Daten für Studienzwecke sammelte. Das bestreitet der Professor. Gegenüber der Financial Times sagte er, es habe lediglich einige Gespräche gegeben.