Aichacher Nachrichten

Wo bleibt die Horst-Welle?

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger allgemeine.de

Nur mal angenommen, in den siebziger Jahren hätte man Eltern geraten, ihren männlichen Nachwuchs Paul zu nennen oder Theo. „Ey, wie uncool“, hätten sie hinter den langen Haaren hervorgeru­fen und ihren Christians, Michaels und Stefans eine Capri-Sonne in die Hand gedrückt. Und heute? Gehört Paul längst zu den Favoriten und Theo zu den Aufsteiger­n unter den Vornamen.

Dass wir dies wissen, haben wir einem Mann mit dem wunderbare­n Vor- und Nachnamen Knud Bielefeld zu verdanken. Er nennt sich „Vornamenan­alytiker“und quält sich jedes Jahr durch abertausen­de Geburtsmel­dungen, um daraus eine Beliebthei­tsliste zu erstellen. Und die eine oder andere Empfehlung abzuleiten. Die beispielsw­eise, Eltern grundsätzl­ich zu verbieten, ein Kind Kevin zu nennen. Das ist erst ein Jahr her. Nun kommt er zu dem Urteil, das tapfere Auftreten von Juso-Chef Kevin Kühnert rund um die GroKo-Entscheidu­ng der SPD habe für das Image dieses Vornamens „wahnsinnig­e Vorteile“; Kühnert habe Vorurteile widerlegt und einen Dienst für alle Kevins geleistet.

Der Weg von Kevin zu Horst ist politisch weit, nicht aber vornamenan­alytisch. Denn mit Blick auf den neuen Bundesinne­n- und Heimatmini­ster Seehofer wagt Bielefeld eine weitere Prognose: „Es wird keine Horst-Welle geben.“Dem Namen hafte ein Makel an, er werde verunglimp­ft (Vollhorst) und sei ein „extremes Konsonante­ncluster“(H[...]rst). Außerdem sei O out, im Gegensatz zu A und E.

Sprechen wir uns 2019 wieder. Wenn Horst Kevin in der Krabbelgru­ppe trifft. Oder auch nicht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany