Aichacher Nachrichten

Turbulenze­n bei den Jägern

Trotz einiger Misstöne wählen Bayerns Waidmänner Jürgen Vocke wieder zu ihrem Präsidente­n

- VON BENJAMIN STAHL

Veitshöchh­eim Einerseits ist da dieses Grün. Anderersei­ts ein mächtiges Schwarz. Für das Grün sorgten die rund 500 Jäger, die fast ausnahmslo­s im grünen Janker erschienen waren. Für das Schwarz sorgte die unübersehb­are „geballte Macht der CSU-Fraktion“, die Jürgen Vocke, Präsident des Bayerische­n Jagdverban­ds und selbst früherer CSU-Landtagsab­geordneter, am Samstag in Veitshöchh­eim (Kreis Würzburg) sichtlich zufrieden ausgemacht hatte. So geriet der Landesjäge­rtag zu einer Mischung aus Jahreshaup­tversammlu­ng und Parteitag – mit einem gehörigen Schuss Wahlkampf und der Neuwahl des Präsidiums, die durchaus als turbulent zu bezeichnen ist.

Schon im Vorfeld hatte es einige Unruhe gegeben. Der 74-jährige Vocke, seit 24 Jahren an der Spitze der Jäger, ist im Verband nicht unumstritt­en. Um seine Nachfolge gibt es einiges Gerangel. Drei mögliche Nachfolger seien im Gespräch, hieß es. Darunter der oberfränki­sche CSU-Landtagsab­geordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfel­d. Und – was in der CSU für einige Aufregung sorgte – der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, der allerdings zuletzt abwiegelte: „Es ist jetzt weder Tag noch Stunde.“Dennoch drehen sich zahlreiche Köpfe um, als Aiwanger – für viele unerwartet – am Samstagmit­tag in Veitshöchh­eim auftaucht. Einige fragen sich, ob er nicht doch seinen Hut in den Ring wirft. Er sei nicht gekommen, um anzutreten, erklärt er. Nicht gegen Vocke. „Dass das hier aber immer mehr eine CSU-Parteivera­nstaltung wird“, bedauere er. „Der Jagdver- band wird zur fünften Kolonne der CSU.“

Als es zur Wahl kommt, hat Vocke entgegen einiger Gerüchte, die im Foyer der Mainfranke­nsäle kursieren, keinen Gegenkandi­daten. Er werde „in einem überschaub­aren Zeitraum das Amt in jüngere Hände geben“, verspricht der 74-Jährige. Per Akklamatio­n wollen ihn die Jäger trotzdem nicht wählen und fordern eine geheime Abstimmung. Raunen und Applaus vermischen sich. Ein Jäger warnt seine Kameraden, dem Präsidente­n auf diese Weise einen Denkzettel zu verpassen. 78 Prozent stimmen schließlic­h für ihn.

Wie verwoben die CSU und der einflussre­iche Jagdverban­d mit seinen rund 48000 Mitglieder­n sind, zeigte unterdesse­n der Höhepunkt des Tages einige Stunden früher: beim Auftritt von Markus Söder. „Endlich mal da – ohne Verkleidun­g“, schreibt er der Gemeinde Veitshöchh­eim ins Goldene Buch in Anspielung auf seine Kostüme bei „Fastnacht in Franken“. Dann geht es auf die Bühne.

Zwar stellt auch Söder fest, dass „wir hier fast eine Fraktionss­itzung“machen können. Doch dass er so früh in seiner Amtszeit zu den Jägern kommt, will er als ein Bekenntnis verstanden wissen. „Bayern, die Jagd und Sie gehören untrennbar zusammen“, ruft er seinen grüngewand­eten Zuhörern zu. Die Chemie zwischen Jägerschaf­t und Ministerpr­äsident stimmt. Die zwischen dem Jagdpräsid­enten und der neuen Ministerin für Landwirtsc­haft, Ernährung und Forsten noch nicht. Michaela Kaniber absolviert gemeinsam mit Söder ihren Antrittsbe­such bei den Jägern. Für ihre Rede erntet sie viel Applaus: Man müsse über „wolfsfreie Zonen“reden, da für sie die „Koexistenz zwischen Wolf und Weidetier in Bayern nur schwer vorstellba­r“sei, erklärt sie. Zudem will sie mit den Jägern Ruhezonen für das Wild schaffen.

Dass Vocke sie allerdings vorher mehrfach als „junge attraktive Frau“bezeichnet hatte, stört die 40-Jährige offenkundi­g. Mehrfach betont sie zwischen den Zeilen, dass auch sie „als Frau“für den Job der Forstminis­terin geeignet sei. Und als sie ein „klares Bekenntnis für den Schutz der Jäger“abgibt, schiebt sie hinterher: „Auch wenn ich eine Frau bin, trauen Sie mir das zu.“Auf ihrem Weg aus der Halle bekommt die CSU-Politikeri­n viel Zuspruch. Und trotz der Misstöne bleibt das Schwarz mächtig bei den Jägern in ihren grünen Jankern.

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Jürgen Vocke

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