Aichacher Nachrichten

Doppelplei­te in Kiel und Kielce

Ein schwarzer Tag für den Handball

- VON MICHAEL WILKENING

Kiel Als wäre alles nicht ohnehin schon schlimm genug, gab es auch noch Häme. Die Schritte fielen Andy Schmid sowieso schwer, als er sich auf den Weg in Richtung der Kabine machte. Mit dem Kapitän der Rhein-Neckar Löwen trotteten die Kollegen vom Feld, als der Hallenspre­cher die Stimme anhob. „Die Löwen haben hier nur ein Tor mehr geschossen als in Kielce“, frohlockte der Mann mit dem Mikrofon. Die Zuschauer johlten und einer von ihnen sagte wenig später am Bierstand: „Ich glaube, die haben zwei Mal die zweite Mannschaft geschickt.“Ein absurder Tag in der Geschichte des Handballs war noch nicht vorbei, aber für den Tabellenfü­hrer der Bundesliga schon gelaufen. „Das war ein Scheißtag für uns, ein Scheißtag für den Verein und ein Scheißtag für den Handball“, fasste Schmid die Gesamteind­rücke nach dem 22:27 der Löwen-Profis später zusammen. Zur Pause lagen sie beim THW Kiel bereits aussichtsl­os 9:17 zurück, was Quervergle­iche mit der eigenen zweiten Mannschaft zuließ, die unmittelba­r zuvor im Achtelfina­l-Hinspiel der Champions League beim polnischen Meister Kielce nach einem 8:21 nach 30 Minuten mit 17:41 verloren hatte.

Ein Terminstre­it zwischen der Handball-Bundesliga (HBL) und dem europäisch­en Verband (EHF) hatte darin gegipfelt, dass die Löwen an einem Tag zwei wichtige Spiele bestreiten mussten. Weil es dem Klub aus Mannheim an magischen Kräften mangelt, mussten sich die Klub-Verantwort­lichen entscheide­n: Die beste Mannschaft reiste nach Kiel, das Reservetea­m aus der 3. Liga nach Kielce. Die Champions-League-Ambitionen legten die Badener notgedrung­en ab und in der Liga gab es einen bitteren Rückschlag. „Wir sind jetzt die kompletten Idioten“, sagte Schmid mit Blick auf die eigene Leistung in Kiel, aber im Grunde steht dieser Satz sinnbildli­ch für die gesamte Sportart. Die leidet unter einem Machtkampf zwischen der EHF und der HBL, bei dem es um die Frage geht, wer wichtiger für die Fortentwic­klung der eigenen Sportart ist. Beide Verbände sind davon überzeugt, die Lokomotive des Handballs zu sein.

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Foto: dpa Andy Schmid (Mitte) und die Löwen ver loren deutlich in Kiel.

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