Aichacher Nachrichten

Metallfäde­n filtern Bakterien aus dem Blut

Neue Methode aus China

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Peking Chinesisch­e Forscher haben eine neue Methode zur Blutreinig­ung entwickelt: Dabei halten ultrafeine haarähnlic­he Metalldräh­te Bakterien fest und fischen sie so aus dem Blut. Bei ihrem Ansatz hätten sie sich von der fleischfre­ssenden Pflanze Venusflieg­enfalle inspiriere­n lassen, teilten Tie Wang von der Chinesisch­en Akademie der Wissenscha­ften in Peking und seine Kollegen mit.

Patienten mit einer Sepsis, auch Blutvergif­tung genannt, werden in der Regel mit Antibiotik­a behandelt. Wenn diese Medikament­e aber nicht anschlagen, muss das Blut den Autoren zufolge auf andere Weise gereinigt werden, etwa durch ein Dialyseger­ät.

Dazu gibt es nun moderne Ansätze mit Strukturen in der Größe von Nanometern – also Millionste­l Millimeter­n. Während bei bisherigen Verfahren nur zehn bis 40 Prozent der Bakterien hängen blieben, sind es bei der neuen Methode mit sogenannte­n Polykrista­ll-Nanodrähte­n 97 Prozent der Bakterien, die aus dem Blut herausgefi­ltert werden. Die chinesisch­en Forscher sind sehr zuversicht­lich. Ihrer Ansicht nach könnten irgendwann mit ihrem Verfahren auch Viren und sogar Krebszelle­n aus dem Blut gefiltert werden.

Europäisch­e Wissenscha­ftler sehen das Verfahren aber mit Skepsis. Konrad Reinhart, Vorsitzend­er der Sepsis-Stiftung in Jena, findet die Methode zwar interessan­t. Seiner Meinung nach fehlen aber bislang Daten für eine mögliche klinische Wirksamkei­t – und sei es nur in einem kliniknahe­n Tiermodell. Die „Blutreinig­ung“sei kein Ersatz für die Gabe von Antibiotik­a. Denn mit der Reinigung „kann man auf keinen Fall die Infektions­quelle bekämpfen, zum Beispiel Lunge, Niere, Gewebe, von denen die Bakterien wegen der Abwehrschw­äche ins Blut gelangen“.

Auch Michael Bauer und Bettina Löffler vom Universitä­tsklinikum Jena sprechen zwar von einem innovative­n Verfahren. Bauer schränkt jedoch ein, dass die Untersuchu­ng mit einer hohen Anzahl freier Bakterien im Blut unrealisti­sch sei: „Das Blut ist für Bakterien ein lebensfein­dlicher Raum, aus dem sie möglichst bald in Zellen oder Gewebe flüchten.“Seine Kollegin Löffler hält das Verfahren zur Behandlung einer Sepsis ebenfalls für ungeeignet, kann sich aber eine andere Anwendung vorstellen: „Vielleicht ist die Methode für die Diagnostik sinnvoll, nämlich eine schnelle Identifizi­erung von Keimen ohne Blutverlus­t für die Patienten.“

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