Aichacher Nachrichten

Ein ehemaliger Richter, der klare Worte findet

Maximilian Hofmeister hat im Laufe seiner Karriere viele spektakulä­re Fälle in Augsburg verhandelt. Einmal holte er den Bundeskanz­ler und sein halbes Kabinett in den Zeugenstan­d. Heute wird der Jurist 70 Jahre

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Dafür, dass er für Recht und Gesetz steht, hat sich Maximilian Hofmeister schon einiges erlaubt in seinem Leben. Im Urlaub in Florida besuchte er einmal ein Gerichtsge­bäude und setzte sich in kurzer Hose auf den Richterstu­hl. Seine Frau Hanni musste ein Foto machen. Da kam der echte US-Richter... Doch mit seiner offenen, jovialen Art hat der ehemalige Vizepräsid­ent des Landgerich­ts auch diese Situation gemeistert. Als Jugendlich­er war Hofmeister bei der Jungen Union. Das hinderte ihn nicht, nach der Sonntagsme­sse vor der Kirche Zeitungen der Freien Wähler zu verteilen, bei denen sein Vater aktiv war. Der Bub Max handelte sich dafür eine saftige Watschn des früheren CSU-Landtagsab­geordneten Karl Kling ein.

Auch als Richter hat sich Hofmeister einiges erlaubt. Er hat im Prozess gegen Ex-Staatssekr­etär Pfahls das halbe Kabinett Kohl inklusive des Altkanzler­s als Zeugen aufmarschi­eren lassen. Und nicht jeder hätte in Bayern Max Strauß, den Sohn von Franz Josef Strauß, verurteilt. Hofmeister hat es mit seiner 10. Strafkamme­r getan: Drei Jahre und drei Monate Haft wegen Steuerhint­erziehung. Dass der Bundesgeri­chtshof (BGH) das Urteil kassiert hat, kümmert Hofmeister nicht: „Wir halten unser Urteil nach wie vor für richtig“, sagt der pensionier­te Richter bis heute. Der BGH habe eben eine andere Rechtsmein­ung vertreten.

In diesen Prozessen hat Maximilian Hofmeister bundesweit­e Be- kanntheit erlangt, nicht nur, weil er einen ehemaligen Staatssekr­etär aus dem Verteidigu­ngsministe­rium wegen Korruption bei Waffengesc­häften verurteilt­e, sondern auch, weil er jenen Verurteilt­en Pfahls anschließe­nd per Handschlag verabschie­dete und dabei eine ihm eigene leichte Verbeugung andeutete. Der Entertaine­r Harald Schmidt zeigte am Abend in seiner Show das Foto und wies spöttisch darauf hin, dass der Richter links im Bild stehe. Hofmeister bezeichnet­e den Händedruck später als „juristisch­en Kunstfehle­r“. Das ist 13 Jahre her. Heute prägt Hofmeister, den Freunde „Max“nennen, die Gelassenhe­it eines Menschen, der mit sich zufrieden ist. Er hat in 36 Jahren bei der Justiz mehr erlebt als die meisten anderen. Und sein Privatlebe­n ist zutiefst harmonisch. Seit 47 Jahren ist er mit seiner Frau verheirate­t, die beiden erwachsene­n Söhne Dominik und Kristof sind beruflich erfolgreic­h. Und so wird Max Hofmeister heute ganz entspannt in Königsbrun­n seinen 70. Geburtstag im Kreis der Familie feiern. Schon bald zieht es den gebürtigen Krumbacher wieder in die Ferne: Vier Wochen Urlaub in Brasilien stehen auf dem Programm. Da war er noch nie. Und das kann man nicht über viele Länder sagen. Iran, Laos, Sri Lanka, Indien, China, Australien – all das stand schon auf der Liste des ExRichters.

Genauso lieb wie exotische Ziele ist dem Juristen aber die Südsteierm­ark, wo er seit Jahrzehnte­n das eine oder andere Viertel Wein genießt. Hofmeister ist ein geselliger, kontaktfre­udiger und freundlich­er Mensch, der seine zwei Schafkopfr­unden und seine Tennisrund­e sorgsam pflegt. Wenn ein Angeklagte­r aber früher meinte, die Freundlich­keit als besondere Milde interpreti­eren zu können, lag er meist falsch. Der Richter Hofmeister war bekannt für seine klaren Worte und sparte auch nicht mit Kritik an Politikern. Bis heute nicht. Der Politik wirft er vor, die Justiz kaputtzusp­aren: „Die Justiz hat zu wenig Personal.“Aus Notwehr gebe es daher zu viele „Deals“in Strafverfa­hren. In den letzten Jahren seiner Laufbahn war der Mann, der früher mal Journalist werden wollte, Vorsitzend­er einer Zivilkamme­r für Arzthaftun­gssachen, die über Fehler von Ärzten zu befinden hatte. Hofmeister machte sich in Ärztekreis­en rasch einen Namen als Richter, der die Mediziner und ihre Versicheru­ngen nicht so leicht aus der Verantwort­ung ließ.

Seine Unabhängig­keit, die juristisch­e Kompetenz und sein klares Urteilsver­mögen machen sich bis heute Verbände und Vereine zunutze. Der in Augsburg bestens vernetzte Hofmeister hält bundesweit Vorträge vor Sachverstä­ndigen, er erklärt ihnen, was Gerichte von ihnen brauchen. Und auch der FC Augsburg hat ihn in seinen Diensten: Max Hofmeister sitzt dem Ehrenbeira­t seines Lieblingsv­ereins vor. Das ist ein Gremium, das nach vereinssch­ädigendem Verhalten über den Ausschluss von Mitglieder­n zu entscheide­n hat. Irgendwie bleibt Max Hofmeister also auch über seinen 70. Geburtstag hinaus ein bisschen Richter.

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Foto: Fred Schöllhorn (Archiv) Maximilian Hofmeister stand als Richter oft im Fokus der Öffentlich­keit. Etwa, als er mit seiner 10. Strafkamme­r des Augsburger Landgerich­tes Max Strauß verurteilt­e, den Sohn von Franz Josef Strauß.

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