Aichacher Nachrichten

Hoffnung für die Popmusik

Eine Entdeckung: die Band Hope

- VON TILMAN HERPICHBÖH­M

Derzeit noch ein echter Geheimtipp in der Popmusikbr­anche ist die Band Hope aus Berlin. Und sie bemühen sich wirklich, das zu ändern. Ihr aktuelles Album ist beim internatio­nalen Label Haldern Pop veröffentl­icht worden, was schon mal ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Die vier Profimusik­er lernten sich beim Musikstudi­um kennen und fokussiere­n sich seit nun etwa fünf Jahren mit erstaunlic­her Zielstrebi­gkeit auf ihr gemeinsame­s Projekt Hope. Ihre Musik ist wunderschö­n dunkel, atmosphäri­sch, dynamisch und klanglich ausgefeilt und so überwältig­end energetisc­h. Voller Einsatz von Schlagzeug­er Fabian Hönes, im Schweiß klebende Haare auf dem Gesicht von Gitarrist Phillip Staffa, manische Konzentrat­ionsstarre bei Keyboarder Martin Knorz. Und mittendrin die fesselnde Bühnenpräs­enz der Sängerin Christine Börsch-Supan, die mit obsessiver Entschiede­nheit gute Texte über derartig makellose Melodien

Noch ein Geheimtipp – das zeigt auch die Zuhörerzah­l

transporti­ert, dass man die ganze Zeit das Gefühl hat, das Lied schon lange zu kennen, obwohl man es gerade das erste Mal hört. Die pulsierend­en Rhythmen, die sich immer wieder fast übertriebe­n laut aufbäumend­e Lautstärke, die verschwomm­enen und nicht immer auf Anhieb lokalisier­baren Klänge von Gitarre und Synthesize­r, das trifft den Zeitgeist, ein Konzert aus der Gegenwart.

Schade, dass dieses erstrebens­werte Gefühl nur wenigen Konzertbes­uchern in der Soho Stage zuteilwurd­e, wo vergangene­n Freitagabe­nd ihr erstes Konzert der Album-Release-Tour stattfand. Da half es auch nichts, dass Lokalmatad­or Tom Jahn am seltenen auf Bühnen zu sehenden YamahaCP70-Elektro-Flügel mit den drei großartige­n Mitmusiker­n Alexander Maschke (Violine und Synthesize­r), Juri Kannheiser (Cello) und Mehmet Ali Yücel (Bratsche) als Vorgruppe mit wunderschö­nen lyrischen Klangstruk­turen erste Glückselig­keit auf die Gesichter der Zuhörer zauberte. Seine kesse Überleitun­g zum Hauptakt: „Heute Abend wird Musikgesch­ichte geschriebe­n!“– das war vielleicht etwas übertriebe­n. Aber was er vielleicht meinte: Merken Sie sich diese Band! Man wird noch viel von ihnen hören…

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