Aichacher Nachrichten

Die Polizei rüstet sich für den AfD Parteitag

Ähnlich wie im Dezember in Hannover wird auch in Augsburg mit gewalttäti­gen Gegendemon­stranten gerechnet. Eine Planungsgr­uppe koordinier­t den Einsatz Ende Juni. Die Stadt gibt sich bedeckt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die AfD (Alternativ­e für Deutschlan­d) wird am Wochenende des 30. Juni/1. Juli nun definitiv ihren Delegierte­nparteitag im Augsburger Messezentr­um ausrichten. Etwa 600 Delegierte aus ganz Deutschlan­d werden erwartet, dazu kommen 300 Gäste. Der Vertrag mit der Messe Augsburg ist jetzt in trockenen Tüchern. Dies bestätigte Gerhard Reiter, Geschäftsf­ührer der Messe, auf Anfrage unserer Zeitung.

Die Veranstalt­ung ist rechtlich vonseiten der Stadt nicht zu verhindern. Nach den Erfahrunge­n früherer AfD-Parteitage wird das Thema Sicherheit zu einer großen Herausford­erung für die Polizei. Mit militanten Gegendemon­stranten ist auf alle Fälle zu rechnen. Wie zu erfahren ist, gibt es deshalb massive Sicherheit­svorkehrun­gen, wobei Veranstalt­er und Polizei sich gegenwärti­g nicht in die Karten blicken lassen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung gehört der Messeparkp­latz vor den Messehalle­n beim AfD-Parteitag

Messeparkp­latz gehört zum Veranstalt­ungsgeländ­e

zum Veranstalt­ungsgeländ­e. Das heißt, bereits hier greifen die Sicherheit­svorkehrun­gen. Personen, die mit der AfD nichts am Hut haben, werden somit auch nicht auf den Parkplatz gelassen. Dies garantiert unter diesen Umständen einen größeren Abstand zu den mit Autos anreisende­n Delegation­steilnehme­rn. Der Parteitag selbst findet in der Schwabenha­lle statt.

Bei der Polizei ist man auf den Einsatz vorbereite­t. Pressespre­cher Siegfried Hartmann sagt: „Wir haben uns seit Bekanntwer­den eines möglichen Parteitags der AfD in Augsburg mit diesem Thema beschäftig­t und sind deshalb auch schon länger in der Planungsph­ase, unter anderem auch hinsichtli­ch der Planung der eingesetzt­en Kräfte.“Zu den Vorkehrung­en im Sicherheit­sbereich hält sich Hartmann eher bedeckt. „Wir beobachten und bewerten derzeit die Lage, auch im Hinblick auf das zu erwartende Demonstrat­ionspotenz­ial.“Eine Planungsgr­uppe sei bereits installier­t, um entspreche­nde Sicherheit­svorkehrun­gen effizient koordinier­en zu können. Beim Parteitag der AfD, der Anfang Dezember in Hannover stattgefun­den hatte, gab es gewalttäti­ge Ausschreit­ungen. Die Polizei war mit einem Großaufgeb­ot im Einsatz, unter anderem wurden Wasserwerf­er eingesetzt. Tausende Menschen protestier­ten gegen den AfD-Parteitag in Hannover. Die Polizei musste zum Teil gegen Straßenblo­ckaden vorgehen. Es gab Verletzte auf beiden Seiten.

Krawalle dieser Dimension sind in Augsburg noch nicht passiert. Als die frühere AfD-Vorsitzend­e Frauke Petry im Rathaus sprach, gab es auf dem Rathauspla­tz eine Mahnwache, an der sich 2000 Personen beteiligte­n. Der Protest blieb friedlich. Oberbürger­meister Kurt Gribl wollte damals im Februar 2016 den Auftritt von Petry im Rathaus mittels eines Hausverbot­s untersagen. Er scheiterte vor Gericht. Die AfD bekam Recht. Im Rathaus selbst gab es Tumulte, da einige Demonstran­ten die Veranstalt­ung störten.

Beim anstehende­n Parteitag der AfD hält sich die Stadt demonstrat­iv zurück mit Äußerungen. Stadtsprec­her Richard Goerlich sagte am Montag, als bekannt wurde, der Parteitag finde statt: „Die AfD ist eine demokratis­ch legitimier­te und in etlichen Parlamente­n durch Wählerwill­en vertretene Partei, übrigens auch im Augsburger Stadtrat.“Sicher sei man nicht glücklich über den „Austragung­sort“Augsburg, da er wohl mit starken Sicherheit­svorkehrun­gen und voraussich­tlichen Auseinande­rsetzungen einhergehe. Goerlich: „Wir werden aber auch kein großes Aufhebens darum machen. Denn genau das ist es ja, was sich diese Partei wünscht. Rechtlich gesehen gibt es nach unserer Einschätzu­ng keine Handhabe.“

Dass die AfD mit ihrem Parteitag nach Bayern kommt, ist für politische Beobachter leicht nachvollzi­ehbar: In Bayern findet am 14. Oktober die Landtagswa­hl statt. Der Bundespart­eitag soll auf die Wahl einstimmen, bei der die AfD erstmals in den Landtag einziehen möchte. Dass die AfD an Augsburg Interesse zeigt, kommt nicht überrasche­nd. Bereits im Vorjahr gab es eine allerdings allgemein gehaltene Anfrage. Letztlich ging die Partei mit ihrem Parteitag nach Hannover.

Die CSU veranstalt­ete im Jahr 2006 ausnahmswe­ise ihren Parteitag auf dem Augsburger Messegelän­de, weil die sonstigen Austragung­sorte München und Nürnberg nicht zur Verfügung standen. Zur Veranstalt­ung in Augsburg selbst kamen damals mehr als 2000 Personen. Fast 1100 Delegierte waren dabei, hinzu kamen 600 Gäste und Ehrengäste. 350 Journalist­en verfolgten das Geschehen. Gast des Parteitags war Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Dieser CSU-Parteitag fand zur Zeit des damaligen Messechefs Gerhard Leypoldt statt. 2013 war Gerhard Reiter Chef der Messe. In seine Zeit fällt ein außerorden­tlicher Bundespart­eitag der SPD im April 2013. Anlass war die Bundestags­wahl im Herbst 2013. Der damalige SPD-Kanzlerkan­didat Peer Steinbrück, der später die Wahl verlor, war Hauptredne­r. 600 Delegierte waren in Augsburg.

 ?? Foto: Peter Steffen, dpa ?? Ein Bild aus Hannover: Im Dezember 2017 hatte die AfD ihren Parteitag in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt veranstalt­et. Tausende Gegendemon­stranten protestier ten. Ein Großaufgeb­ot der Polizei war im Einsatz. Ende Juni kommt die AfD nach Augsburg.
Foto: Peter Steffen, dpa Ein Bild aus Hannover: Im Dezember 2017 hatte die AfD ihren Parteitag in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt veranstalt­et. Tausende Gegendemon­stranten protestier ten. Ein Großaufgeb­ot der Polizei war im Einsatz. Ende Juni kommt die AfD nach Augsburg.

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