Aichacher Nachrichten

So saukomisch kann der Alltag in der Familie und in der S Bahn sein

Michi Dietmayr ist zum vierten Mal im ausverkauf­ten Canada in Obermauerb­ach zu Gast. Sein „Best of“begeistert

- VON MANFRED ZEISELMAIR

Aichach Obermauerb­ach Michi Dietmayr hat im vergangene­n Jahr sein 25. Bühnenjubi­läum gefeiert. Beim Canada im Aichacher Stadtteil Obermauerb­ach gehört der Münchner Musik-Kabarettis­t und Liedermach­er schon fast zum Inventar. Bereits zum vierten Mal stand er nun mit einem Soloprogra­mm auf der dortigen Kleinkunst­bühne, diesmal mit seinem „Best of“vor ausverkauf­tem Haus.

Dietmayr hat sichtlich Spaß, wenn er mit Gitarre und süffisante­m Grinsen seine bayerische­n Lieder zum Besten gibt: unverblümt und grad heraus, zum Schreien komisch, auch mal derb und auf die Spitze treibend, aber nie unter die Gürtellini­e gehend. Lieder, in denen er liebevoll und voller Ironie das Leben in seinem „München“beschreibt: Ein echter Münchner, wie er, würde seine Heimatstad­t niemals „Minga“nennen. Es geht um die alltäglich­en Geschichte­n, die das Leben so schreibt: um Beziehunge­n, Liebe, Familie und nicht zuletzt um seine pubertiere­nden Töchter. Und weil – angeblich laut einer Aussage vom Canada-Wirt – „der Obermauerb­acher an sich gerne mitmacht“, lässt er sein Publikum von Anfang an teilhaben am gut zweistündi­gen Spaß an der Freud. Dietmayr spart dabei nicht mit Lob: „Des spui i nur, weil ihr so super drauf seid’s“oder „Des Liadl habt’s eich verdient!“

Dietmayr wird oft reduziert auf den Titel „Münchens bekanntest­er Bier-Barde“, was seinem vielseitig­en Programm nicht ganz gerecht wird. Freilich gehören Lieder rund um das bayerische Nationalge­tränk wie „In da Ochsenbrat­erei gibt’s so manche Schlägerei“, „Ich geh in meine Taverne“(nach dem Kinderlied „Ich geh mit meiner Laterne“) oder sein Hit „I hob koa Bier mehr!“zu den Dietmayr-Klassikern. Den Hofbräuhau­s-Refrain „Oans, zwoa, gsuffa“ersetzt er beim Arbeitsamt­Mitsinglie­d durch „08-15“.

Dass er auch über sich selbst lachen oder sich selbst zum Deppen machen kann, beweist Dietmayr mit „Dekadent“und auch später beim träumerisc­h-melancholi­schen „Des is schee“. Richtig sentimenta­le Töne schlägt der Liedermach­er sogar bei „Himmel, warum weinst Du?“an. Doch schon mit dem nächsten Atemzug lässt er es wieder richtig krachen. Urkomisch wird’s, wenn er den enttäusche­nden Verlauf und den damit verbundene­n Sprechgesa­ng eines „sächs(ist)ischen Têteà-Tête“in Leipzig preisgibt. Zu Hause regt sich Dietmayr über die ungenießba­ren „Mäggi-Gurken“im Hamburger genauso auf wie über die Computerst­imme in der S-Bahn – und bringt bei „Next Stop Karlsplatz/Stachus“ wieder alle zum Mitsingen. Von seiner pubertiere­nden Tochter lerne er hingegen Ausdrücke wie Homie oder Bro aus der Checker-Sprache, die sich auf das Wesentlich­e beschränkt. „Papa, kann ich Müsli?“, ist zum Beispiel so

Lieder rund um das bayerische Nationalge­tränk

Bei der Zugabe ertönt ein 100 stimmiger Chor

ein Satz. Wenn er bei „Schatz, bitte nicht jetzt“die Szenen (s)einer Ehe beschreibt oder in Bezug auf seine weiblichen Familienmi­tglieder behauptet, jede Frau sei einzigarti­g, aber in einem seien sie alle gleich: „Hunger, Pipi, Kalt“, bleibt kein Auge trocken.

Michi Dietmayr bringt mit seinem „Best of“den Canada-Ballroom zum Beben. Beim Refrain der dritten Zugabe „Sei oide Blues-Gitarr“ertönt ein letztes Mal ein 100-stimmiger Chor: „Free as a Bird“.

 ?? Foto: Manfred Zeiselmair ?? Mit seinem Soloprogra­mm „Best of“brachte Michael Dietmayr das Canada Publikum immer wieder zum Mitsingen.
Foto: Manfred Zeiselmair Mit seinem Soloprogra­mm „Best of“brachte Michael Dietmayr das Canada Publikum immer wieder zum Mitsingen.

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