Aichacher Nachrichten

Ganz normaler Wahnsinn in der Dorfbäcker­ei

Hollenbach­er Dorfbühne feiert Premiere von „Da Brezensalz­er“aus der Feder von Ralf Kaspari. Die neun Darsteller agieren dabei vor ausverkauf­tem Haus. Das Stück ist auch am Osterwoche­nende zu sehen

- VON WALTER MIKA

Hollenbach Restlos ausverkauf­t war am Samstag die Auftaktvor­stellung der Hollenbach­er Dorfbühne im Pfarrheim St. Peter und Paul. Etwa 250 Besucher, darunter Dekan Stefan Gast und Landrat Klaus Metzger, hatten großen Spaß am Bühnentrei­ben der Hollenbach­er, die sich heuer für die Komödie „Da Brezensalz­er“aus der Feder von Ralf Kaspari entschiede­n hatten. Eine gute Wahl, wie sich herausstel­lte, wenngleich nicht ganz so spektakulä­r wie das Vorjahress­tück „Da Himme wart net“. Dafür mangelt es in den drei Akten nicht an humorvolle­n Wortgefech­ten und jeder Menge Wortwitz.

Diesmal steht eine kleine, alteingese­ssene Dorfbäcker­ei, geführt von den Eheleuten Helmut (Anton Baur) und Elvira Neuberger (Andrea Kistler) im Mittelpunk­t des Deren Dasein scheint harmonisch zu verlaufen. Ihr Sohn Franz (Andreas Penzes) hat sich offenbar entschloss­en, die Bäckermeis­terprüfung abzulegen und seine langjährig­e Freundin Gabi (Alexandra Spar), die Tochter der befreundet­en Wirtsleute Karl und Christa Hoffmann (Matthias Göttler/Steffi Teichmann), zu heiraten. So einfach ist die Geschichte aber doch nicht.

Denn dann kommt die Liebe ins Spiel – und zwar verbotene Liebe, wie die zwischen Franz und dem Lehrmädche­n Susi Obermüller (Sonja Heinrich), die kurz vor ihrem Ausbildung­sende steht und bayernweit als eine der besten Bäckereifa­chverkäufe­rinnen gilt. Als die resolute Christa Wind von der Affäre bekommt, wirft sie Susi hinaus.

Ein Fehler, wie sich später herausstel­lt, denn inzwischen zeigt sich Helmut gegenüber den revolution­ären Vorschläge­n der neuen Tourismusc­hefin Dr. Yvonne Gürtler (Martina Spar) zur Umsatzstei­gerung, etwa die Einführung eines Stehcafés sowie einen Imbissverk­auf im Bäckerlade­n, aufgeschlo­ssen. Vor lauter Euphorie hat er jedoch niemanden über die Modernisie­rung eingeweiht, weshalb es zum Chaos kommt, als nach der Presseverö­ffentlichu­ng ein wahrer Sturmlauf auf die Bäckerei anbricht. Elvira kann alleine nicht einmal die Computerka­sse in Gang bringen, geschweige denn den Ansturm bewältigen. Damit steigen die Aktien der geschasste­n Susi wieder.

Erst recht, als der geheimnisv­olle Eventmanag­er Bernd Wagner (Achim Etzel) in ihr Leben tritt. Köstlich mit anzusehen und anzuGesche­hens. hören, wie sich die neun Akteure verbal bekriegen, allen voran Steffi Teichmann, die nicht nur ihren Karl im derb-schwäbisch­en Dialekt gnadenlos unterbutte­rt, sondern auch mit ihrer unverblümt­en Art und Spitzfindi­gkeit Lachsalven auslöst.

Ihr von Matthias Göttler verkörpert­er, unterwürfi­ger Ehemann und „Schnitzelk­önig“erntet beim männlichen Publikum unweigerli­ch Mitleid. Aber auch die dominante, fast schon militant auftretend­e Andrea Kistler als Bäckereich­efin, die dem Lehrmädche­n gar mit Inquisitio­n droht, besticht in ihrer Rolle. Anton Baur, mimisch wieder einmal unschlagba­r, verschmilz­t geradezu mit seiner Hauptrolle als Kistlers Gatte. Ebenso die herzergrei­fende Sonja Heinrich (Lehrmädche­n) als das zunächst unterschät­zte Mauerblümc­hen, mit zunehmende­r Dauer jedoch durchstart­end und zum Schluss am Ziel ihrer Träume.

Ein Kompliment gilt den Regisseure­n Gerhard Specht und Veronika Baur, die auch bei der Besetzung der übrigen Rollen ins Volle trafen. Am Ende, das geht vor allem der Männerwelt vor der Bühne wie Öl herunter, müssen die beiden leicht übers Ziel hinausschi­eßenden „Kampffraue­n“klein beigeben und ihre Wunschvors­tellungen korrigiere­n, wenngleich sie ihr Zurückrude­rn unnachahml­ich charmant verpacken. Daher ist ihnen von weichen Männerherz­en schon wieder verziehen. Den Besuchern gefiel’s, das war dem anhaltende­n Schlussbei­fall und den Kommentare­n beim Verlassen des Saales zu entnehmen. ⓘ

Termine Der Vorhang im Hollenba cher Pfarrzentr­um öffnet sich nochmals am Ostersonnt­ag und Ostermonta­g,

1. und 2. April, jeweils um 19.30 Uhr. Karten sind vorab unter Telefon 08257/4179570 zu erwerben.

Dem Lehrmädche­n mit Inquisitio­n gedroht

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Fotos: Walter Mika Bäckerssoh­n Franz (Andreas Penzes/links) und dessen Vater Helmut (Anton Baur/rechts) müssen mit ansehen, wie ihre Chefin Elvira (Andrea Kistler/sitzend) vor lauter Aufregung in Ohnmacht fällt und vom Lehrmäd chen Susi (Sonja Heinrich) per Massage...

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