Treibt ein Spekulant den Dax nach unten?
Ein Hedgefonds aus den USA wettet anscheinend auf den Absturz deutscher Aktien. Wir erklären, wie das funktioniert und was davon zu halten ist
Augsburg Eine Nachricht dürfte derzeitig manchen Börsenanleger verunsichern. Demnach wettet ein großer US-Hedgefonds auf den Absturz deutscher Aktien. Der bekannte Investor Ray Dalio und sein Hedgefonds „Bridgewater“setzen anscheinend Milliarden Euro auf sinkende Kurse für deutsche DaxKonzerne. Dies berichtet zum Beispiel das Manager Magazin. Dabei geht es um bekannte Namen wie die Allianz, BASF, Siemens und SAP. Dem Bericht zufolge begann der Investor Ende Januar mit dieser Strategie. Zu Beginn habe Dalio europaweit ganze 22 Milliarden Euro eingesetzt.
Als Begründung wird in den Berichten angegeben, dass Dalio anscheinend nicht glaubt, dass sich die europäische Konjunktur so robust entwickelt, wie Ökonomen erwarten. Das würde bedeuten, dass auch die Firmen nicht derart florieren wie erwartet und die Aktienkurse nachgeben. Aufhorchen lässt viele, dass zum Beispiel der Deutsche Aktienindex seit Januar deutlich nachgegeben hat. Das lässt viel Raum für Spekulationen, ob Dalio mit seiner Strategie erfolgreich ist. Der im Jahr 1949 geborene Investor gilt als einer der reichsten Männer der Welt. Der Sohn eines Jazz-Musikers soll bereits im Alter von zwölf Jahren mit der Aktienwelt Kontakt aufgenommen haben. Damals, heißt es, habe er für 300 Dollar Papiere der Fluggesellschaft „Northeast Airlines“gekauft und seinen Einsatz verdreifacht, als das Unternehmen ein Übernahmeangebot erhielt. Heute gilt sein Hedgefonds Bridgewater als der größte weltweit. Was aber bedeutet es genau, wenn Dalio auf den Absturz deutscher Aktien setzt? Wie lässt sich damit Geld verdienen?
Fachleute nennen das, was Dalio derzeit am deutschen Aktienmarkt unternimmt, eine Short-Positionierung, erklärt Lothar Behrens, Chef der Augsburger Aktienbank. Es ist ein sogenannter Leerverkauf: Dabei leihen sich Spekulanten wie Dalio Aktien von jemandem, der diese in großer Menge dauerhaft besitzt, zum Beispiel von einer Fondsgesellschaft, die Geld für Privatanleger anlegt. Der Spekulant verpflichtet sich, die geliehenen Aktien zu einem festen Zeitpunkt wieder zurückzu- geben. Bis dahin verkauft er die Papiere am Aktienmarkt zu dem gültigen Kurs und nimmt zum Beispiel 100 Euro pro Papier ein.
Fällt nun, wie der Spekulant es erwartet, der Kurs, kann er die Papiere später am Markt günstiger zurückkaufen – zum Beispiel für 80 Euro. Dann gibt er die Aktien dem ursprünglichen Besitzer zurück. Als Gewinn bleibt ihm die Differenz von 20 Euro – abzüglich einer Verleihgebühr, die der ursprüngliche Besitzer erhält. Was ist aber von so einem Geschäft zu halten?
„Prinzipiell sind solche Geschäfte nicht ungewöhnlich“, sagt Behrens. Sie sind zwar mit einem hohen Risiko verbunden. Denn wenn der Kurs steigt, zahlt der Leerverkäufer am Ende drauf. Die Geschäfte zeigen für Behrens jedoch auch, dass der Markt funktioniert. „Immer wenn jemand Aktien kaufen will, muss es auch jemanden geben, der sie verkauft, also mit fallenden Kursen rechnet“, erklärt der Fachmann.
Behrens geht nicht davon aus, dass allein dieses Geschäft den Dax derzeit belastet. Schließlich gab es zum Beispiel auch den Handelskonflikt mit den USA. „Auf- und Abwärtsbewegungen können durch die Geschäfte aber verstärkt werden“, erklärt er. Die Geschäfte seien nicht zuletzt deshalb meldepflichtig.
Wie aber geht es am deutschen Aktienmarkt weiter? Behrens rechnet damit, dass das Börsengeschehen erst einmal schwankungsanfällig, also volatil, bleibt. Käme es wirklich zu einem Handelskrieg, wäre dies „extrem schädlich für die Konjunktur“. Prinzipiell hält er Aktien aber weiter für eine sinnvolle Geldanlage. „Die Rahmenbedingungen sind derzeit eigentlich gut“, sagt Behrens. Die deutsche Wirtschaft steht stark da, die Aussichten sind gut. Zudem sind die Zinsen niedrig, was Aktien attraktiv macht.