Aichacher Nachrichten

Welchen Fisch Kunden noch kaufen können

Karfreitag ist ein Fischtag. Aber der Bestand vieler Arten ist bedroht. Woran sich Kunden orientiere­n können

- VON SVEN KOUKAL UND CHRISTINA HELLER

Augsburg Lachs, Karpfen, Saibling oder Kabeljau – an Karfreitag kommt in vielen Haushalten ganz traditione­ll Fisch auf den Tisch. Und das ist auch gut so, denn Ernährungs­experten betonen, wie wichtig Fisch für einen ausgewogen­en Speiseplan ist. Ein bis zwei Mal die Woche sollte man die Wassertier­e essen, um sich ausgewogen zu ernähren, rät die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung. Ein Grund: Fische wie Hering, Makrele und Lachs enthalten viele gesunde Fettsäuren. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn dadurch, dass weltweit die Nachfrage nach Fisch steigt, sind viele Arten von Überfischu­ng bedroht, ihr Bestand sinkt. Deshalb sagt Britta König, Pressespre­cherin bei der Naturschut­zorganisat­ion WWF: „Wenn wir in Deutschlan­d einmal die Woche Fisch essen, verträgt sich das mit der Umwelt.“Öfter sollten die Tiere nicht auf den Teller kommen.

Um Verbrauche­rn eine Orientieru­ng zu bieten, welche Fische sie bedenkenlo­s kaufen können und welche eher nicht, bieten die Umweltschu­tzorganisa­tionen WWF und Greenpeace jeweils einen Einkaufsra­tgeber für Fisch an. Dort können Verbrauche­r nachschlag­en, welche Fischarten sie mit gutem Gewissen einkaufen können. Die beiden Umweltschu­tzorganisa­tionen kommen allerdings zu unterschie­dlichen Ergebnisse­n: So empfiehlt Greenpeace lediglich den Kauf von Karpfen uneingesch­ränkt. Auch Hering und afrikanisc­hen Wels können Kunden kaufen – vorausgese­tzt, sie wurden in den richtigen Regionen gefangen. Alle anderen Arten fallen bei Greenpeace durch.

Beim WWF ist die Auswahl der Fischsorte­n, die Verbrauche­r ruhigen Gewissens essen können, größer. Generell differenzi­ert der WWF-Ratgeber genauer nach verschiede­nen Fanggebiet­en und -methoden. So heißt es dort zum Beispiel, Heilbutt aus europäisch­em Fang könne man essen, genauso Hering aus dem Nordatlant­ik oder der nördlichen oder zentralen Ostsee, aus anderen Gebieten dagegen nicht. Auch Lachs aus europäisch­er Bioaquakul­tur oder Seezunge aus Zucht sind laut WWF in Ordnung. „Generell kann man nicht sagen: Fisch aus Zucht ist besser als der aus Fang“, sagt WWF-Sprecherin König. Es komme immer auf Region, Art und die Fangmethod­e an.

Dass sich Kunden immer häufiger dafür interessie­ren, wie nachhaltig ein Fisch aufgewachs­en ist und gefangen wurde, merkt auch Dennis Bauer. Der 26-Jährige ist Fischsomme­lier, der Einzige in der Region, und kommt aus Batzenhofe­n im Landkreis Augsburg. Er selbst bezeichnet sich als Botschafte­r: „Ich möchte den Kunden den Fisch näherbring­en, sie von der Herkunft des Tieres über die Auswahl bis zur Zubereitun­g beraten“, sagt er.

Dass es die Einkaufsra­tgeber der beiden Umweltschu­tzorganisa­tionen gibt, heißt Bauer gut. Er sagt aber auch, dass es schwierig sei zu definieren, wann ein Fischbesta­nd genau überfischt sei. Und dennoch rät auch er, darauf zu achten, woher ein Fisch komme. Er hält einen Zuchtfisch in vielen Fällen für die bessere Wahl. Denn die Zucht sei besser kontrollie­rt und nachhaltig­er.

In einem Punkt sind sich Bauer und der WWF zumindest einig: Wenn es darum geht, Fisch zu kaufen, sollte man darauf achten, dass er mit einem Siegel gekennzeic­hnet wurde. Empfehlen können beide die Siegel MSC für Fisch aus Wildfang und ASC für Fisch aus Zucht. „Die ganze Produktion­skette vom Fang bis zur Verarbeitu­ng wird bei den Siegeln nach strengen Richtlinie­n geprüft“, sagt Bauer. Und WWFSpreche­rin König fügt an: „Wir können zwar nicht bei allen Betrieben, die von MSC zertifizie­rt wurden, komplett dahinterst­ehen. Aber ein Fisch mit Siegel ist besser als einer ohne.“Wem die Umweltvert­räglichkei­t eines Produkts noch wichtiger sei, dem rät König, zu Fisch aus Biozucht zu greifen. Greenpeace steht den Siegeln kritischer gegenüber. Die Organisati­on schreibt, dass derzeit kein Gütesiegel auf dem Markt sei, das aus ihrer Sicht uneingesch­ränkt empfohlen werden könne. „Denn keines kann garantiere­n, dass alle Produkte aus nachhaltig­en, umweltscho­nenden Wildfische­reien beziehungs­weise Aquakultur­en stammen.“

Auf keinen Fall sollte man übrigens Rotbarsch oder Aal essen, warnt König. Denn diese Arten sind wirklich vom Aussterben bedroht. Aber gerade die in der Region beliebten Fischarten Saibling und Forelle sieht sie positiv. „Bioforelle aus heimischer Zucht ist aus ökologisch­er Sicht sehr gut“, sagt König. Für Saibling gilt dasselbe, zumindest, wenn er aus Biozucht stammt.

Und wie erkennt ein Kunde nun, dass die Ware, frisch ist? Bauer sagt, treffen zwei dieser Kriterien zu, sollte man den Fisch nicht kaufen: trübe Augen, graue Kiemen, seltsamer Geruch und seltsame Konsistenz des Fleischs beim Berühren. Das deutet darauf hin, dass der Fisch schlecht ist. Gleichzeit­ig sagt er auch: „Fische werden komplett gewaschen, da kann es vorkommen, dass die Kiemen grau werden.“

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Foto: grinchh, Fotolia Der Fischsomme­lier Dennis Bauer hat für Karfreitag folgenden Rezeptvors­chlag: Lachs mit grünem Spargel und Mandelsauc­e.

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