Spargel friert, Bauern bleiben cool
Frost und Schnee im März haben den Start der Freiluftsaison verschoben: Es wird wohl Mitte April. Wer zum Osterfest das Edelgemüse genießen will, hat trotzdem eine (heimische) Alternative
Region Mathilde Rieblinger aus Schrobenhausen verkauft ihr Gemüse immer freitags auf dem Friedberger Marienplatz. Spargel hat sie noch nicht dabei. Und das findet sie auch gut so: „Ich habe bei schlechten Wetter noch gar keine Lust auf Spargel. Sonnenschein und Spargel gehören für mich einfach zusammen. Und umso größer ist die Vorfreude auf beides.“Denn wegen der „verlängerten“Winters, vor allem wegen der kalten Temperaturen, gab es in diesem Jahr zu Frühlingsanfang imm März noch keinen Spargel. Besonders ungewöhnlich ist das aber nicht: Denn der Beginn der Erntezeit ist Jahr für Jahr unsicher – kann sogar zwischen Ende März und Ende April schwanken. Dafür ist das Ende klar definiert: Am 24. Juni – dem Johannistag, auch „Spargelsilvester“genannt – wird die Spargelsaison traditionell abgeschlossen.
Für diese relativ kurze Erntezeit gibt es auch einen guten Grund. Würde das Edelgemüse noch länger gestochen, könnte sich die Spargel- nicht erholen und im nächsten Jahr würde die Ernte schlechter ausfallen. Denn Spargelpflanzen brauchen viel Kraft, um kräftige Spargelstangen hervorzubringen.
Dass es also dieses Jahr später losgeht, macht die Landwirte in der Region nicht nervös. Manfred Losinger vom Losingerhof in Friedberg-Wulfertshausen sagt: „Spargel ist ein Naturprodukt und unsere Kunden warten auch gerne mal ein bisschen länger auf ein Lebensmittel von hoher Qualität.“Solange es nicht noch einen Monat kalt bleibt, sieht er keinen Grund zur Sorge. Mit den Saisonkräften gebe es auch kein Problem: Sie seien rechtzeitig informiert worden und konnten sich darauf einstellen.
Genauso ist es auch bei Stephan Seibold. Der Landwirt bewirtschaftet ein Spargelfeld zwischen Bobingen und dem Augsburger Stadtteil Inningen. Ihm gefällt der „Spätstart“zwar nicht. Aber der Frost habe den Pflanzen sogar gutgetan, da er sie schützt und in einer Art Winterschlaf hält. Somit sei der lange Winter für die Qualität des Spar- kein Problem. Für das wirtschaftliche Ergebnis könnten eher andere Aspekte problematisch werden, etwa wenn Mitarbeiter abspringen. Seibold rechnet damit, dass die Spargelpreise 30 bis 50 Cent pro Kilo steigen werden. Was sich aber nicht mit der Witterung begründen lässt, sondern mit dem gestiegenen Mindestlohn.
„Spargel wächst, wie die Natur und die Sonne ihn wachsen lassen, er ist schließlich ein saisonales Produkt“, betont Claudia Westner vom Gut Haslangkreit in Kühbach. Auch sie sieht kein Problem mit dem späpflanze teren Saisonstart. Unter ihren Spargelstechern sind viele Polen. Und die, vielfach katholisch, bleiben lieber noch zu Hause, um Ostern mit ihren Familien feiern zu können. Somit sei für den Betrieb der Mitarbeitereinsatz heuer einfacher und sicherer zu planen.
Georg Lohner, Geschäftsführer des gleichnamigen Spargelhofs in Inchenhofen, argumentiert ähnlich. Die meisten seiner Arbeiter sind Rumänen, die Ostern gerne zu Hause feiern. Spargel aber gibt es vom Lohner trotzdem schon – als Beilage zum Festtagsessen. Denn der Inchenhofener hat eine Alternative parat: Mithilfe einer Bodenheizung in den Feldern konnte schon seit 12. März geerntet und der erste Spargel der Saison auch an einem Stand an der Augsburger City-Galerie verkauft werden. Inzwischen haben 14 Stände offen. Doch auch bei Lohner werden die meisten Felder konventionell betrieben und deshalb ist Geduld gefragt: Wegen der vielen außergewöhnlich kalten Nächte konnte selbst der beheizte Spargel nicht optimal wachsen. Grund: Das Edelgels gemüsse mag es warm und braucht eine Bodentemperatur von zehn bis zwölf Grad. Das schaffte auch die Heizung nicht.
Wie geht es nun also weiter? Sollte es wärmer werden, rechnen die Bauern in den nächsten 14 Tagen mit weißem Spargel von den heimischen Feldern. Bei Nachtfrost und wenig Sonne könnte es aber auch noch drei Wochen dauern. Sicher lässt sich jetzt noch nichts sagen. „Gnädiges Wetter kann noch viel aufholen, da der Spargel dann sehr schnell wächst“, sagt Georg Lohner.
Die Gelassenheit resultiert aus Erfahrung. Der „Frühstart“im vorigen Jahr brachte zwar schon Ende März frische Stangen. Doch dann gab es im April frostige Nächte, die vor allem den grünen Spargel erfrieren ließen. Der wächst oberirdisch und ist daher besonders anfällig. „Vor nicht allzu langer Zeit gab es erst am Muttertag Spargel satt. Und der findet ja erst am zweiten Sonntag im Mai statt“, resümiert Claudia Westner vom Gut Haslangkreit. Trotz der Kühle an Ostern heißt es also cool bleiben.