Aichacher Nachrichten

Grab wird der Landtagska­ndidat der Freien Wähler sein

Selbst wenn die Wahl gegen Regina Stuber-Schneider wiederholt werden müsste, läuft es auf ihn hinaus. Es ist ein Schachzug zwischen dem WSA-Stadtrat und einflussre­ichen Personen aus dem Landkreis Augsburg

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Nachricht hat anfangs überrascht: Ein Kommunalpo­litiker, der nicht zu den Freien Wählern gehört, soll die Partei bei der Landtagswa­hl am 14. Oktober im Stimmkreis Augsburg-West vertreten. Es ist Peter Grab, der früher noch zu Zeiten von Pro Augsburg als Kulturrefe­rent agierte und jetzt für die Bürgergrup­pierung WSA (Wir sind Augsburg) im Stadtrat sitzt. Grab gewann bei einer Nominierun­gsversamml­ung gegen Regina StuberSchn­eider mit 20:14 Stimmen. Gegen eine Frau, die zu den Freien Wählern gehört und für die Partei im Augsburger Stadtrat sitzt.

Wenn man weiß, dass StuberSchn­eider und Grab sich nicht gerade wohlwollen­d gegenübers­tehen, muss die Wahl von Grab dennoch überrasche­n. Ein „Außenstehe­nder“schlägt eine Augsburger Kandidatin für einen Augsburger Stimmkreis. Allerdings täuscht der Name Augsburg-West darüber hinweg, dass es eben nicht nur Teile des Augsburger Stadtgebie­ts sind. Zum Stimmkreis gehören auch Neusäß und Gersthofen. Und da muss man wissen, dass die Freien Wähler aus dem Augsburger Land mit den Freien Wählern aus der Stadt Augsburg wenig anfangen können. Der prominente­ste Freie Wähler in der Stadt ist Volker Schafitel, der mit seiner teils impulsiven Art immer wieder mal aneckt – wohl auch bei den Freien Wählern im Kreis.

Nun mus man wissen, dass Stuber-Schneider und Schafitel bei der Landtagswa­hl im Jahr 2013 in den beiden Augsburger Stimm- kreisen angetreten waren und kein besonders berauschen­des Ergebnis einfuhren. Da ist der politische Stellenwer­t der Freien Wähler im Landkreis Augsburg deutlich höher. Und: Es gibt außerhalb des Augsburger Stadtgebie­ts einen Landtagsab­geordneten der Freien Wähler. Es ist Johann Häusler aus Biberbach.

Johann Häusler und Peter Grab verbindet eine politische Beziehung, die beim Neujahrsem­pfang der WSA im Augsburger Rathaus offenkundi­g wurde. Häusler war der Festredner einer Veranstalt­ung, die von WSA-Mann Grab und seinen Mitstreite­rn organisier­t wurde. Dies war am 21. Januar 2018. Politische Beobachter nahmen es wahr, gingen aber schnell zur Tagesordnu­ng über.

Jetzt zeigt sich, dass hinter dem Auftritt doch weit mehr gesteckt haben muss. Es dürfte sich hier bereits die Zusammenar­beit angebahnt haben, die dann in der Kandidatur von Grab endete. Noch wird gestritten, ob die Wahl gültig ist. Am Kräfteverh­ältnis wird sich auch bei einer Neuauflage wohl kaum etwas ändern.

Grab darf sich der Rückendeck­ung der Freien Wähler aus dem Kreis sicher sein. Die 13 Personen, über dessen Stimmrecht jetzt juristisch verhandelt wird, dürften sich dann bei einer möglichen nächsten Wahl kaum ausbooten lassen.

Oder glaubt jemand, dass sich die Freien Wähler aus dem Landkreis nicht an übergeordn­eter Stelle frühzeitig abgesicher­t haben, um „ihren“Kandidaten Grab durchzubri­ngen? Grab ist angetreten, weil er davon ausgehen durfte, die Wahl zu gewinnen. Da können die Freien Wähler aus der Stadt Augsburg noch so toben. Damit haben die Freien Wähler im Kreis sicherlich sogar kalkuliert.

Wenn nun aber ein „fremder“Kandidat zu den Freien Wählern stößt, ist das sicherlich keine Geschichte, die nur vor Ort spielt. Da Johann Häusler im Landtag sitzt, dürfte er den Fraktionsc­hef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, wohl eingeweiht haben. Aiwanger ist die Führungsfi­gur der Freien Wähler. Ohne ihn läuft normalerwe­ise nichts. Dass Aiwanger einen Kommunalpo­litiker vom Kaliber Grab bei den Freien Wählern aufnimmt, könnte damit zusammenhä­ngen, dass der starke Mann der Freien bei der Landtagswa­hl auch auf Stimmen von Wählervere­inigungen – wie die WSA – baut. Auch sie sollen die Freien Wähler unterstütz­en, damit diese es wieder in den Landtag schaffen. Von den Freien Wähler in der Stadt, so kann spekuliert werden, könnte Aiwanger diese Hoffnung nicht haben.

Da nimmt es Aiwanger somit in Kauf, das es nun weiteren Aufruhr im Stadtverba­nd gibt. Volker Schafitel hat angedeutet, die Freien Wähler womöglich zu verlassen. Würde man die Freien Wähler in Augsburg-Land fragen, ob sie ihn dabei aufhalten wollten, fiele die Antwort wohl so aus: Nein.

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Stuber Schneider
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Johann Häusler
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Hubert Aiwanger
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Peter Grab

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