Grab wird der Landtagskandidat der Freien Wähler sein
Selbst wenn die Wahl gegen Regina Stuber-Schneider wiederholt werden müsste, läuft es auf ihn hinaus. Es ist ein Schachzug zwischen dem WSA-Stadtrat und einflussreichen Personen aus dem Landkreis Augsburg
Die Nachricht hat anfangs überrascht: Ein Kommunalpolitiker, der nicht zu den Freien Wählern gehört, soll die Partei bei der Landtagswahl am 14. Oktober im Stimmkreis Augsburg-West vertreten. Es ist Peter Grab, der früher noch zu Zeiten von Pro Augsburg als Kulturreferent agierte und jetzt für die Bürgergruppierung WSA (Wir sind Augsburg) im Stadtrat sitzt. Grab gewann bei einer Nominierungsversammlung gegen Regina StuberSchneider mit 20:14 Stimmen. Gegen eine Frau, die zu den Freien Wählern gehört und für die Partei im Augsburger Stadtrat sitzt.
Wenn man weiß, dass StuberSchneider und Grab sich nicht gerade wohlwollend gegenüberstehen, muss die Wahl von Grab dennoch überraschen. Ein „Außenstehender“schlägt eine Augsburger Kandidatin für einen Augsburger Stimmkreis. Allerdings täuscht der Name Augsburg-West darüber hinweg, dass es eben nicht nur Teile des Augsburger Stadtgebiets sind. Zum Stimmkreis gehören auch Neusäß und Gersthofen. Und da muss man wissen, dass die Freien Wähler aus dem Augsburger Land mit den Freien Wählern aus der Stadt Augsburg wenig anfangen können. Der prominenteste Freie Wähler in der Stadt ist Volker Schafitel, der mit seiner teils impulsiven Art immer wieder mal aneckt – wohl auch bei den Freien Wählern im Kreis.
Nun mus man wissen, dass Stuber-Schneider und Schafitel bei der Landtagswahl im Jahr 2013 in den beiden Augsburger Stimm- kreisen angetreten waren und kein besonders berauschendes Ergebnis einfuhren. Da ist der politische Stellenwert der Freien Wähler im Landkreis Augsburg deutlich höher. Und: Es gibt außerhalb des Augsburger Stadtgebiets einen Landtagsabgeordneten der Freien Wähler. Es ist Johann Häusler aus Biberbach.
Johann Häusler und Peter Grab verbindet eine politische Beziehung, die beim Neujahrsempfang der WSA im Augsburger Rathaus offenkundig wurde. Häusler war der Festredner einer Veranstaltung, die von WSA-Mann Grab und seinen Mitstreitern organisiert wurde. Dies war am 21. Januar 2018. Politische Beobachter nahmen es wahr, gingen aber schnell zur Tagesordnung über.
Jetzt zeigt sich, dass hinter dem Auftritt doch weit mehr gesteckt haben muss. Es dürfte sich hier bereits die Zusammenarbeit angebahnt haben, die dann in der Kandidatur von Grab endete. Noch wird gestritten, ob die Wahl gültig ist. Am Kräfteverhältnis wird sich auch bei einer Neuauflage wohl kaum etwas ändern.
Grab darf sich der Rückendeckung der Freien Wähler aus dem Kreis sicher sein. Die 13 Personen, über dessen Stimmrecht jetzt juristisch verhandelt wird, dürften sich dann bei einer möglichen nächsten Wahl kaum ausbooten lassen.
Oder glaubt jemand, dass sich die Freien Wähler aus dem Landkreis nicht an übergeordneter Stelle frühzeitig abgesichert haben, um „ihren“Kandidaten Grab durchzubringen? Grab ist angetreten, weil er davon ausgehen durfte, die Wahl zu gewinnen. Da können die Freien Wähler aus der Stadt Augsburg noch so toben. Damit haben die Freien Wähler im Kreis sicherlich sogar kalkuliert.
Wenn nun aber ein „fremder“Kandidat zu den Freien Wählern stößt, ist das sicherlich keine Geschichte, die nur vor Ort spielt. Da Johann Häusler im Landtag sitzt, dürfte er den Fraktionschef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, wohl eingeweiht haben. Aiwanger ist die Führungsfigur der Freien Wähler. Ohne ihn läuft normalerweise nichts. Dass Aiwanger einen Kommunalpolitiker vom Kaliber Grab bei den Freien Wählern aufnimmt, könnte damit zusammenhängen, dass der starke Mann der Freien bei der Landtagswahl auch auf Stimmen von Wählervereinigungen – wie die WSA – baut. Auch sie sollen die Freien Wähler unterstützen, damit diese es wieder in den Landtag schaffen. Von den Freien Wähler in der Stadt, so kann spekuliert werden, könnte Aiwanger diese Hoffnung nicht haben.
Da nimmt es Aiwanger somit in Kauf, das es nun weiteren Aufruhr im Stadtverband gibt. Volker Schafitel hat angedeutet, die Freien Wähler womöglich zu verlassen. Würde man die Freien Wähler in Augsburg-Land fragen, ob sie ihn dabei aufhalten wollten, fiele die Antwort wohl so aus: Nein.