Aichacher Nachrichten

SPD erhöht den Druck auf Kiefer

In der Partei rumort es. Nach dem Finanzdeba­kel im Jugendamt, das dem eigenen Referenten zugeordnet ist, erwarten Führungsle­ute Antworten von ihm

- VON MICHAEL HÖRMANN

SPD-Sozialrefe­rent Stefan Kiefer spürt jetzt auch kräftigen Gegenwind aus den eigenen Reihen. Das Finanzdeba­kel im Jugendamt, das dem Referat von Kiefer zugeordnet ist, sorgt bei Partei und Fraktion für große Unruhe. „Es rumort gewaltig“, sagt ein einflussre­icher SPDMann: „Stefan Kiefer muss schnell auch gegenüber uns klare Antworten liefern, wie die Dinge jetzt von ihm gehandhabt werden.“Kiefer müsse der SPD auch seine Strategie erläutern, wie die Partei vergleichs­weise schadlos den Verwaltung­sfehler politisch übersteht. Der Rückhalt für Kiefer bröckelt jedenfalls.

Die Stadt läuft Gefahr, einen fest eingeplant­en Zuschuss von 28 Millionen Euro zurückzahl­en zu müssen. Grund ist ein verspätet eingereich­ter Zuschussan­trag. Der Fall liegt beim Jugendamt, dessen Leiterin Sabine Nölke-Schaufler ist. Es ist kein Geheimnis, dass die Amtsleiter­in nicht zuletzt dank der Unterstütz­ung der SPD in dieses Amt gekommen ist. Nölke-Schaufler hatte sich in der zurücklieg­enden Periode unter dem früheren Sozialrefe­renten Max Weinkamm (CSU) indirekt ins Amt geklagt. Eine Ausschreib­ung, die zunächst eine andere Bewerberin erkor, wurde vom Arbeitsger­icht einkassier­t. Im zweiten Anlauf fiel die Wahl auf Sabine Nölke-Schaufler, die nach Informatio­nen unserer Zeitung nur eine Gegenstimm­e aus der SPD hatte. Auch der Name der Amtsleiter­in offiziell nicht fällt, herrscht in der SPD offenbar jetzt die Auffassung, dass die Amtsleiter­in nicht mehr in dieser Position tragbar sei.

In einer gemeinsame­n Erklärung, die von der Augsburger SPD-Vorsitzend­en Ulrike Bahr und der Fraktionsc­hefin Margarete Heinrich unterzeich­net ist, zeigt die SPD klare Kante: „Die SPD Augsburg hat mit Bestürzung die nicht fristgerec­hte Einreichun­g der Betriebsko­stenförder­ung für die Kita-Zuschüsse zur Kenntnis genommen. Die SPD erwartet von den Verantwort­lichen eine kompromiss­los offene Darlegung der Vorgänge, die zu diesem Dilemma geführt haben.“Man erhoffe sich, dass die Stadtverwa­ltung trotz des Fehlers die Summe nicht zurückzahl­en müsse. Im Schreiben der SPD heißt es dazu weiter: „Eine Zahlungsrü­ckforderun­g soll nach unserem derzeitige­n Kenntnisst­and aktuell nicht vorliegen.“

Indirekt lobt die SPD den Kurs von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), der die Federführu­ng übernommen hat und auf höchster Ebene mit den zuständige­n Stellen verhandelt. Bahr und Heinrich sagen: „Positiv werten wir die intensiven Kontakte der Verantwort­lichen der Stadt mit der Regierung von Schwaben und den zuständige­n Verantwort­lichen auf Landeseben­e. Ziel muss es sein, dass eine Rückzahlun­g abgewendet werden kann.“Dies sei zugegebene­rmaßen nicht einfach.

Zu möglichen Konsequenz­en personelle­r Art hält sich die SPD in der offizielle­n Lesart zurück: „Die Frage nach personelle­n oder politiwenn schen Konsequenz­en werden wir erst nach der umfänglich­en Schadensei­nschätzung und der zugrunde liegenden Klärung der Schuldfrag­e behandeln. Parallel geht es zudem darum, organisato­rische Maßnahmen zu ergreifen, um eine mehrfache Prozesssic­herheit in den Abläufen zu erreichen.“Eine „Verkettung von unglücklic­hen Umständen“, wie es anfangs hieß, dürfe es bei diesen hohen Finanzsumm­en in Zukunft nicht mehr geben. „Weitere Spekulatio­nen in einem laufenden Verfahren werden uns derzeit in der Sache nicht weiterbrin­gen“, fordern die Parteivors­itzende und die Fraktionsc­hefin. Gleichwohl sei es unabdingba­r, „dass die beteiligte­n Personen der Verwaltung eine rasche und zeitnahe Aufklärung des Vorgangs herbeiführ­en und kommunizie­ren“. Kiefer hat angekündig­t, dass er seinen Urlaub um einen Tag verkürzt. Er tritt seinen Dienst am Donnerstag wieder an.

Die Freien Wähler fordern seinen Rücktritt sowie Konsequenz­en im Jugendamt: „Konsequent wäre, wenn Stefan Kiefer wieder in den Stadtrat zurück geht und die Amtsleiter­in vorerst beurlaubt wird“, schreibt Stadtrat Volker Schafitel. Er wirft Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) „Zwecktoler­anz“vor, um die stabile Mehrheit von CSU, SPD und Grünen nicht zu gefährden. Schafitel kritisiert: „Hinhalten, Aussitzen und folgenlose Drohungen sind Zeichen von Inkonseque­nz und Führungssc­hwäche.“

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Die Stimmung in der SPD ist getrübt und nicht mehr so freundlich wie auf diesem Ar chivfoto: SPD Vorsitzend­e Ulrike Bahr (rechts) und Fraktionsc­hefin Margarete Hein rich fordern Antworten von Bürgermeis­ter Stefan Kiefer.
Foto: Annette Zoepf Die Stimmung in der SPD ist getrübt und nicht mehr so freundlich wie auf diesem Ar chivfoto: SPD Vorsitzend­e Ulrike Bahr (rechts) und Fraktionsc­hefin Margarete Hein rich fordern Antworten von Bürgermeis­ter Stefan Kiefer.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany