Versicherung betrogen? Autofahrer streitet ab
Rechnet ein 28-Jähriger nach einem Unfall auch alte Schäden mit ab? Gutachter sollen jetzt Klarheit bringen
Aichach Fast drei Jahre ist ein Unfall im Aichacher Stadtteil Oberbernbach her, in den ein Auto- und ein Motorradfahrer verwickelt waren. Über die Schadenshöhe, beziehungsweise ob damals überhaupt ein Schaden entstanden ist, wird seitdem gestritten. Der 28-jährige Autofahrer stand gestern wegen versuchten Betrugs vor dem Aichacher Amtsgericht. Ihm wird vorgeworfen, dass er dem Gutachter bereits vorhandene Schäden an seinem Fahrzeug nicht gemeldet hat und sich deren Reparatur von der Versicherung bezahlen lassen wollte. Das streitet er ab.
Vor Gericht sagte er: „Ich kann reinen Gewissens sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt die Intention hatte, mich betrügerisch zu bereichern.“Als Fehler bezeichnet er im Nachhinein, dass er bei dem Unfall darauf verzichtete, die Polizei zu rufen. Und dass er das Gutachten einfach unterzeichnete, ohne es sich noch einmal durchgelesen zu haben.
Was aber war passiert? Anfang Juni vor drei Jahren fuhr der heute 28-jährige mit seinem Auto durch Oberbernbach, setzte laut seiner Aussage den Blinker, weil er links abbiegen wollte, stoppte und hörte einen lauten Knall. Ein Motorrad war ihm hinten links draufgefahren. Der Fahrer selbst lag etwa 30 Meter von seinem Auto entfernt. Der Angeklagte weiter: „Er hat darauf gepocht, dass man die Versicherung aus dem Spiel lässt.“Auch die Polizei rief der 28-Jährige nicht.
Außer den Schäden, die bei diesem Auffahrunfall entstanden sein sollen, hatte das Auto bereits eine gesplitterte Rückleuchte sowie Lackschäden an der Stoßstange. Das habe er dem Gutachter, der ein paar Tage später die Schäden an seinem Auto aufnahm, angegeben, sagte der Angeklagte aus. Genau das soll er jedoch nicht getan haben, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem 28-Jährigen versuchten Betrug vor. Laut Anklageschrift forderte er rund 2500 Euro Schadenersatz von der Versicherung, obwohl der tatsächliche Schaden eher bei knapp 1000 Euro gelegen haben soll.
Aus Sicht des 67-jährige Motorradfahrers ist sogar überhaupt kein Schaden entstanden. Er sagte vor Gericht aus, dass der Angeklagte „ganz straff angefahren“und dann „unvermittelt in die Bremse gestiegen“sei. Das zwang ihn zum plötzlichen Ausweichen nach rechts, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Weil er sein Motorrad danach nicht mehr stabilisieren konnte, sei er vor dem Auto gestürzt, sagte der 67-Jährige aus. Er war überzeugt: „Das Motorrad hatte keinen Kontakt mit dem Auto.“Allenfalls mit seinem Hosenbein sei er an der Stoßstange entlanggewischt.
Bei der Fortsetzung der Verhandlung Mitte April wird das Gericht die beiden Sachverständigen hören, die sowohl das Auto als auch das Motorrad des 67-Jährigen begutachteten. Eine Einstellung des Verfahrens, wie von Verteidigerin Carina Grübl angeregt, lehnte Richter Walter Hell ab.