Wo das christliche Osterfest seinen Ursprung hat
Stefan Meitinger, 25, aus Aichach hat ein Auslandssemester in Israel verbracht. Von seiner Uni in Rehovot fuhr er oft ins eine Stunde entfernte Jerusalem. Dort sind nicht nur wichtige Orte des Christentums zum Greifen nah
Im Rahmen eines Auslandssemesters verbrachte Stefan Meitinger aus Aichach bis Anfang März knapp fünf Monate im israelischen Rehovot an der Hebrew University of Jerusalem, die dort eine Außenstelle der Agrarfakultät betreibt. An vielen freien Tagen ging es für den 25-Jährigen, der in Hohenheim bei Stuttgart Agrarwissenschaften studiert, mit dem Bus ins etwa eine Stunde entfernte Jerusalem. Eine wichtige Erfahrung für ihn, wie er sagt. In den Ostergottesdiensten etwa sei oft von Israel und Jerusalem die Rede. „Jetzt habe ich einen ganz anderen Bezug dazu.“ Aichach/Jerusalem In Jerusalem sind wichtige Orte des Christentums zum Greifen nah: Da ist zum einen Bethlehem, das mit dem Bus in circa 15 Minuten zu erreichen ist. Nach dem Durchqueren der acht Meter hohen Mauer befindet man sich in Palästina. Israelis sprechen allerdings lieber von Judäa und Samarien, um zu unterstreichen, dass es sich in ihren Augen um ihr Land handelt. Ein palästinensischer Staat ist in ihren Köpfen faktisch nicht vorhanden.
Nun kann man sich zu Fuß oder mit einem Taxifahrer zur Geburtskirche Jesu begeben, wobei der Fußweg schöner ist, denn hier erlebt man die Mauer hautnah. Betlehem ist durch sie von drei Seiten umgeben. Sie ist mit Graffiti geschmückt, die Comicfiguren, den amerikanischen und israelischen Präsidenten zeigen. Manche von ihnen stammen von dem bekannten britischen Aktionskünstler Banksy und werden auf Souvenirs vermarktet.
Die Geburtskirche an sich ist eher rustikal und einfach gehalten. Unter dem Hochaltar befinden sich der
Stern an der Stelle, wo Jesus geboren wurde, und gegenüber der Platz der Krippe. An diesem wichtigen Ort der Christenheit drängen sich täglich unzählige Pilger aus aller Welt.
Ostern und die Nähe von Leben und Tod wird auch in Jerusalem sichtbar. Vor den Toren der Stadt liegt am Ölberg ein riesiges Gräberfeld aus Steinen. Dieser Ort ist für Juden ein besonderer, weil der Messias ihrem Glauben nach die Toten am höchsten Punkt des Berges als Erstes erweckt, da sie ihm am nächsten sind. Am Fuß liegt die quirlige Stadt Jerusalem mit ihren drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Auf dem Tempelberg befinden sich die Al-Aqsa-Moschee und der berühmte Felsendom mit seiner goldenen Kuppel, der auf dem Grund des zweiten Tempels der Juden steht.
Der Gründonnerstag erinnert an das letzte Abendmahl, das in einem Saal am Berg Zion stattgefunden haben soll. Der dunkle Saal befindet sich nahe dem Grab von König David und der deutschen Benediktinerabtei Dormitio. Sie beheimatet auch einen Bayernaltar mit den Wappen der bayerischen Bistümer.
Nach dem Abendmahl ging es mit den Jüngern in den Garten Gethsemane, wo noch heute knorrige Olivenbäume stehen, die schon zur Zeit Jesu dort gestanden haben sollen. Selbst aus dem ältesten Ast wächst noch ein junger Trieb – ein schönes Sinnbild für Leben und Tod. Daneben wurde die Kirche der Nationen gebaut, deren Altäre und Kuppeln von verschiedenen Ländern finanziert wurden. Das Innere wirkt düster und soll die Beklemmung Jesu vor seinem Leiden symbolisieren. Hier sind meist viele Pilgergruppen unterwegs.
Durch das Löwentor geht es zurück in die Stadt, wo der Kreuzweg an einer muslimischen Schule beginnt. Die berühmte Via Dolorosa (lateinisch für Leidensweg) ist nach dem Prozessionsweg Jesu benannt und führt an 14 Kreuzwegstationen (s. Infokasten) entlang zu seinem Grab, über dem heute die Grabeskirche steht. Jeden Freitag findet hier mit Franziskanermönchen der Kreuzweg statt, zu dem Hunderte Pilger aus aller Welt kommen. Durch die engen Gassen des muslimischen Viertels geht es zur Grabeskirche, die die Stationen X. bis XIV. überbaut. Sie sind mit Einlassungen im Boden und an den Wänden gekennzeichnet. Teilweise befindet sich dort jeweils eine kleine Kapelle.
Der Weg mit den Pilgern hat etwas Andächtiges – trotz der Geschäftigkeit der Stadt und der Händler, die versuchen, einem alles Mögliche zu verkaufen. In der Grabeskirche ist es wegen der vielen Besucher immer sehr voll und laut. Vor Kurzem wurde sie im Zuge von Steuerstreitigkeiten zum Spielball zwischen Jerusalem und den katholischen Konfessionen und als Druckmittel für Besucher geschlossen.