Was sogar Bach beeindruckte
Pergolesis „Stabat Mater“erklingt in der Friedberger Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Akteure ernten Jubel
Friedberg Die Chaconne war ein in der Barockzeit beliebtes Variationsstück, das sich über ein stets wiederkehrendes Ostinato entfaltet. Die Ciacona in f-Moll von Johann Pachelbel bietet einfallsreiche Variationen mit kontrastreichen Umspielungen, die Organist Franz Hacker als Intro in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh zu Gehör brachte.
Giovanni Battista Pergolesi wurde nur 26 Jahre alt. Aber mit seinem Stabat Mater hat er sich unsterblich gemacht. Sogar Bach war davon so beeindruckt, dass er es mit einem neuen Text unterlegte, und auch sonst lässt dieses einfach scheinende Stück für Sopran, Alt und Streicher niemanden kalt, schon gar nicht das Publikum. Das Stabat Mater ist ursprünglich ein mittelalterliches Gedicht, das die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Sohn besingt. Die anrührende Szene hat viele Komponisten zur Vertonung inspiriert, aber Pergolesis Version schlägt alle, vielleicht weil diese so schlicht ist.
Die Sopranistin Susanne Simenec und Mezzosopranistin Henrike Paede hatten dabei die Aufgabe, geistige Aspekte von Leiden und Sterben, Verzweiflung und Vertrauen, Fluch und Erlösung zu verkörpern, während das Violoncello, ebenso genial gespielt von Gabriele Tluck, Schmerz, Wut, Verzweiflung und Ergebung auszudrücken hatte, das Cembalo von Stephanie Knauer ergänzte die Gruppe. Die Dirigentin Sylvia Luther hatte ihr Ensemble Fine Arts, ein reiner Frauenchor, souverän im Griff. Mehr noch, die Frau am Pult schärfte, kommentierte, deutete die vielschichtigen, wuchtigen und zarten Klänge, als ob sie direkt in der Seele des Komponisten gelesen hätte. Immer herrschten größte Klarheit und leidenschaftlicher Ausdruckswille. Die Protagonisten durften sich über Jubel freuen und zeigten sich selbst überglücklich angesichts der mehr als gelungenen, hinreißenden Aufführung.