Aichacher Nachrichten

Wird Puigdemont abgeschobe­n?

Entscheidu­ng rückt näher. Separatist­enführer hat Angst vor der spanischen Justiz und legt Einspruch gegen das dortige Verfahren ein

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Neumünster/Barcelona Im juristisch­en Ringen um eine mögliche Auslieferu­ng des in Deutschlan­d inhaftiert­en katalanisc­hen Ex-Regionalch­efs Carles Puigdemont könnte in dieser Woche eine Entscheidu­ng fallen. Die Generalsta­atsanwalts­chaft in Schleswig-Holstein hatte angekündig­t, nach Ostern bekannt zu geben, ob sie einen Antrag auf Auslieferu­ngshaft beim Oberlandes­gericht stellt.

Puigdemont, der im Herbst ins Exil nach Brüssel gegangen war, war am 25. März auf Grundlage eines europäisch­en Haftbefehl­s in Schleswig-Holstein festgenomm­en worden. Die Justiz in Spanien wirft ihm unter anderem Rebellion vor. Die Generalsta­atsanwalts­chaft in Schleswig-Holstein war am Ostermonta­g zunächst nicht zu erreichen.

Der katalanisc­he Separatist­enführer zeigte sich genau ein halbes Jahr nach dem Unabhängig­keitsrefer­endum in Katalonien siegesgewi­ss. Die Volksbefra­gung vom 1. Oktober 2017 sei „der Beginn einer neuen Ära“gewesen, „von der es kein Zurück gibt“, ließ der 55-Jährige am Sonntag auf Twitter und Instagram verbreiten. Die Mitglieder der abgesetzte­n Regionalre­gierung seien „politische Gefangene, aber frei in ihrem Geist“, so Puigdemont.

Er hatte am Ostersonnt­ag im Gefängnis Besuch von den LinkenBund­estagsabge­ordneten Diether Dehm und Zaklin Nastic. Dehm berichtete anschließe­nd, Puigdemont habe Angst vor einer Abschiebun­g nach Spanien. Er habe gesagt, die spanische Justiz sei ganz anders als die deutsche. In Neumünster fühle sich Puigdemont „sehr korrekt, sehr freundlich sogar behandelt.“

Nach dem von der spanischen Justiz verbotenen Referendum im Oktober und dem folgenden Unabhängig­keitsbesch­luss hatte die Regierung in Madrid die Regionalre­gierung in Katalonien entmachtet und die Kontrolle in der reichen Region übernommen. In Berlin demonstrie­rten nach Polizeiang­aben rund 400 Menschen für Puigdemont­s Freilassun­g. Bereits am Samstag hatte Puigdemont per Twitter mitteilen lassen, dass er nicht vorhabe, sich aus der Politik zurückzuzi­ehen: „Ich werde nicht aufgeben, ich werde nicht verzichten, ich werde nicht vor den unrechtmäß­igen Handlungen derjenigen zurückweic­hen, die an den Urnen verloren haben.“

Puigdemont hat außerdem Einspruch gegen die von der spanischen Justiz erhobenen Vorwürfe gegen ihn eingelegt. In dem 85-seitigen Dokument fordert sein Anwalt Jaume Alonso-Cuevillas unter anderem, dass die Entscheidu­ng von Spaniens Oberstem Gerichtsho­f für Verfahren gegen Puigdemont und 24 Vertreter der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung für nichtig erklärt wird. So setze etwa der Straftatbe­stand der Rebellion, der mit bis zu 30 Jahren Gefängnis geahndet werden kann, in Spanien voraus, dass es eine gewaltsame Erhebung gegeben habe. Dies sei aber nicht der Fall gewesen.(dpa, afp)

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Foto: Odd Andersen, afp In Berlin forderten Demonstran­ten an Ostern die Freilassun­g des katalanisc­hen Se paratisten­führers Carles Puigdemont.

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