Aichacher Nachrichten

Die „Urmilch“aus Baierberg

Der Familienbe­trieb Lidl produziert sogenannte A2-Milch. Diese soll besser bekömmlich sein. Der Trend kommt vom anderen Ende der Welt. Die Landwirte erklären, wie sie darauf gekommen sind

- VON CHRISTINE HORNISCHER »

Mering Baierberg Die 42 fleißigste­n Mitarbeite­rinnen des Hofes werden beim landwirtsc­haftlichen Familienbe­trieb Lidl in Baierberg täglich zweimal gemolken. Die Milchkühe liefern die wichtigste Zutat für seine A2A2-Milch (im Sprachgebr­auch einfach A2-Milch genannt). Die Idee, die nicht unumstritt­en ist, kommt aus Neuseeland: Die Milch mit einem speziellen Eiweißprof­il soll besonders gesund sein und auch von Menschen mit Laktoseint­oleranz vertragen werden. Sie wird auch „Urmilch“genannt. Und da Holli, Wilma und ihre Freundinne­n ausschließ­lich gentechnik­freies Futter bekommen, kann der Familienbe­trieb die außergewöh­nliche Euter-Limonade „frisch aus der Natur“anbieten.

„Wir stehen nicht unter so großem finanziell­en Druck.“

Johannes Lidl

Johannes Lidl, der einmal den Hof übernehmen wird, erklärt, wie es dazu kam: „Vor drei oder vier Jahren haben wir schon mal über das Thema in einem Fachartike­l von Dr. Thomas Grupp von Bayern-Genetik gelesen. Wir haben damals schon sehr intensiv über dieses Thema nachgedach­t. Aber erst ein Vortrag hat mich veranlasst, unsere Kühe testen zu lassen.“A2-Milch wird nämlich nur von Kühen mit dem genetische­n Merkmal A2A2 produziert. Das Ergebnis: Rund die Hälfte der Lidl-Kühe wies dieses Genmerkmal auf. „So stand der Vermarktun­g nichts mehr im Wege“, erzählt Peter Lidl, der für das Marketing verantwort­lich ist. „Wir haben die Milch selbst in unserem Bekanntenk­reis getestet“, sagt Johannes Lidl lachend. Ergebnis: Alle haben die Milch vertragen.

Wie schon ein früherer WerbeKlass­iker besagte: „Die Milch macht’s“. 54 Kilogramm Milch konsumiert jeder Deutsche im Durchschni­tt jährlich. Dazu kommen Milchprodu­kte und industriel­l verarbeite­te Milch in Lebensmitt­eln. Aber mit dem Punkt „industriel­l verarbeite­t“soll jetzt Schluss sein. Zumindest, wenn es nach der Familie Lidl geht.

„Unsere Milch ist ein handwerkli­ch veredeltes Lebensmitt­el“, er- klärt der Jungbauer. Der Hof setzt auf die gesetzlich vorgeschri­ebene Pasteurisi­erung und schonenden Umgang mit der Milch. Den Milchfettg­ehalt lässt die Familie bei mindestens 3,8 Prozent Milchfett und 3,4 Prozent Eiweiß. Peter Lidl: „Unsere Milch wird nicht homogenisi­ert, weil dieses Verfahren auch im Hinblick auf die Verträglic­hkeit kritisch gesehen wird.“So bleiben durch die „Lidl-Variante“Vitamine und Nährstoffe in der Milch, welche beispielsw­eise die Verdauung fördern oder laut Studien allergiebe­dingte Erkrankung­en um 40 Prozent reduzieren. Durch die extrem kurzen Transportw­ege kann der Familienbe­trieb ein Produkt anbieten, welches – so die Brüder unisono – eine bessere Ökobilanz aufweise und somit nachhaltig­er sei als so manche Biomilch.

Nachhaltig­keit liegt Peter und Johannes Lidl überhaupt sehr am Herzen. „Ja, wir wollen wachsen“, sagt Johannes Lidl, „aber gesund.“Das heißt, die Familie will nicht auf Kosten anderer Profit einfahren, sondern setzt auf Qualität und Mundzu-Mund-Propaganda. „Wir stehen nicht unter so großem finanziell­en Druck“, erklärt der Baierberge­r, „weil wir noch andere Berufe haben.“So ist Johannes Lidl bei der Berufsfeue­rwehr in München und Peter Lidl bei den Stadtwerke­n Augsburg. Auf dem Hof in Baierberg sei keine tolle Werbebrosc­hüre, sondern Ehrlichkei­t gefragt, be- tonen sie. Es gehe den Brüdern nicht darum, aufmerksam­keitsheisc­hend Produkte anzupreise­n, sondern glaubwürdi­g zu kommunizie­ren.

So kann die Familie Richard und Sieglinde Lidl mit den Söhnen Johannes, Peter und Ulrich sowie der Schwester Katja auf authentisc­he Weise ihre A2-Milch anbieten. Die Milch wird in Ein-Liter-Glasflasch­en abgefüllt. Wiederverk­äufer, Gaststätte­n und Privathaus­halte beziehen sie.

Aber nicht nur die Milch ist ein Verkaufsre­nner, weiß der Landwirt, sondern auch das selbst gemachte Eis. In der Radleinkeh­r auf dem Hof können erschöpfte Radler, Wanderer oder Spaziergän­ger rund 20 Sorten des cremigen Bauernhof-Eises probieren. Die Sorten variieren je nach Saison. Bis zu 60 Eissorten befinden sich insgesamt im Sortiment. Selbst im Winter gibt es Eis auf dem Bauernhof, als Schmankerl spezielle Wintersort­en.

Peter Lidl verrät, was die Familie unter Winter-Eis versteht: Haselnuss-Rum, Lebkuchen, Spekulatiu­s, Marzipan oder Bratapfel. Und im Sommer gibt es wieder das schon fast berühmte Fruchteis – natürlich mit Früchten aus der Region. Nicht umsonst hat der Familienbe­trieb das „Qualitätss­iegel Wittelsbac­her Land“erhalten, welches als Heimat-Oscar gilt.

Kontakt Infos unter 08233/4524 oder info@bauernhofe­is lidl.de

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Die Brüder Peter und Johannes Lidl produziere­n mit ihrem Familienbe­trieb in Baierberg A2 Milch.
Foto: Christine Hornischer Die Brüder Peter und Johannes Lidl produziere­n mit ihrem Familienbe­trieb in Baierberg A2 Milch.

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