Aichacher Nachrichten

Schreiben macht ihn glücklich

Jürgen Schwilski bereichert mit seinen Veranstalt­ungen das kulturelle Leben in Mering und Kissing

- VON HEIKE SCHERER

Mering Sein letzter Auftritt liegt noch nicht lange zurück: Eigene Gedichte und Lieder trug Jürgen Schwilski beim lyrischen Kulturcafé in der Bücherei Kissing vor. Im November 2017 veranstalt­ete er mit Jungpoetin Sina Platzbecke­r aus Mering und Dagmar Rohde aus Friedberg einen Abend unter dem Motto „Reden ist Silber, Hören wird Gold“, bei der er Gedichte und Geschichte­n von Günter Grass zum Besten gab. Mit seiner vor zehn Jahren initiierte­n offenen Bühne „Speakers’ Corner“beim Schlosserw­irt möchte er vor allem den jungen Talenten die Möglichkei­t geben, ihre Begabung einem kleinen Publikum vorzustell­en. Mit Peter Hörmann sucht er die Teilnehmer aus, moderiert den Abend und liest oft eigene Texte vor.

Jürgen Schwilksi wurde in dem 300-Seelen-Dorf Schwaninge­n im Schwarzwal­d nahe der Schweizer Grenze geboren und zog 1981 nach München. Im Jahr 1998 wählte er mit seiner Frau und den beiden Kindern Mering als künftigen Wohnsitz. Meist ist das Thema seiner Kurzprosa ohne Reim oder seiner lustigen Geschichte­n das Zugfahren. Als „Pendler Fuko“machte er sich in der Region bei mehreren Veranstalt­ungen einen Namen. In diesen Geschichte­n erzählt Jürgen Schwilski von seinem Leben zwischen Abfahrt und Ankunft als täglicher Zugreisend­er zwischen Mering und München.

Der 61-jährige Meringer, der seit 25 Jahren in München bei der Sparkasse arbeitet, sagt: „Mein Tagebuch habe ich immer bei mir und meistens mache ich mir morgens früh schon Notizen.“Aber er habe sein Gedächtnis inzwischen so gut trainiert, dass er die Erlebnisse auch noch abends zu Hause aufschreib­en könne, fügt er lachend hinzu. Seit seinem 20. Lebensjahr schreibt er, die Initialzün­dung für die Intensivie­rung dieses Hobbys gab ihm aber seine Ehefrau Marianne, die ihm vor circa dreißig Jahren einen Kurs „kreatives Schreiben“bei der Volkshochs­chule zum Geburtstag schenkte. Dabei erkannte er, dass Schreiben und Vorlesen eine echte Bereicheru­ng im Leben sein kön- nen. „Man muss nicht unbedingt Bücher schreiben und berühmt werden. Die Freude am eigenen Ausdruck und die Konservier­ung schöner Momente des Lebens sind allein schon gewinnbrin­gend“, sagt er. So wie ein Hobbyjogge­r nicht gleich olympische­s Gold anstrebe, sondern das Laufen an sich genieße und seine Freude daraus schöpfe.

Laufen ist das zweite Hobby von Jürgen Schwilski. Damit hält er sich für seinen Beruf als Bankkaufma­nn im Firmenkund­engeschäft fit. Er nahm bereits an 27 Marathonlä­ufen in München, Hamburg, Frankfurt, Berlin und weiteren Städten teil. In den letzten Jahren verlegte er sich auf das Ultralangs­treckenlau­fen. Den Bodensee umrundete er in 4,5 Tagen und im letzten Jahr bewältigte er den Donauradwe­g joggend von Passau nach Wien.

Beim Laufen bekommt Jürgen Schwilski aber nicht etwa neue Ideen für Geschichte­n. „Laufen macht meinen Kopf frei. Das ist wie ein Reset für das Gehirn“, verrät er. Da er die Laufgeschw­indigkeit inzwischen seinem Alter angepasst habe – er ist 61 Jahre alt, wirkt aber zehn Jahre jünger – begleitet ihn seine Ehefrau immer häufiger auf seinen Exkursione­n. Wenn läuferisch der Reset-Knopf wieder gedrückt ist, erinnert sich Schwilski gerne an den Spruch von Karl Kraus: „Erst in der Wonne sprachlich­er Zeugung entsteht aus dem Chaos eine Welt.“Gemeinsam mit Dagmar Rohde plant er eine sogenannte „Schreibzei­t“: Konzept ist: Man tagt einmal im Monat in Mering und gibt sich gegenseiti­g Inspiratio­nen zum Schreiben. „Das ist hilfreich, ist doch das Schreiben an sich ein einsamer Job“, so Schwilski. Für die Zukunft plant Schwilski, aus seinen seit dem Jahr 1993 geführten Tagebücher­n ein ordentlich­es Buch zu gestalten. „Vielleicht nehme ich aber auch wieder die Pendlerges­chichten auf. Es hat sich viel geändert im Fuggerexpr­ess“, verkündet er. Ein mögliches Motto ist ihm schon eingefalle­n: „Reisende soll man aufhalten.“

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Foto: Heike Scherer Der Meringer Autor Jürgen Schwilski trat schon öfter mit eigenen Gedichten und Geschichte­n, die er beim Pendeln von Mering nach München erlebt, in der Bücherei Kissing auf.

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