Alles, was den Datschiburgern heilig ist
Herr und Frau Braun nehmen mit Silvano Tuiach im Aichacher Pfarrzentrum Augsburg und die Augsburger aufs Korn. Eine Rolle spielt dabei auch die Klofrau vom Stadtmarkt
Aichach Wie ist das nun mit den Einwohnern unserer nächsten großen Stadt? „Krone der Schöpfung oder einfach nur dumm gelaufen?“Herr Braun alias Roland Krabbe kann als „Professor Steinhäger“in seinem Vortrag über das Gehirn des Augschburgers diese brennende Frage nicht eindeutig klären. Aber sonst erfährt das Publikum im so gut wie ausverkauften Aichacher Pfarrzentrum alles über die besondere Spezies der Fuggerstädter. „Herr und Frau Braun“(Gabriela Koch) und „Geisterfahrer“Silvano Tuiach präsentierten dort am Samstag ihr aktuelles Programm „So klein isch die Welt“. Nach vielen Jahren haben sich die drei Augsburger Lokalkabarettisten wieder einmal zusammengetan, um miteinander herumzugranteln und dem Publikum bissig und gemein die Eigenheiten ihrer Mitbürger vorzuführen.
Geisterfahrer Tuiach gibt sich als regelrechter Bücherwurm, der bereitwillig andere an seinem Wissen teilhaben lässt. In wenigen Minuten erzählt er die Weltgeschichte lü- ckenlos vom Anhauser Faustkeil bis zum bayerischen Maßkrug. Es beginnt mit der Ursuppe, dem Paradies und der Arche Noah, bis zur „Sandburg auf den Sandberg“, wo man gegen die Magyaren kämpft – wenig erfolgreich, denn deren Nachfahren versammeln sich auch heute noch gerne im Oberhauser Zapfhahn, einer Kneipe in der Donauwörther Straße. Tuiachs Ausführungen enden schließlich im heutigen Augsburg, „der westlichsten Stadt der Türkei“.
Tuiach grantelt als Herr Ranzmayr allein herum oder auch zusammen mit Gabriela Koch und Roland Krabbe. Die Szenen folgen Schlag auf Schlag. Herr und Frau Braun joggen herein und prüfen per App ihre Körperfunktionen, die Qualität ihres Schlafs oder ihre Work-LifeBalance. Ob die Sonne gerade scheint, das weiß nicht der Himmel, sondern das Handy. Die beiden Selbstoptimierer lassen zweifeln, ob der Mensch ohne Handy-App überhaupt noch lebensfähig ist.
Dann lauschen die Brauns, Einbrecher fürchtende Reihenhausbesitzer in Hammel, andächtig dem Versicherungsvertreter, der ihnen als Schutz empfiehlt, um ihr Haus herum einen acht Meter breiten Wassergraben mit Piranhas zu ziehen. Oder die beiden Männer brechen als gut befreundete „Bergvagabunden“auf dem Gipfel in einen handfesten Streit darüber aus, ob die Gipfel in der Ferne jetzt die Spitzen vom Prediger- oder dem Milchberg sind. Nicht zu vergessen Berta Beitelrock (Gabriela Koch), die Klofrau vom Stadtmarkt und Preisträgerin der Verdienstmedaille der Stadt Augsburg, berichtet ausführlich von ihrem Berufsalltag.
Ein Höhepunkt ist auch die letzte Nummer, bei der sich Herr und Frau Braun als amerikanische Touristen von Tuiach im schönsten Bavarian-Englisch die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen lassen. Angesichts des Perlachturms erklärt er stolz: „This is the tower, where Michael comes out.“Die Frage, ob es auch einen Platz gebe, wo man feiern und laut singen könne, kann der Geisterfahrer problemlos beantworten: „This is the Helmut-HallerPlatz.“Von der Schupfnudel über den alltäglichen Fuggerstädter Ämterwahnsinn bis hin zum multikulturellen Wandel der Augsburger Gaststättenkultur nehmen die Drei alles aufs Korn, was den Datschiburgern hoch und heilig ist. Der Abend vergeht wie im Flug, teilweise hat das Publikum vor Lachen kaum Zeit, Luft zu holen.
Bevor „So klein isch die Welt“demnächst ausläuft, spielen Herr und Frau Braun und der Geisterfahrer noch zwei Zusatzvorstellungen am 6. und 13. Mai im Spectrum in Augsburg.