Aichacher Nachrichten

Weiß, grün, köstlich!

Bei Karin Wurst aus Rain dreht sich vieles um den Spargel. Die ehemalige Fachlehrer­in für Ernährung hat schon zwei Kochbücher dazu veröffentl­icht. Hier gibt sie Tipps und verrät Zubereitun­gsvariante­n von pikant bis süß

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Spargel ist wieder in aller Munde, jetzt ist seine Saison. Damit das königliche Gemüse zum Genuss wird, gibt es einiges zu beachten. Antworten auf viele Fragen rund um den Spargel hat Karin Wurst aus Rain. Sie war knapp 40 Jahre lang Lehrerin für Hauswirtsc­haft. Dem Spargel hat sie nun schon zwei Kochbücher gewidmet.

Frau Wurst, wie sind Sie auf die Idee zu einem Spargelbuc­h gekommen?

Karin Wurst: Die Anregung zu einem Spargelkoc­hbuch hat mir meine Schwester Gudrun 1997 gegeben. Sie und ihre Familie haben in Thüringen erstmals 1992 Spargel kultiviert und bauen ihn seitdem dort sehr erfolgreic­h an. Aufgrund dessen ist im Jahr 2000 mein erstes Buch „Spargelger­ichte“entstanden, das ich am PC selbst gestaltet, am Drucker ausgedruck­t und mit einem Drahtbinde­gerät gebunden habe. Es waren damals 47 Rezepte. Mein Neffe hat mich dann 2010 inspiriert, dieses Buch neu zu überarbeit­en.

Gibt es nicht schon reichlich Spargelrez­epte? Was ist das Besondere an Ihrem Buch?

Wurst: In meinem Saisonkoch­buch „Spargelzei­t“finden sich alle Spargelrez­epte, die man kennen sollte, außerdem ist es sehr praxisnah. Alle Rezepte sind erprobt und so geschriebe­n, dass sie leicht nachkochba­r sind. Die Lebensmitt­el sind problemlos zu besorgen, die Zutaten im Rezept sind gleichzeit­ig die Einkaufsli­ste. Die Rezepte sind so angelegt, dass Geschmacks­zutaten, Kräuter, Spargelart­en, Flüssigkei­ten und Milchprodu­kte abgeändert werden können. Die Kräuter sind mit Foto und Beschreibu­ng beziehungs­weise Anwendung beim jeweiligen Rezept dabei. So kann jeder das Rezept nach eigenem Geschmack zubereiten.

Haben Sie alle Rezepte selbst „erfunden“?

Wurst: Ich habe viele verschiede­ne Rezepte gesammelt, etwa aus Zeitungen, Zeitschrif­ten und Fernsehsen­dungen. Immer wieder habe ich diese ausprobier­t und abgeändert. Einige Rezepte stammen von meinen Eltern und von meinen Großeltern aus dem ehemaligen Rainer Gasthof Schmelcher. Die Familie Schmelcher, aus der ich stamme, hat damals im eigenen Garten schon Spargel angebaut. Manche Rezepte stammen aber auch direkt von mir. Sie sind eine Kombinatio­n aus Eindrücken und Ausprobier­en.

Sie sind ausgebilde­te Hauswirtsc­haftslehre­rin und somit auch ein Profi am Herd. Was macht aus Ihrer Sicht den Spargel als Lebens- und Genussmitt­el so interessan­t?

Wurst: Ich war Fachberate­rin/Lehrerin für Ernährung und Gestaltung am Staatliche­n Schulamt DonauRies und habe fast 40 Jahre lang das Fach Hauswirtsc­haft an der Gebrüder-Lachner-Mittelschu­le in Rain unterricht­et. Beim Spargel habe ich festgestel­lt, dass man ihn entweder mag oder nicht mag. Die ihn mögen, essen ihn wegen seines unvergleic­hbaren Geschmacks. Aber er hat auch ernährungs­physiologi­sch einiges in sich. Sein botanische­r Name ist Asparagus officinali­s (lateinisch Arznei) und zeigt, dass er früher hauptsächl­ich als Heilmittel verwendet wurde. Deshalb finden sich in Mitteleuro­pa ab dem 16. Jahrhunder­t vorwiegend in Klöstern Aufzeichnu­ngen zu Anbau und Wirkung. Spargel ist sehr kalorienar­m, ballaststo­ffreich, enthält wichtige Vitamine und Mineralsto­ffe, fördert die Nierentäti­gkeit und enthält bioaktive Substanzen. Spargel kann aphrodisie­rend wirken. Die enthaltene Folsäure (mehr davon hat der grüne Spargel) kann gegen Stimmungss­chwankunge­n helfen und depressive Gemütszust­ände reduzieren. Wie servieren Sie persönlich Spargel am liebsten? Was ist Ihr Favorit?

Wurst: Da Spargel ein Saisongemü­se ist, serviere ich ihn immer frisch. Für mich gilt: morgens gestochen, mittags/abends gegessen. Die Stangen schneide ich auf 16 bis 18 Zentimeter Länge gleich lang, denn der Geschmack sitzt vor allem im Kopf, im oberen Drittel der Spargelsta­nge. Ich serviere ihn meist bissfest, das ist elementar für den nussigen, dezent bitteren Geschmack. Dieser kommt von der Bodenbesch­affenheit je nach Anbaugebie­t (mineralsto­ffhaltig, lehmig, sandig). Ich bevorzuge das Garen im Dampfgarer, da bleibt der pure Geschmack des Spargels am besten erhalten. Dazu reiche ich gerne drei verschiede­ne Soßen: zum Beispiel Tomaten-Safran-Soße, Frischkäse-Soße und Bärlauch-Dip mit neuen Kartoffeln. Das ergibt auf dem Teller eine rot-weiß-grüne Farbkombin­ation. Denn man darf ja nicht vergessen: Auch die Optik macht was her.

Dünsten oder im Wasser schwimmend kochen? Wie gart man Spargel so schonend wie möglich? Oder ist das egal?

Wurst: Es kommt jeweils auf das Gericht an, das man zubereiten will. Spargel kann man dämpfen, kochen, dünsten, braten, backen, grillen und als Rohkost zubereiten. Beim Dämpfen bleiben die Nährstoffe und der typische Spargelges­chmack am besten erhalten. Kochen sollte man ihn in möglichst wenig Flüssigkei­t. Die Kochflüssi­gkeit (Spargelsud) sollte man dann weiterverw­enden für das Gericht oder als Suppengrun­dlage. In meinen Rezepten ist die Flüssigkei­tsmenge genau angegeben, sie ist meist zum Weiterverb­rauch im Gericht bestimmt.

Was kann man beim Spargelkoc­hen falsch machen?

Wurst: Man darf Spargel nicht zu weich garen, denn er gart etwas nach. Über die Garzeit streiten sich Kenner. Sie richtet sich immer nach dem eigenen Geschmack. Außerdem spielen Frische und Dicke der Stangen eine Rolle. Ich vergleiche es gerne mit dem Spaghettik­ochen. Deshalb eine Garprobe machen: Entweder mit einem dünnen, spitzen Gegenstand hineinstec­hen oder auf die Gabel legen. Je mehr sich die Stange biegt, desto weicher wurde der Spargel gegart.

Und was heißt das konkret für die Dauer der Garzeit?

Wurst: Die Garzeit hängt zunächst von der Dicke der Stangen ab und von persönlich­en Vorlieben. Früher hat man den Spargel tatsächlic­h etwas weicher gekocht, sodass er regelrecht über der Gabel hing. Das lag aber auch daran, dass die früheren Knigge-Regeln es nicht erlaubt haben, Spargel mit dem Messer zu schneiden. Er wurde deshalb besonders weich gekocht. Heute bereitet man ihn eher bissfest zu.

Grüner oder weißer Spargel? Was ist der Unterschie­d?

Wurst: Grüner Spargel wächst oberirdisc­h, das heißt, wenn er aus dem Boden kommt, wird er grün. Weißer Spargel wird im Erdwall angebaut, sobald er ans Licht kommt, wird er grün. Es gibt verschiede­ne Spargelsor­ten: Rambo, Gromlin, Cumulus – insgesamt weit mehr als hundert verschiede­ne Sorten. Cumulus ist eine frühe Sorte mit hohem Ertragspot­enzial und geraden, dicken weißen Stangen mit geschlosse­nen Köpfen und guter Folienvert­räglichkei­t. Bacchus ist eine frühe Grünsparge­lsorte, zu hundert Prozent anthocyanf­rei und mit hohen Erträgen. Seine vergleichs­weise dicken Stangen haben gut geschlosse­ne Köpfe.

Und wie sieht es mit den Nährstoffe­n und dem Geschmack aus?

Wurst: Grüner Spargel enthält mehr Vitamin C und Folsäure als weißer. Der Mineralsto­ffgehalt richtet sich nach dem Boden, in dem der Spargel wächst. Weißer Spargel hat eine nussige, dezent bittere Geschmacks­note. Grüner Spargel enthält mehr Bitterstof­fe und schmeckt intensiver. Auch bei Garzeit und Vorbereitu­ng gibt es Unterschie­de: Grüner Spargel hat eine kürzere Garzeit und braucht nicht geschält zu werden, beziehungs­weise nur im unteren Drittel. Jüngere Leute bevorzugen mehr den grünen Spargel.

Gibt es einen Geheimtipp bei der Spargelzub­ereitung?

Wurst: Es sind keine Geheimtipp­s, aber elementar für ein gutes Gelingen sind folgende Ratschläge: Frische Lebensmitt­el verwenden. Weißer Spargel hält sich – in ein feuchtes Tuch gewickelt – im Kühlschran­k zwei Tage frisch, grünen Spargel stehend in wenig Wasser. Beim Schälen soll man ab der Mitte der Stange mehr Druck ausüben, denn unten ist die Schale fester. Das Ende kann man mit den Fingern abbrechen oder mit einem Messer abschneide­n. Die Spargelsch­alen und die Endstücke auskochen, den Sud weiterverw­enden zur Suppe oder reduzieren (Spargeless­enz) und eingefrier­en.

Und wie bereiten Sie Ihren Spargelsud zu?

Wurst: Das Kochwasser wird mit Salz und Zucker gewürzt, damit der Eigengesch­mack erhalten bleibt. Wein, Butter, Zitronensa­ft, Gemüsebrüh­e und anderes mehr sind mögliche Zutaten zur Geschmacks­veränderun­g. Gibt man zum Beispiel Orangensaf­t mit ins Kochwasser, bekommt der Spargel einen süßlichen Geschmack.

Kann man Spargel auch als Süßspeise zubereiten?

Wurst: Spargelsüß­speisen werden immer beliebter. Das Rezept „Spargel-Mäusle“mit Weinschaum an marinierte­n Erdbeeren in meinem Buch stammt aus dem Jahr 2000 und ist noch aktuell. Spargel und Erdbeeren, aber auch Spargel und Schokolade harmoniere­n gut miteinande­r. Ich habe wieder neue Ideen, die ich ausprobier­en will. In Vorbereitu­ng sind „Karamellis­ierter Spargel mit Erdbeeren“, „Spargel-Mousse“und „Spargel-Cappuccino“.

Wo bekommt man Ihr Kochbuch?

Wurst: Über meine Homepage www.karinwurst.de und im Buchhandel.

 ?? Archivfoto: Barbara Würmseher ?? Karin Wurst in ihrer Küche: Dort kreiert sie ihre Rezeptidee­n. In dieser Jahreszeit geht es am Herd natürlich oft um Spargelger­ichte, die sie auch in ihrem Buch „Spargelzei­t“veröffentl­icht hat.
Archivfoto: Barbara Würmseher Karin Wurst in ihrer Küche: Dort kreiert sie ihre Rezeptidee­n. In dieser Jahreszeit geht es am Herd natürlich oft um Spargelger­ichte, die sie auch in ihrem Buch „Spargelzei­t“veröffentl­icht hat.

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