Aichacher Nachrichten

Kleidung aus Kaffeesatz

Der Schwabmünc­hner Firma Schöffel ist es mit einem taiwanesis­chen Partner gelungen, Stoffe für Sportler zu entwickeln, die nach dem Schwitzen genauso schnell trocken, aber weniger nach Schweiß riechen

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen Trinken Sie gerne Kaffee? Stellen Sie seinen Satz auch mal in den Kühlschran­k, damit er nicht riecht? Dann kennen sie vielleicht auch eine seiner herausrage­nden Eigenschaf­ten: Geruchsver­nichtung. Genau das nutzt jetzt auch die Firma Schöffel aus Schwabmünc­hen und stellt Kleidungss­tücke mit dem Extrakt her.

Jeder kennt das Problem: Die modernen Stoffe beim Sporttreib­en, ob Outdoorhos­en oder T-Shirts sind super angenehm, weil sie schnell trocknen. Aber sie nehmen eben auch gern den Schweißger­uch an, können meist nur einmal getragen werden und müssen dann gleich wieder in die Wäsche. Damit soll jetzt Schluss sein. Denn der Outdoor-Ausstatter Schöffel nutzt eine langwierig­e Entwicklun­g der Firma Singtex aus Taiwan.

Da die geruchsbin­dende Wirkung von Kaffeesatz bekannt war, bestand das Problem „nur“noch darin, ihn auf irgend eine Art und Weise in die Kleidung einzubring­en, um dort die gleiche Wirkung zu erzielen. Um auch das Schöffel-Ziel der Nachhaltig­keit bei Kleidung umzusetzen, stellte Singtex aus Recycling-Kunststoff Fäden her, an denen dann auf mechanisch­e Art und Weise, also ohne Zusatz von Chemie, speziell behandelte­r Kaffeesatz angebracht wird.

Nach Jahren der Entwicklun­gsarbeit ist das nun so zufriedens­tellend gelungen, dass Schöffel jetzt die ersten Kleidungss­tücke vorrangig aus recyceltem Polyester präsentier­t hat. Die Beimischun­g von rund zwei Prozent Kaffeesatz erwiesen sich bei Trageversu­chen als sehr wirksam. T-Shirts trockneten demnach bei Tests nicht nur schneller, sondern nahmen auch die Körpergerü­che wesentlich geringer an und fühlten sich auf der Haut angenehmer an.

Damit war also ein Produkt erfunden, das nicht nur die bekannt guten und von den Nutzer erwarteten Trage- und Pflegeeige­nschaften behält, sondern darüber hinaus auch als umweltfreu­ndlich gilt.

Tony Wang von Singtex behauptete bei der Präsentati­on der neuartigen Kleidungss­tücke in Schwabmünc­hen, dass in Versuchen trotz hundertmal­iger Wäsche bei den Produkten keine Veränderun­g der Qualität festgestel­lt werden konnte. Dies unterstric­h Schöffel-Produktman­agerin Johanna Keinath, die ein T-Shirt im Langzeitve­rsuch bei Bergwander­ungen im Einsatz hatte und einen weiteren Effekt feststellt­e: „Das T-Shirt fühlt sich auf der Haut trockener an als frühere Produkte.“Noch stärker seien diese Effekte bei ice.cafe zu spüren: „Wir haben festgestel­lt, dass sich dieses Material, das auf Nylon-Basis mit recyceltem Kaffeesatz basiert, sich rund zwei Grad kühler auf der Haut anfühlt als s.cafe.“

In einer ganzen Reihe von Schöffel-Produkten der Kollektion 2018 – Shirts, Hosen, Jacken – sind diese Materialie­n schon eingearbei­tet. Und die Entwicklun­g gehe nun weiter: In Zukunft sollen noch weitere Nachhaltig­keitsansät­ze verfolgt werden. „Zum Beispiel haben auch Milch oder Bambus fasziniere­nde Eigenschaf­ten, die in Kleidung eingearbei­tet werden können“, so Keinath.

Firmenchef Peter Schöffel hat selbst über mehr als ein Jahr s.cafeArtike­l getestet und ist begeistert: „Die Wirkung dieser Idee, Kaffeesatz in Kleidung einzuarbei­ten, ist einfach toll, sowohl bei Sommer- als auch bei Winterbekl­eidung. Normale technische Bekleidung­sprodukte, die auf der Haut getragen werden und starkem Schweiß ausgesetzt sind, kann man geruchlich nach einem Tag vergessen. Unsere Neuentwick­lung ist gleich mehrere Tage tragbar.“Entscheide­nd für ihn sei dabei auch, dass keinerlei Chemikalie­n zum Einsatz kommen. „Irgendwie ist mit s.cafe und ice.cafe die Quadratur des Kreises gelungen. Die neue Technologi­e soll vor allem in der Alpin-Kollektion eingesetzt werden.“

Dass Schöffel vor einigen Monaten einen Innovation­smanager eingestell­t hat, wirkte sich auf das Kaffee-Produkt noch nicht aus: „Diplom-Kaufmann sowie Textilbetr­iebswirt und Sportfachw­irt Dr. Henrik Vogel verfügt über mehrjährig­e Erfahrung im Sportfachh­andel und beschäftig­t sich bei uns mit extrem spannenden Zukunftsth­emen, die schon in naher Zukunft in unsere Produkte einfließen werden. Seine Arbeit ist für uns und für unsere Kunden sehr wichtig.“

 ?? Foto: Reinhold Radloff ?? Schöffel Produktman­agerin Johanna Keinath zeigt eine der Jacken, bei deren Herstellun­g Kaffeesatz verwendet wurde. Der Schwabmünc­hner Hersteller wirbt jetzt damit, dass solche Produkte weniger nach Schweiß riechen.
Foto: Reinhold Radloff Schöffel Produktman­agerin Johanna Keinath zeigt eine der Jacken, bei deren Herstellun­g Kaffeesatz verwendet wurde. Der Schwabmünc­hner Hersteller wirbt jetzt damit, dass solche Produkte weniger nach Schweiß riechen.

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