Kleidung aus Kaffeesatz
Der Schwabmünchner Firma Schöffel ist es mit einem taiwanesischen Partner gelungen, Stoffe für Sportler zu entwickeln, die nach dem Schwitzen genauso schnell trocken, aber weniger nach Schweiß riechen
Schwabmünchen Trinken Sie gerne Kaffee? Stellen Sie seinen Satz auch mal in den Kühlschrank, damit er nicht riecht? Dann kennen sie vielleicht auch eine seiner herausragenden Eigenschaften: Geruchsvernichtung. Genau das nutzt jetzt auch die Firma Schöffel aus Schwabmünchen und stellt Kleidungsstücke mit dem Extrakt her.
Jeder kennt das Problem: Die modernen Stoffe beim Sporttreiben, ob Outdoorhosen oder T-Shirts sind super angenehm, weil sie schnell trocknen. Aber sie nehmen eben auch gern den Schweißgeruch an, können meist nur einmal getragen werden und müssen dann gleich wieder in die Wäsche. Damit soll jetzt Schluss sein. Denn der Outdoor-Ausstatter Schöffel nutzt eine langwierige Entwicklung der Firma Singtex aus Taiwan.
Da die geruchsbindende Wirkung von Kaffeesatz bekannt war, bestand das Problem „nur“noch darin, ihn auf irgend eine Art und Weise in die Kleidung einzubringen, um dort die gleiche Wirkung zu erzielen. Um auch das Schöffel-Ziel der Nachhaltigkeit bei Kleidung umzusetzen, stellte Singtex aus Recycling-Kunststoff Fäden her, an denen dann auf mechanische Art und Weise, also ohne Zusatz von Chemie, speziell behandelter Kaffeesatz angebracht wird.
Nach Jahren der Entwicklungsarbeit ist das nun so zufriedenstellend gelungen, dass Schöffel jetzt die ersten Kleidungsstücke vorrangig aus recyceltem Polyester präsentiert hat. Die Beimischung von rund zwei Prozent Kaffeesatz erwiesen sich bei Trageversuchen als sehr wirksam. T-Shirts trockneten demnach bei Tests nicht nur schneller, sondern nahmen auch die Körpergerüche wesentlich geringer an und fühlten sich auf der Haut angenehmer an.
Damit war also ein Produkt erfunden, das nicht nur die bekannt guten und von den Nutzer erwarteten Trage- und Pflegeeigenschaften behält, sondern darüber hinaus auch als umweltfreundlich gilt.
Tony Wang von Singtex behauptete bei der Präsentation der neuartigen Kleidungsstücke in Schwabmünchen, dass in Versuchen trotz hundertmaliger Wäsche bei den Produkten keine Veränderung der Qualität festgestellt werden konnte. Dies unterstrich Schöffel-Produktmanagerin Johanna Keinath, die ein T-Shirt im Langzeitversuch bei Bergwanderungen im Einsatz hatte und einen weiteren Effekt feststellte: „Das T-Shirt fühlt sich auf der Haut trockener an als frühere Produkte.“Noch stärker seien diese Effekte bei ice.cafe zu spüren: „Wir haben festgestellt, dass sich dieses Material, das auf Nylon-Basis mit recyceltem Kaffeesatz basiert, sich rund zwei Grad kühler auf der Haut anfühlt als s.cafe.“
In einer ganzen Reihe von Schöffel-Produkten der Kollektion 2018 – Shirts, Hosen, Jacken – sind diese Materialien schon eingearbeitet. Und die Entwicklung gehe nun weiter: In Zukunft sollen noch weitere Nachhaltigkeitsansätze verfolgt werden. „Zum Beispiel haben auch Milch oder Bambus faszinierende Eigenschaften, die in Kleidung eingearbeitet werden können“, so Keinath.
Firmenchef Peter Schöffel hat selbst über mehr als ein Jahr s.cafeArtikel getestet und ist begeistert: „Die Wirkung dieser Idee, Kaffeesatz in Kleidung einzuarbeiten, ist einfach toll, sowohl bei Sommer- als auch bei Winterbekleidung. Normale technische Bekleidungsprodukte, die auf der Haut getragen werden und starkem Schweiß ausgesetzt sind, kann man geruchlich nach einem Tag vergessen. Unsere Neuentwicklung ist gleich mehrere Tage tragbar.“Entscheidend für ihn sei dabei auch, dass keinerlei Chemikalien zum Einsatz kommen. „Irgendwie ist mit s.cafe und ice.cafe die Quadratur des Kreises gelungen. Die neue Technologie soll vor allem in der Alpin-Kollektion eingesetzt werden.“
Dass Schöffel vor einigen Monaten einen Innovationsmanager eingestellt hat, wirkte sich auf das Kaffee-Produkt noch nicht aus: „Diplom-Kaufmann sowie Textilbetriebswirt und Sportfachwirt Dr. Henrik Vogel verfügt über mehrjährige Erfahrung im Sportfachhandel und beschäftigt sich bei uns mit extrem spannenden Zukunftsthemen, die schon in naher Zukunft in unsere Produkte einfließen werden. Seine Arbeit ist für uns und für unsere Kunden sehr wichtig.“