Aichacher Nachrichten

Radikallös­ung ist falscher Weg

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger allgemeine.de

Radikale Verfechter der Inklusion sind dafür, dass jeder Schüler mit sonderpäda­gogischem Bedarf eine Regelschul­e besuchen sollte. Förderschu­len sind in ihren Augen deshalb überflüssi­g. Kreisrätin Magdalena Federlin ist eine Anhängerin dieser These. Sie zieht es auch konsequent und manchmal penetrant durch und vertritt ihre Meinung mit Nachdruck und bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t. Manchmal meldet sie sich damit auch zu Wort, wenn es nur im Entferntes­ten um dieses Thema geht. Viele in den Gremien, in denen die Kommunalpo­litikerin der Grünen aus Aichach sitzt, hören dann gar nicht mehr hin. Bei der jüngsten Diskussion im Sozialauss­chuss des Kreistags ging es explizit um das Thema, nämlich den Neubau des Friedberge­r Förderzent­rums, und viele Menschen haben offenbar ganz genau hingehört, was Federlin dazu zu sagen hat. Ihre Ablehnung des Projekts mit der Begründung, Förderschu­len würden das Menschenre­cht verletzen, hat jetzt offenbar viele aufgerütte­lt. Selten erreichen unsere Redaktion bei einem Thema so viele Leserbrief­e, die ohne Polemik, sachlich und mit Argumenten dagegen Stellung beziehen. Magdalena Federlin hat auch Argumente für ihre Meinung beim Thema Inklusion – man muss sie aber nicht teilen.

Die Extrem-Gegner ihrer Thesen sind gegen die Inklusion, weil sie fürchten, dass Kinder mit Förderbeda­rf in einer „normalen“Klasse untergehen. Und weil sie glauben, andere Schüler könnten zu kurz kommen, weil der Förderschü­ler zu viel Aufmerksam­keit beanspruch­t.

Beide Positionen sind nicht richtig. Wie so oft im Leben, ist der Mittelweg der beste. Förderschu­len sind für viele Kinder mit körperlich­en oder geistigen Defiziten der richtige und der beste Ort. Dort gibt es sonderpäda­gogisches Fachund Erfahrungs­wissen. Und es gibt behinderte Kinder, die beim Unterricht in einer Regelschul­e die größten Fortschrit­te machen und gleichzeit­ig ihren Mitschüler­n viel fürs Leben mitgeben. Der richtige Weg ist nur im Einzelfall zu entscheide­n. Wir brauchen keine Radikallös­ungen. Wir brauchen beides, um jedem Kind gerecht zu werden.

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