Aichacher Nachrichten

Hinsetzen, warten, mitfahren

An der Landkreisg­renze nach Dachau startet ein ganz besonderes Projekt für Menschen, die kein Auto haben. Sie können sich einfach mitnehmen lassen. Auch in Sielenbach gibt’s jetzt ein Mitfahrban­kerl. Schüler haben es gebaut

- VON ALICE LAURIA

Sielenbach/Altomünste­r Wollomoos Zwischen Sielenbach und Wollomoos zieht sich die Landkreisg­renze. Sie grenzt das Wittelsbac­her vom Dachauer Land ab. Ohnehin liegt Wollomoos, der kleine Ortsteil der Marktgemei­nde Altomünste­r, eher ungünstig für alle, die auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel angewiesen sind. Noch dazu endet hier das Gebiet des Münchner MVV und es beginnt die Region des Augsburger Verkehrsve­rbundes (AVV). So verwundert es kaum, dass gerade hier eine besondere Idee Wirklichke­it geworden ist: das Mitfahrban­kerl.

Marianne Kerle, Bäuerin aus Wollomoos, hatte von dem Konzept auf einem Vortrag im Aichacher Ortsteil Klingen erfahren und war begeistert. Einfach mitgenomme­n werden von Privatauto­s – wunderbar wäre das für alle Wollomoose­r ohne Auto und alle, die Fahrgemein­schaften bilden wollen, um zu Stoßzeiten lange Autoschlan­gen zu verhindern und die Umwelt zu schonen, dachte sie sich. Seitdem bastelte Kerle mit einem sechsköpfi­gen Team an der Umsetzung. Mithelfer fand sie in Agnes Kranzberge­r, mittlerwei­le wohnhaft in Sielenbach, Irmgard Achter aus Altomünste­r, Julia Loschko, die aus Aichach stammt, aber seit Kurzem in Wollomoos wohnt, Martha Roth aus Wollomoos sowie Markus Hagl und Sabine Graf aus Thalhausen.

In Gemeinscha­ftsarbeit gestaltete sich das Projekt rasend schnell seit Januar. Am Maifeierta­g stand die Einweihung an. Jetzt gibt es Bankerl an sechs Standorten. Fünf davon liegen in der Marktgemei­nde Altomünste­r, eines an der Sielenbach­er Schule. Besonders ältere Menschen können von dieser Idee profitiere­n, ob es nur der Kirchenbes­uch, ein Arztbesuch oder eine Erledigung auf der Bank ist – die Bankerl signalisie­ren vorbeifahr­enden Autos, wo man hin möchte. Die Initiatore­n gehen davon aus, dass viele von Bekannten mitgenomme­n werden, was ohnehin in einem so kleinen Radius zwischen den fünf Ortschafte­n recht viele sein dürften. Schließlic­h „kennt auf dem Land fast jeder jeden“, wie sie sagen.

Die Bänke selbst wurden zum Teil gespendet, zum Teil von den Schülern der siebten Klasse der Mittelschu­le Sielenbach unter Leitung ihrer Lehrerin Christiane Günther in mühevoller Handarbeit hergestell­t. Hierbei unterstütz­te das Schulamt Aichach-Friedberg die Schule im Rahmen des Projektes „Praxis in der Mittelschu­le“finanziell. Generell stießen die Verantwort­lichen auf enorm viel Unterstütz­ung in den Gemeinden, wie sie betonten. Sowohl der Markt Altomünste­r zeigt sich von der Idee angetan als auch die Gemeinde Sielen- bach. Bürgermeis­ter Martin Echter freut sich über die Aktion und hofft, dass die Bankerl gut angenommen werden. Die Leiterin der Mittelschu­le Sielenbach, Claudia Gadsch, war auch von Anfang an von der Idee begeistert. Ihre Schüler fertigten gleich zwei Mitfahrban­kerl an. Das zweite wurde nach Wollomoos gestiftet. Seitdem, so Marianne Kerle, „steht das schönste Bankerl von Wollomoos oben am Berg.“Die von den Schülern gefertigte­n Bänke sind nicht nur stabil und zweckmäßig, sondern auch äußerst dekorativ mit eingearbei­teten Mosaikverz­ierungen. Am Dienstag war es endlich so weit. Mit einer Feier begann die Einweihung der Bänke in Wollomoos und es ging weiter nach Sielenbach. Hier segnete Pater Clemens das neue Bankerl. Die Sielenbach­er Blaskapell­e spielte, Bürgermeis­ter Echter und Marianne Kerle hielten Reden. Das besondere Schmankerl dieses Einweihung­stages war mit Sicherheit der Oldiebus, mit dem alle Feiernden den Nachmittag über die sieben Bankerl Stationen abfahren konnten.

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Die Verantwort­lichen für die Idee der Mitfahrban­kerl und die Beteiligte­n der feierliche­n Einweihung: (stehend von links) Agnes Kranzberge­r, Irmgard Achter, Josef Wiedmann, Pater Clemens, Martin Echter, Julia Loschko und Martha Roth sowie (sitzend von...
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Mit diesem prächtigen Oldiebus konnten Neugierige am Dienstag die sieben Mitfahrban­kerl anfahren, besichtige­n und sich Stempel für ein Gewinnspie­l abholen.
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Fotos: Alice Lauria Das Sielenbach­er Mitfahrban­kerl haben Schüler der siebten Klasse der örtlichen Mittelschu­le in Gemeinscha­ftsarbeit gebaut und gestaltet.

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