So empfängt Pipinsried die Löwen Fans
Beim Schlagerspiel werden rund 5000 Sechzig-Anhänger erwartet. Zwei Einheimische erklären, warum anfangs nicht alle im Dorf davon begeistert waren und weshalb die Münchner auf den Außenseiter stehen
Altomünster Pipinsried Es ist das viel zitierte „Spiel des Lebens“für das kleine Dorf Pipinsried. Am Samstag ist der große TSV 1860 München zu Gast beim FCP. Seit Wochen gibt es im Dachauer Hinterland kein anderes Thema. Dank einer eigens errichteten Naturtribüne (wir berichteten) werden rund 7000 Zuschauer Platz haben.
Bei den meisten in Pipinsried herrscht Vorfreude auf das Schlagerspiel. Das war nicht immer so, erklärt Benjamin Rauch, Fan- und Sicherheitsbeauftragter beim FCP. „Anfangs hatten einige die Befürchtung, dass die Löwen-Fans unser ganzes Dorf auseinandernehmen. Das hat sich nun aber geändert.“Denn fast allerorts in der Regionalliga haben die Münchner einen positiven Eindruck hinterlassen. „Da hat sich einiges getan. Ihr Verhalten ist bislang tadellos und mittlerweile gibt es auch keine Skeptiker mehr im Dorf. In der Vergangenheit war das nicht immer so. Jetzt mache ich mir aber keine Sorgen“, so Rauch, der selbst Löwen-Fan ist. Der 36-Jährige hat ganz andere Befürchtungen: „Hoffentlich klappt mit Verkehr alles und es gibt kein Chaos.“Rauch kümmert sich beim FCP um die Belange der eigenen und der gegnerischen Fans. In den vergangenen Wochen war er in erster Linie mit den Ticketanfragen für das Spiel gegen die Löwen beschäftigt. Außerdem hat er im Vorfeld fast alle Löwen-Fanklubs angeschrieben. „Die kommen sogar aus Oberfranken und der Oberpfalz. Das ist echt Wahnsinn. Man kommt so aber mit den Löwen-Fans in Kontakt.“
Das Verhältnis bezeichnet der Altomünsterer als positiv. „Die Reaktionen auf das, was wir in Pipinsried auf die Beine stellen, sind super. Die Löwen-Ultras beneiden uns sogar. Denn bei uns machen wir alles ehrenamtlich in Eigenregie. Das wünscht sich doch jeder Fußballfan. Das ist das Gegenstück zu dem, was in den vergangenen Jahren bei Sechzig passiert ist.“Rauch hofft auf ein Fußballfest – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Denn auf beiden Seiten könnte es am Samstag einiges zu feiern geben. Die Löwen können den Titel klar machen und der FCP den Klassenerhalt feiern. „Das wäre ein Traum. Die Stimmung wird aber ausgelassen und friedlich sein, egal wie es ausgeht.“Ein wenig angespannt ist er aber dann doch: „Im Moment sind alle noch mitten in den Vorbereitungen. Keiner weiß, wie es wird, denn einen solchen Andrang hat es in Pipinsried noch nie gegeben. Das kann sich keiner vorstellen. Aber es wird bestimmt unvergesslich.“
Auf ein Fußballfest hofft auch Martin Ott. Das Pipinsrieder Urgestein ist seit seinem fünften Lebensjahr LöwenFan und, wann immer möglich, bei den Spielen der Sechzger im Stadion. Aber nur, wenn Pipinsried nicht gerade spielt: „Der FCP braucht die Unterstützung aktuell dringender“, sagt Ott, der mit einem Kern von rund 40 Fans die Pipinsrieder auch zu den Auswärtsspielen begleitet. Mit rund 20 Löwen-Fans aus Pipinsried ist Ott regelmäßig im Ausdem tausch. „Die Blauen sind bei uns im Ort in der Überzahl. Wir haben zwar noch keinen offiziellen Fanklub, aber es gibt schon Pläne.“Für den 31-Jährigen ist das Schlagerspiel ein Höhepunkt. „Dass der FCP gegen die Löwen spielt, hat mich traurig und froh zugleich gemacht.“Sportlich war der Absturz in die Regionalliga schwierig für Ott, allerdings sieht er auch das Positive: „Wir spielen wieder im Grünwalder und auch die Fanszene hat sich gewandelt. Die Löwen treten viel friedlicher auf und gleichzeitig stimmungsvoller.“
Davon konnte sich Ott beim Hinspiel überzeugen. Er und rund 100 Pipinsrieder Fans nahmen die Einladung des Löwenmagazins an und gingen vor der Partie zu einem Stehempfang ins Giesinger Bräu in München. Dort tauschten sich die Fans beider Lager aus und kamen ins Gespräch. Danach ging es gemeinsam zum Stadion, wo die rund 700 Pipinsrieder gemeinsam mit den 12000 Münchnern friedlich das Regionalligaspiel sahen. „Da war eine super Stimmung. Damals wurde der Grundstein gelegt für das gute Verhältnis der beiden Klubs“, erklärt Ott. Nicht umsonst titelt das Löwen- magazin aktuell auf seiner Homepage „Zu Gast bei Freunden: Sechzig meets Pipi“. „Wir bekommen in den Foren viel Zuspruch seitens der Löwen-Fans. Die interessiert, was bei uns passiert und finden das gut“, so Ott, der am Samstag zunächst beim Einlaufen der Teams musizieren und anschließend als einer von zahlreichen Helfern sich um das Wohl der Zuschauer kümmern wird. „Vom Spiel werde ich gar nicht so viel mitbekommen.“Ott tippt auf einen knappen 2:1-Erfolg der Löwen. Wenn dann auch der Klassenerhalt für Pipinsried feststehen sollte, dürfte der obligatorischen Bierdusche des kommenden Meisters nichts im Wege stehen. Der FCP hatte im Vorfeld schon bei der Brauerei angefragt, ob die Biervorräte reichen. Benjamin Rauch versichert: „Da wird es keine Probleme geben.“
Der FCP kann den Klassenerhalt übrigens schon am heutigen Donnerstag schaffen. Ab 18.30 Uhr ist das Team von Fabian Hürzeler beim SV Schalding-Heining zu Gast. Das Spiel wurde aufgrund des Zusammenbruchs eines Zuschauers beim Stand von 1:0 für den FCP abgebrochen und wird nun nachgeholt.