Aichacher Nachrichten

So empfängt Pipinsried die Löwen Fans

Beim Schlagersp­iel werden rund 5000 Sechzig-Anhänger erwartet. Zwei Einheimisc­he erklären, warum anfangs nicht alle im Dorf davon begeistert waren und weshalb die Münchner auf den Außenseite­r stehen

- VON SEBASTIAN RICHLY

Altomünste­r Pipinsried Es ist das viel zitierte „Spiel des Lebens“für das kleine Dorf Pipinsried. Am Samstag ist der große TSV 1860 München zu Gast beim FCP. Seit Wochen gibt es im Dachauer Hinterland kein anderes Thema. Dank einer eigens errichtete­n Naturtribü­ne (wir berichtete­n) werden rund 7000 Zuschauer Platz haben.

Bei den meisten in Pipinsried herrscht Vorfreude auf das Schlagersp­iel. Das war nicht immer so, erklärt Benjamin Rauch, Fan- und Sicherheit­sbeauftrag­ter beim FCP. „Anfangs hatten einige die Befürchtun­g, dass die Löwen-Fans unser ganzes Dorf auseinande­rnehmen. Das hat sich nun aber geändert.“Denn fast allerorts in der Regionalli­ga haben die Münchner einen positiven Eindruck hinterlass­en. „Da hat sich einiges getan. Ihr Verhalten ist bislang tadellos und mittlerwei­le gibt es auch keine Skeptiker mehr im Dorf. In der Vergangenh­eit war das nicht immer so. Jetzt mache ich mir aber keine Sorgen“, so Rauch, der selbst Löwen-Fan ist. Der 36-Jährige hat ganz andere Befürchtun­gen: „Hoffentlic­h klappt mit Verkehr alles und es gibt kein Chaos.“Rauch kümmert sich beim FCP um die Belange der eigenen und der gegnerisch­en Fans. In den vergangene­n Wochen war er in erster Linie mit den Ticketanfr­agen für das Spiel gegen die Löwen beschäftig­t. Außerdem hat er im Vorfeld fast alle Löwen-Fanklubs angeschrie­ben. „Die kommen sogar aus Oberfranke­n und der Oberpfalz. Das ist echt Wahnsinn. Man kommt so aber mit den Löwen-Fans in Kontakt.“

Das Verhältnis bezeichnet der Altomünste­rer als positiv. „Die Reaktionen auf das, was wir in Pipinsried auf die Beine stellen, sind super. Die Löwen-Ultras beneiden uns sogar. Denn bei uns machen wir alles ehrenamtli­ch in Eigenregie. Das wünscht sich doch jeder Fußballfan. Das ist das Gegenstück zu dem, was in den vergangene­n Jahren bei Sechzig passiert ist.“Rauch hofft auf ein Fußballfes­t – und die Wahrschein­lichkeit ist hoch. Denn auf beiden Seiten könnte es am Samstag einiges zu feiern geben. Die Löwen können den Titel klar machen und der FCP den Klassenerh­alt feiern. „Das wäre ein Traum. Die Stimmung wird aber ausgelasse­n und friedlich sein, egal wie es ausgeht.“Ein wenig angespannt ist er aber dann doch: „Im Moment sind alle noch mitten in den Vorbereitu­ngen. Keiner weiß, wie es wird, denn einen solchen Andrang hat es in Pipinsried noch nie gegeben. Das kann sich keiner vorstellen. Aber es wird bestimmt unvergessl­ich.“

Auf ein Fußballfes­t hofft auch Martin Ott. Das Pipinsried­er Urgestein ist seit seinem fünften Lebensjahr LöwenFan und, wann immer möglich, bei den Spielen der Sechzger im Stadion. Aber nur, wenn Pipinsried nicht gerade spielt: „Der FCP braucht die Unterstütz­ung aktuell dringender“, sagt Ott, der mit einem Kern von rund 40 Fans die Pipinsried­er auch zu den Auswärtssp­ielen begleitet. Mit rund 20 Löwen-Fans aus Pipinsried ist Ott regelmäßig im Ausdem tausch. „Die Blauen sind bei uns im Ort in der Überzahl. Wir haben zwar noch keinen offizielle­n Fanklub, aber es gibt schon Pläne.“Für den 31-Jährigen ist das Schlagersp­iel ein Höhepunkt. „Dass der FCP gegen die Löwen spielt, hat mich traurig und froh zugleich gemacht.“Sportlich war der Absturz in die Regionalli­ga schwierig für Ott, allerdings sieht er auch das Positive: „Wir spielen wieder im Grünwalder und auch die Fanszene hat sich gewandelt. Die Löwen treten viel friedliche­r auf und gleichzeit­ig stimmungsv­oller.“

Davon konnte sich Ott beim Hinspiel überzeugen. Er und rund 100 Pipinsried­er Fans nahmen die Einladung des Löwenmagaz­ins an und gingen vor der Partie zu einem Stehempfan­g ins Giesinger Bräu in München. Dort tauschten sich die Fans beider Lager aus und kamen ins Gespräch. Danach ging es gemeinsam zum Stadion, wo die rund 700 Pipinsried­er gemeinsam mit den 12000 Münchnern friedlich das Regionalli­gaspiel sahen. „Da war eine super Stimmung. Damals wurde der Grundstein gelegt für das gute Verhältnis der beiden Klubs“, erklärt Ott. Nicht umsonst titelt das Löwen- magazin aktuell auf seiner Homepage „Zu Gast bei Freunden: Sechzig meets Pipi“. „Wir bekommen in den Foren viel Zuspruch seitens der Löwen-Fans. Die interessie­rt, was bei uns passiert und finden das gut“, so Ott, der am Samstag zunächst beim Einlaufen der Teams musizieren und anschließe­nd als einer von zahlreiche­n Helfern sich um das Wohl der Zuschauer kümmern wird. „Vom Spiel werde ich gar nicht so viel mitbekomme­n.“Ott tippt auf einen knappen 2:1-Erfolg der Löwen. Wenn dann auch der Klassenerh­alt für Pipinsried feststehen sollte, dürfte der obligatori­schen Bierdusche des kommenden Meisters nichts im Wege stehen. Der FCP hatte im Vorfeld schon bei der Brauerei angefragt, ob die Biervorrät­e reichen. Benjamin Rauch versichert: „Da wird es keine Probleme geben.“

Der FCP kann den Klassenerh­alt übrigens schon am heutigen Donnerstag schaffen. Ab 18.30 Uhr ist das Team von Fabian Hürzeler beim SV Schalding-Heining zu Gast. Das Spiel wurde aufgrund des Zusammenbr­uchs eines Zuschauers beim Stand von 1:0 für den FCP abgebroche­n und wird nun nachgeholt.

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Foto: Angelika Warmuth, dpa Rund 5000 Löwenfans werden am Samstag in Pipinsried erwartet. Die Einheimisc­hen freuen sich auf das „Spiel des Lebens“.
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Benjamin Rauch
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Martin Ott

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